EN-Bürgermeister formieren sich gegen den Ikea-Homepark

Angst vor einem Ausbluten der Innenstädte durch große Fachmärkte im Kreuz Nord.

Ennepe-Ruhr/Sprockhövel. Die Bürgermeister aller Städte des Ennepe-Ruhr-Kreises machen sich Sorgen um ihren Einzelhandel in den Zentren, sollte Ikea in direkter Nachbarschaft am Autobahnkreuz Nord sein Homepark Konzept verwirklichen. "Wir wollen diese Sorgen im Planungsverfahren auch gemeinsam äußern", war am Dienstag nach einer Sitzung im Schwelmer Kreishaus, an der auch Landrat Arnim Brux teilnahm, einhelliger Tenor.

Derzeit stehen noch Gutachten zu den Auswirkungen auf den Einzelhandel und die Verkehrsbelastung aus, die nach Vorgaben der Stadt Wuppertal von Ikea erstellt werden müssen. "Deshalb ist es noch zu früh, um über konkrete Auswirkungen zu sprechen", sieht Martina Eckermann, Sprecherin der Stadt Wuppertal, für die Nachbarstädte keine Eile. Doch im Ennepe-Ruhr-Kreis will man vorbereitet sein. "Das Einzelhandelsgutachten warten wir noch ab, um dann ein Positionspapier erarbeiten, in dem wir unsere Bedenken zusammenfassen", sagte Brux.

Klar ist wohl, dass Ikea nur die Hälfte der zur Verfügung stehenden 50.000 Quadratmeter Grundfläche für sein Einrichtungssortiment nutzen will. Der Rest könnte für Fachmärkte etwa für Elektro und Unterhaltungselektronik, Spielzeug und Babybedarf, eventuell auch Gartencenter oder Bekleidung genutzt werden, wie das bei bestehenden Ikea-Homeparks der Fall ist.

Insbesondere Sportartikel, Elektro, Spielwaren und Babybekleidung würden unserem Einzelhandel sehr weh tun", sagt Sprockhövels Bürgermeister Klaus Walterscheid. "Viele Städte im Kreis werten derzeit ihre Centren auf. Es kann nicht sein, dass dann Geschäfte durch den Homepark ausbluten", ergänzt Arnim Brux.

Das Positionspapier zum Ikea-Homepark soll dann zunächst mit der Politik in den einzelnen Städten abgestimmt werden. Wir werden auch versuchen, Handelskammer und Einzelhandelsverband ins Boot zu holen", sagt Walterscheid. So soll der Stimme aus dem Kreis noch mehr Gewicht verliehen werden.

Träger des Verfahrens ist allerdings die Stadt Wuppertal, die landesplanerische Anpassung erfolgt derzeit bei der Bezirksregierung in Düsseldorf. Wuppertal hofft durch die Ikea-Ansiedlung auf sprudelnde Steuereinnahmen und sieht das Vorhaben positiv.

Im Rahmen der landesplanerischen Abstimmung müssen auch die Nachbarstädte gefragt werden. Im Ennepe-Ruhr-Kreis befürchtet man aber, dass sich das vor allem auf die bergischen Nachbarn erstrecken könnte. "Dabei liegen wir viel näher an dem Standort und wären noch mehr betroffen", sagt Klaus Walterscheid. "Es kann nicht sein, dass Wuppertal von den Steuereinnahmen profitiert und bei uns Kaufkraft verloren geht und Einzelhandel gefährdet ist."

Wie groß die Mitsprachekompetenz der Städte des Kreises ist, könnte am Ende auch eine rechtliche Frage werden. "Wir lassen auch da unsere Möglichkeiten klären", sagt Arnim Brux. Leider habe das Verfassungsgericht im vergangenen Jahr einen Paragrafen, der großflächigen Einzelhandel außerhalb der Zentren verbot, aus dem Gesetz gekippt. Da sei jetzt auch die Landesregierung gefragt, Klarheit zu schaffen.

Ein Thema im Genehmigungsverfahren dürfte auch die zusätzliche Verkehrsbelastung sein. Im Kreis-Entwicklungsausschuss wurde kürzlich berichtet, Ikea plane eine eigene Ausfahrt im Autobahnkreuz Nord, das voraussichtlich ab 2013 zum kreuzungsfreien Knotenpunkt umgebaut werden soll. Von einer eigenen Abfahrt weiß Rolf Volmerig, Chef der Wirtschaftsförderung in Wuppertal, allerdings nichts. Das Unternehmen habe vielmehr das Interesse geäußert, sich mit einer eigenen Erschließung an bestehende Anfahrten anzubinden.

"Ohne eigene Abfahrt würde es noch schwieriger", findet dagegen Sprockhövels Stadtoberhaupt Klaus Walterscheid. Es sei nicht hinnehmbar, wenn die Verkehrsbelastung in Haßlinghausen dadurch kräftig zunehmen.