Beratungsstelle im Rhein-Kreis Neuss Berater helfen unbürokratisch

Rhein-Kreis · Der Sozialpsychiatrische Dienst des Kreises ist eine Beratungsstelle, die Menschen mit psychischen und/oder Sucht-Erkrankungen und auch deren Angehörige unterstützt. Es geht darum, Menschen zu überzeugen, sich helfen zu lassen.

Stephan Düss ist Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes im Rhein-Kreis.

Foto: Foto: Judith Michaelis (jumi)

Die Klientel umfasst jede Altersstufe und manchmal sind es die Betroffenen gar nicht selbst, die um ein Gespräch bitten, sondern Angehörige, Nachbarn oder auch Kollegen, weil sie merken, da ist etwas nicht in Ordnung. „Unser Angebot steht jedem im Rhein-Kreis offen“, sagt Stephan Düss, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Und doch muss der Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes direkt mit einer falschen Annahme aufräumen, nämlich der, dass der Dienst auch therapeutische Angebote „im Gepäck“ hat. Das hat er nämlich nicht, und die Beratungsstelle sei, wie Düss betont, auch kein psychiatrischer Notfalldienst. Dafür bietet sie jede Menge Hilfestellungen an. „Mein Team und ich versuchen die Menschen, die zu uns kommen, oder diejenigen, die wir kontaktieren, weil sie uns gemeldet wurden, zu motivieren, sich auf Hilfe einzulassen, wenn wir feststellen, sie brauchen sie“, erklärt Düss.

Zu seinem Team gehören acht Sozialarbeiter sowie acht Sozialpädagogen. Und die machen auch Hausbesuche. „Gerade für Menschen mit Depressionen ist es oft sehr schwer, ihr Haus oder ihre Wohnung zu verlassen“, sagt Düss. Da fällt es manchem sogar schwer, einen Arzt aufzusuchen. „Auch dorthin begleiten wir denjenigen dann schon einmal“, so Düss und: „Wir haben Klienten, die über Jahre unsere Hilfe in Anspruch nehmen.“

Eng zusammen arbeiten die Mitarbeitenden des Sozialpsychiatrischen Dienstes mit Fachärzten, Kliniken und Verbänden in der Region und stehen eben auch als Ansprechpartner für Angehörige zur Verfügung. „Oft wissen die ja gar nicht, wie sich verhalten sollen, wie sie am besten helfen und unterstützen können. Sie merken nur, es stimmte was nicht. So geht es auch Kollegen, die sich aufgrund von Homeoffice nun lange nicht gesehen haben und feststellen, dass einer vielleicht komische E-Mails schreibt. Auch sie können sich vertraulich an uns wenden, wenn sie meinen, das Hilfe notwendig ist“, sagt der Mediziner. Wer sich übrigens an den Dienst wendet, braucht nicht zu befürchten, monatelang auf einen Termin warten zu müssen. „Das geht sehr schnell, innerhalb weniger Tage“, verspricht Stephan Düss. Dabei hilft, dass die Mitarbeitenden des Dienstes auch Sprechstunden in Dormagen, Grevenbroich und Korschenbroich anbieten, der Zugang zum Angebot somit bewusst niederschwellig ist. Beratung erfolgt übrigens in Einzel-, Paar- und Familiengesprächen – sie ist vertraulich und kostenfrei. Zur den Aufgaben der Beratungsstelle gehöre unter anderem aber auch, erläutert Düss, die Einleitung von gesetzlichen Betreuungen, wenn festgestellt werde, dass der Hilfesuchende eine Gefahr für sich und/oder andere darstelle. Zudem erstellt der Facharzt psychiatrische Gutachten für den Rhein-Kreis. „Bei minderjährigen Kindern in betroffenen Familien wird je nach Situation das Jugendamt hinzugezogen“, sagt Düss, den die Arbeit auch nach vielen Jahren immer wieder erfüllt. „Wissen Sie, wenn man es schafft, Menschen, die psychisch krank sind, zu motivieren, Hilfe anzunehmen, also für sich etwas zu tun, dann ist das schon ein tolles Gefühl“, sagt er.

Die Fokussierung auf immer wieder einen neuen „Fall“ mache die Beratungen sehr abwechslungsreich.