Freiwilligenbörse: Wo jeder jedem im Alltag hilft

Für viele ist der Bürgertreff in Haßlinghausen mit den ehrenamtlichen Helfern zur ersten Anlaufstelle bei Problemen geworden.

Haßlinghausen. Seit eineinhalb Jahren bietet die Freiwiligenbörse in Haßlinghausen ihre Dienste für ganz Sprockhövel an. Dreißig Mitglieder sind aktiv, Hermann Bardolatzy ist eins von Ihnen.

Ob Gardinen abnehmen, oder Wasser aus der kaputten Waschmaschine ablassen: Er ist zur Stelle. Und das, obwohl er selbst bereits 73 Jahre alt ist. „Das war wohl die Langeweile eines noch rüstigen Rentnerpaares, die mich und meine Frau dazu gebracht hat“, erzählt er fröhlich.

Er kannte ein ähnliches Angebot in einer Nachbarstadt. In Sprockhövel suchte er hingegen vergeblich danach.

Als er dann aus der Zeitung von der Freiwilligenbörse im Bürgertreff in Haßlinghausen erfuhr, war er sofort dabei. Doch der Rentner ist mehr als das sogenannte „Mädchen für alles“. Einen Besuch zu Hause einfach mal so für ein nettes Gespräch macht er genauso gern, wie eine Begleitung zum Arzt oder zum Einkaufen.

Und beinahe noch wichtiger: Hermann Bardolatzy und seine Frau Christa bleiben durch ihr Engagement aktive Mitglieder der Gemeinschaft. Auch in Sprockhövel haben sich die Familienstrukturen verändert und so ist die Freiwilligenbörse als Schnittstelle der Generationen unverzichtbar geworden.

Die Infrastruktur für diese Hilfe kommt zwar von der Stadt, vor allem aber ist die Freiwilligenbörse eine Leistung von Bürgern für Bürger. Zur Zielgruppe gehören nicht allein Senioren. So konnte einem Kindergarten bereits eine neue Vorleserin vermittelt werden, berichtet Bärbel Mays vom Seniorenbüro der Stadt Sprockhövel.

Und auch Vereine und Jugendzentren nutzen die kostenlosen Angebote der Freiwilligenbörse. „Dabei geht es aber nicht darum, Fachmännern die Arbeit wegzunehmen“, stellt Bärbel Mays klar. Schließlich bleiben viele Leistungen dem ausgebildeten Experten vorbehalten.

Die Ehrenamtler der Freiwilligenbörse sind jedoch keineswegs weniger bewandert in ihrem Spezialgebiet. Erich Tolle zum Beispiel bietet seine Hilfe beim Ausfüllen von Formularen an. Seine Sprechstunde ist donnerstags von 10 bis 12 im Treff der Freiwilligenbörse.

Im vergangenen Jahr konnte er so 40 Bürger bei Anträgen für Krankenkassen oder Sozialämter unterstützen. Die Gruppe „Nachbarn helfen Nachbarn“, in der sich Hermann Bardolatzy engagiert, hatte insgesamt 240 Einsätze. „Aber wir können noch mehr leisten“, ist sich Bärbel Mays vom Seniorenbüro sicher.

Nun soll in Niedersprockhövel ein zweites Standbein der Freiwilligenbörse angesiedelt werden, auch die aktuellen Helfer würden gerne noch mehr tun. Interessierte Sprockhöveler können mit einigen von ihnen im Bügertreff in der Dorfstraße 13 direkt ins Gespräch kommen — immer dienstags von 10 bis 12 Uhr beim Klöntreff, den Christa Bardolatzy mitgestaltet. Per Telefon ist eine Kontaktaufnahme mit den Helfern sogar noch unkomplizierter möglich.