Bankautomaten-Betrug: Keine Bilder von den Tätern
Überwachungskamera war nur eine Attrappe.
<strong>Haßlinghausen. Nur etwa 40 Minuten war ein illegal montiertes Kartenlesegerät am Samstagmorgen am Geldautomaten der Commerzbank-Filiale an der Mittelstraße in Betrieb, bis eine aufmerksamer Kunde die Veränderung der Polizei meldete. Das hat die Untersuchung des Falls (wir berichteten) jetzt ergeben. "Laut Daten der Commerzbank wurde um 9.40Uhr eine Testkarte in das Gerät eingeführt. Um 10.20Uhr meldete sich dann der Zeuge", berichtete Hans Lange, zuständiger Sachbearbeiter bei der Kriminalpolizei, am Mittwoch zu den bisherigen Ermittlungsergebnissen. Nur sechs oder sieben Kunden hätten den Automat in der Zwischenzeit genutzt. Die seien von der Commerzbank informiert, die Konten auf Wunsch gesperrt worden.
"Ich weiß nicht, ob da nicht am falschen Ende gespart wurde." Polizist Hans Lange
Nun hofft Lange auf kriminaltechnische Spuren der Apparaturen, zu denen auch eine Minikamera gehörte. Sie würden derzeit beim Landeskriminalamt untersucht. Auf Bilder einer Überwachungskamera kann er dagegen bei der Suche nach den Tätern nicht bauen - obwohl über dem Geldautomaten gut sichtbar ein solche hängt. "Das ist aber nur eine Attrappe", sagt Lange. Warum dort ein solcher "Blender" verwendet wurde und wie verbreitet das ist, dazu gab es am Mittwoch von der Commerzbank-Zentrale aus Frankfurt keine Auskunft. "Sicherheitsrelevante Angaben machen wir nicht", hieß es. Hans Lange fehlen damit wertvolle Hinweise: "Ich weiß nicht, ob man da nicht am falschen Ende gespart hat", sagt er. Durch so genanntes Skimming - das heißt Ausspionieren von Karten- und Geheimnummern durch illegale Aufsätze an Bankautomaten - entsteht bundesweit hoher Schaden. Die Täter (auffällig wurden laut Polizei rumänische Banden) sind gut organisiert, denn Geld abheben kann man mit gefälschten Karten nur aus dem Ausland. In Deutschland erfolgt stets ein Online-Abgleich des Zusatzcodes der Karte, der für die Gangster nicht lesbar ist. Von ausländischen Terminals gibt es aber keine Onlineverbindung, so dass dort Pin- und Kartennummer ausreichen.Der jüngste Fall aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis datiert vom 23.März dieses Jahres. Betroffen war ein Geldinstitut in Gevelsberg. Lange erinnert sich aber auch noch an einem Fall aus dem Flori-Gartenmarkt in Wuppertal-Nächstebreck hinter der Sprockhöveler Stadtgrenze.
"Da haben Täter einen Geldautomaten manipuliert und vier Wochen später ganz abgebaut. Am nächsten Tag wurden aus Stockholm und Paris vierstellige Summen von Konten der Geschädigten abgebucht", so Lange.
Dass die Sache in Haßlinghausen offenbar vergleichsweise glimpflich ausgegangen ist, dürfte vor allem der Geistesgegenwart des Zeugen zu verdanken sein, der die Polizei informierte. Lange: "Er hat gleich gesehen, dass da etwas anders ist als sonst."