Die Seglervereinigung Wuppertal bietet trotz der Corona-Auflagen einen Feriensportkurs an und auf der Bever-Talsperre an Segelkurs ersetzt den Sommerurlaub
Hückeswagen · Segler-Vereinigung Wuppertal bietet dieser Tage einen Ferienkurs an. Auch Kenterübungen gehören zum Programm.
Kentern ist nicht unbedingt das, was sich ein Segelsportler als Idealfall vorstellt. „Scheint die Sonne auf das Schwert (gemeint ist der Kiel des Schiffes), macht der Segler, was verkehrt“, heißt es griffig. Doch in diesem Fall ist das Kentern ausdrücklich gewollt. Lisa (9) hält sich am Mast der kleinen Jolle fest und lehnt sich über Bord, so dass das Bötchen, wegen seiner Form und Größe liebevoll auch Badewanne genannt - kippt. Untergehen kann es dank der Luftpolster im Innern nicht, doch nun geht es ans Aufrichten, um für den Ernstfall gewappnet zu sein.
Kenterübungen gehörten in dieser Woche zum Startprogramm des Anfängersegelkurses der Segler-Vereinigung Wuppertal. Der Kurs bei der SVWu an der Bevertalsperre gehört seit Jahren zu den Rennern im Feriensportprogramm der Stadt, und doch war lange nicht klar, ob der Kurs diesmal nicht selbst kentern würde. Denn mitten in der Planungsphase hatte die Corona-Pandemie zugeschlagen. Doch letztlich entschied die Jugendabteilung um Abteilungsleiterin Regina Schneider, doch wieder an die Startlinie zu gehen, wenn auch mit erheblichen Einschränkungen.
So wurde die Teilnehmerzahl von 20 bis 25 auf zehn begrenzt, und auch im Zelt übernachten dürfen die Kinder diesmal nicht, werden morgens um 10 Uhr von den Eltern gebracht, um dann am Nachmittag um 16 Uhr wieder abgeholt zu werden. „Natürlich fehlt da etwas, aber es geht momentan nicht anders und ganz verzichten wollten wir auf den Kurs nicht“, sagt Regina Schneider. Schließlich ist der Kurs auch für den Verein ein beliebtes Mittel der Mitgliederrekrutierung.
Kevin (23) etwa, der zu den fünf Übungsleitern beim Kurs gehört, ist vor rund zehn Jahren auch über einen solchen Kurs zum Segeln und damit auch zur SVWu gekommen und hängengeblieben. „Es hat damals gleich gefunkt“, sagt er. Kein Wunder, bei Sonnenschein, wie es ihn am Montag reichlich gibt, fühlt sich das wie Urlaub an. Der SVWu hat seine Anlage mit großem Seglerheim, Werkstattneubau, zwei Bootsstegen und Liegewiese wunderbar ausgebaut. Das Wasser hat momentan knapp 20 Grad, so dass es kein Problem und für viele sogar willkommen ist, ins Wasser zu fallen.
Die 9- bis 15-jährigen Kursteilnehmer sind zudem mit kurzem Neoprenanzug und Schwimmweste ausgestattet. „Die Anzüge sind alles Spenden von unseren Clubmitgliedern, wenn sie deren Kindern nicht mehr passten“, erklärt Regina Schneider. Sicherheit wird ohnehin groß geschrieben. Frank Kasler, Obmann für Fahrtensegeln und Bootsführer der DLRG umkreist das Übungsszenario mit einem Motorboot. Auch ein zweites ist auf dem Wasser.
An der Bever vergeht
die Zeit wie im Fluge
Die zierliche Lisa ist inzwischen dabei, ihr Boot wieder aufzurichten. „Fass das Schwert, stell dich auf den Süllrand und lehn dich nach hinten“, lauten die Anweisungen. Und siehe da, der Optimist richtet sich tatsächlich auf. Jetzt noch ins Boot ziehen, wobei der sogenannte Ausreitgurt im Innern als Packende hilft. Lisa hat es geschafft und schon springt der nächste Kandidat vom Bootssteg aus ins Wasser, um es ihr nachzutun.
Die Zeit, die nach dem Mittagessen sehr kurz ist, vergeht wie im Fluge. Gerade noch genug, um den Kindern in der Valk, einer sieben Meter langen Jolle das erste Segelgefühl zu geben. Am Morgen hatten sie ohne Segel im Optimisten gepaddelt, um sich an das Boot zu gewöhnen. „Hat Spaß gemacht“, strahlt Lisa, als sie und ihr Bruder Nicolas von Mama Tatjana Kruft abgeholt werden. Und die ist froh, dass sie in dem Kurs noch Plätze für ihre Kinder hatte ergattern können, zumal der wie immer schnell ausgebucht war. „Sie können hier neue Erfahrungen sammeln, außerdem fahren wir wegen Corona in diesem Jahr nicht weg, da ist das hier am Wasser so etwas wie Urlaubsgefühl“, so Tatjana Kruft.
Den Eltern hat Regina Schneider angeboten, mal einen Tag auf dem Gelände zu verbringen, während ihre Kindern segeln. „Sie müssen sich nur raushalten“, lacht sie. Nicht nur bei Kenterübungen lässt man lieber die Profis machen. Am Ende soll jedes Kind wenn möglich selbst den Optimisten steuern können.