Politik Britta Altenhein: „Nur Frauen können Frauenpolitik machen“

Hiddinghausen · Für ihr Engagement wurde die Sprockhövelerin als Stadtälteste ausgezeichnet.

 Britta Altenhein hat sich aus dem Stadtrat verabschiedet, engagiert sich aber weiter im Kreis.

Britta Altenhein hat sich aus dem Stadtrat verabschiedet, engagiert sich aber weiter im Kreis.

Foto: Britta Altenhein

Zwischen den letzten Vorbereitungen für die Feiertage nimmt sich Britta Altenhein noch die Zeit, um mit der WZ über ihren Austritt aus dem Stadtrat, die Ehrung als Stadtälteste und die Arbeit im Kreistag zu sprechen. Sie blickt zurück auf die Themen, die ihr wichtig waren, berichtet von Projekten, die ihre politische Karriere geprägt haben, und erklärt, an welchen Stellen kommunalpolitisch noch viel zu tun ist.

„Ich bin von Anfang an bei den Grünen gewesen“, sagt die 68-Jährige. „Ende der 1970er waren die wichtigsten Themen die Diskussion um Atomenergie und ,Frieden schaffen ohne Waffen‘ – was heute wieder so erschreckend aktuell ist – und wodurch sich die Grünen thematisch verbunden haben.“ In den frühen 1980ern dann waren auch die Grünen im Ennepe-Ruhr-Kreis vertreten, aus Ennepe-Ruhr-Süd ging dann der Ortsverband Sprockhövel hervor: „Wir wollten uns auf eigene Füße stellen und 1984 für den Rat kandidieren – mit drei Leuten saßen wir dann im Rat.“

Ihre Themenschwerpunkte waren Gleichstellung und Verkehrspolitik

Altenhein, die in Hiddinghausen lebt und bis zum Ruhestand 2019 Bibliothekarin war, war über mehrere Wahlperioden hinweg Fraktionsvorsitzende der Grünen. Und 1994 bekam sie dann als erste Frau die Position der stellvertretenden Bürgermeisterin. Sehr passend zu ihren Themenschwerpunkten, zu denen neben der Umweltpolitik eben auch schon immer Gleichstellung und -berechtigung gehörten: „Frauen in die Politik zu kriegen und da auch zu fördern.“

So habe sie es als sehr positiv empfunden, dass die Grünen die Quotierung einführten; also Frauen bei Listenaufstellungen gleichberechtigt berücksichtigen. Und es ist auch wirklich das Thema, das sich durch ihre politische Karriere zieht, das ihr auch nun als Stadtälteste, die die Arbeit im Rat niederlegt, noch sehr wichtig ist.

Verstärkt habe sie sich aber auch im Finanzausschuss sowie in der Verkehrspolitik eingesetzt. „Auf kommunaler Ebene spielen die Friedens- und die Atompolitik keine große Rolle – der Verkehr aber schon.“ Besonders, weil Sprockhövel durch viele große Straßen geprägt sei und Lärm und Abgase das Leben beeinträchtigten, habe sie sich verkehrspolitisch engagiert, später seien auch die Themen Öffentlicher Personennahverkehr und Radverkehr dazugekommen. „Was mal der Umweltschutz war, hat sich ausdifferenziert und sich in Natur- und Klimaschutz aufgeteilt.“ Sie habe die Verkehrspolitik kommunal als Klimaschutzthema aufgefasst. Dazu fällt Altenhein konkret der Busbahnhof Haßlinghausen und der Arbeitskreis Radverkehrsförderung ein. 2004 dann habe sie den Schritt in den Kreistag gemacht, noch neben ihrer Tätigkeit in der Stadtpolitik.

Immer wieder habe es Themen gegeben, die zu Herausforderungen wurden, Schwierigkeiten, die sie einfacher machen, und Probleme, die Altenhein lösen wollte. So sei das Thema Gleichstellung zwar im Rat Thema gewesen, durch die SPD sei auch eine Gleichstellungsbeauftragte – eine der ersten in Deutschland – ins Amt gekommen, doch die Aufgaben seien wieder stark eingegrenzt worden: „Das wurde fast reduziert auf die Mitarbeit bei Stellenausschreibungen“, erinnert sich die Sprockhövelerin. „Aber das hat sich mit der neuen Bürgermeisterin ja geändert.“

Einsatz für ein eigenes
Jugendamt in der Stadt

Engagiert hat sich die ehemalige Bibliothekarin außerdem dafür, dass Sprockhövel ein eigenes Jugendamt bekam und diese Aufgaben nicht mehr dem Kreis zugeordnet wurden: „Ein Jugendamt muss nah am Menschen sein, um die Themen mitzubekommen.“ Auch der Umgang mit geflüchteten Menschen habe ihre Zeit in der Politik bewegt, dabei vor allem die Aufarbeitung von Ressentiments.

Altenhein erklärt, dass sie kein politisches Vorbild habe, dass auch der Titel Stadtälteste zwar eine Ehrung sei, sich aber nicht sonderlich anders anfühle. Aus gesundheitlichen Gründen zieht sie sich nun zwar aus dem Stadtrat zurück, engagiert sich aber weiterhin im Kreistag.

Was sie sich wünscht, auf kommunaler, aber auch auf allen Ebenen: Dass mehr für den Klimaschutz getan wird und dass mehr Frauen den Weg in die Politik gehen. Sie wisse zwar, dass viele Frauen ohnehin unter einer Doppelbelastung leiden, weil sich die Anforderungen schneller als die Rollenverteilung geändert habe, und für Frauen das politische Engagement noch oben drauf kommt, ist aber überzeugt: „Nur Frauen können Frauenpolitik machen“, damit sich die Lebenssituation von Frauen weiterhin verbessert.