Hiddinghausen: „Unser Fußweg ist nicht sicher“

Mit einer Verkehrsaktion weist die Förderschule Hiddinghausen auf die katastrophale Situation an der Wittener Straße hin.

Hiddinghausen. "Lieber Herr Bürgermeister, wir haben ein Problem. An der Wittener Straße gibt es keinen sicheren Schulweg." Mit diesem Anschreiben wendeten sich die Schüler der Förderschule Hiddinghausen jetzt an das Stadtoberhaupt und in ähnlicher Weise auch an Landesverkehrsminister Oliver Wittke, Landrat Brux und weitere Funktionäre.

Was für die Schüler ein Projekt im Rahmen der Aktionswoche Schule und Verkehr der Landesregierung ist, ist für die Hiddinghauser seit Jahren eine offene Wunde, die mitten durch den 2000-Seelen-Ortsteil verläuft. Und so stießen die Schüler bei ihren zahlreichen Aktionen von Verkehrszählung bis Schilderdemo auf viel Anerkennung.

"Vor allem ältere Anwohner haben sich bei uns gemeldet und gesagt, wir sprechen ihnen aus der Seele", sagte Lehrerin Elke Aßfalg-Störtkuhl, die das Projekt an der Schule leitet. Man muss nicht lange nach Passanten suchen, die das bestätigen. Julia Nowaczyk, Auszubildende und derzeit auf den Bus angewiesen, erzählt von abenteuerlichen abendlichen Fußwegen von der Schnellbushaltestelle an der Querspange hinein in den Ort. "Nicht nur, dass es anfangs überhaupt keinen Bürgersteig gibt, auch der ehemalige Randstreifen ist nicht mehr erkennbar." Und im Ort wird es nicht viel besser. Einen Gehweg gibt es nur abschnittsweise. Ein Stück hat der Investor des Neubaugebiets an der Obstbaumwiese vor der Bäckerei Stolte gepflastert. Doch danach ist gleich wieder Schluss.

An allen aus ihrer Sicht neuralgischen Punkten haben die Förderschüler rote Hinweiskärtchen aufgehängt. "Bürgersteig fehlt", "Markierung fehlt", "Durchgang viel zu eng". Da gibt es viel zu bemängeln, das erfahren die Schüler wöchentlich.

"Wir benutzen häufig den Schnellbus für Ausflüge. Es gehört mit zu unserer Aufgabe, die Schüler selbstständig zu machen", berichtet Schulleiterin Brigitte Lammers. Auch auf dem Weg zum Sportplatz oder in den Wald am Kaninchenweg zur Naturerziehung muss die abenteuerliche Piste - auch von Rollstuhlfahrern - gemeistert werden.

Dass die Rezepte für Verbesserungen oft gar nicht so kompliziert sind, beweisen die Schüler mit selbst erarbeiteten Vorschlägen: "Ein Zebrastreifen, ein Fußweg wenigstens für die 15 Meter vom Hinterausgang der Schule bis zur Bushaltestelle der Linie 551 oder schlicht ein "Achtung-Schule"-Schild." "Alle haben mit Begeisterung mitgemacht", sagt Elke Aßfalg-Störtkuhl. Auch im Gespräch hat sie Bürgermeister Klaus Walterscheid (SPD), seinem Stellvertreter Udo-André Schäfer (CDU) und Bezirksbeamten der Polizei die Ergebnisse geschildert.

"Richtig verkehrt" ist das Motto der landesweiten Aktionswoche zur Schulwegsicherheit. Ein treffenderes Objekt als die Wittener Straße hätten sich die Hiddinghauser Förderschüler nicht aussuchen können. Was hier seit Jahrzehnten verkehrt läuft, ist ein Skandal, Schlaglochpiste ohne Bürgersteig der passende Ausdruck. Nur noch selten flackert Protest auf. Die Bürger sind es wohl müde, weil sich mit Verweis auf die Zuständigkeit des Landesbetriebs Straßen doch nichts tut. Dabei muss es nicht die große Lösung sein, wie die Schüler aufzeigen. Vertrösten gilt nicht.

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