Hügelland will endlich schneller ins Internet

Wie hoch ist der Bedarf? Neue Gespräche mit der Telekom.

Sprockhövel/Hattingen. Die Verbindung mit den entlegensten Winkelnder Erde verspricht das weltweite Netz. Doch, wenn es um besondersschnelle Internet-Datenleitungen - so genanntes DSL - geht, gibt es inSprockhövel und Hattingen immer noch weiße Flecken auf der Landkarte.

So dauert es etwa in Elfringhausen, Ober- und Niederstüter quälendlange, bis Daten aus dem Internet hochgeladen werden können.Gewerbliche Nutzer, die selbst größere Dateien ins Internet stellenmüssen, stehen komplett auf dem Schlauch. Die Entfernung bis zumnächsten Verteilerkasten des schnellen Glasfasernetzes, von wo aus esüber Kupfer-Telefonkabel in die Haushalte geht, ist einfach zu weit.

Ab acht Kilometern funktioniert aufgrund des Widerstandsverlusts garnichts mehr. Um zumindest eine halbwegs schnelleÜbertragungsgeschwindigkeit zu gewährleisten (zwei M-Bit pro Sekundegelten als unterer DSL- Standard), sollten es nicht mehr als vierKilometer sein.

Die Bürgerinitiative "Hattingen will DSL" kämpft seit geraumer Zeitdarum, dass das Hügelland, das sich bis nach Sprockhövel zieht, besserangeschlossen wird. "Selbst für die Hausaufgaben der Kinder braucht mandoch heute das Internet, in meinem Architekturbüro bin ich erst rechtdarauf angewiesen", sagt Thorsten Meier, einer der Sprecher derInitiative.

Er wohnt an der Felderbachstraße und hat notgedrungen eineeigene synchrone DSL-Leitung angemietet, die sich die Telekom freilichmit 190 Euro pro Monat gut bezahlen lässt. "Internet gehört doch heutedazu wie Strom und Heizung", sagt Maier.

Vor zwei Jahren noch hieß es von der Telekom, dass es rund 250000Euro kosten würde, die ländlichen Gebiete Hattingens auszurüsten.Angesichts der geringen Zahl der Nutzer sei das nicht wirtschaftlich.Doch nun hat die Initiative einen neuen Anlauf gestartet und alle, dieDSL wollen, es an ihrem Wohnort aber nicht verfügbar haben,aufgefordert, sich zu melden.

127 Haushalte mit 305 Personen haben sich bisher registrierenlassen. "Es wäre natürlich toll, wenn auch aus Sprockhövel noch einigehinzukämen", sagt Maier. Das gäbe mehr Gewicht in den Verhandlungen.

Die Stadt Hattingen tritt als Vermittler gegenüber der Telekom auf,denn eventuell sind Voraussetzungen erfüllt, Fördermittel aus demKonjunkturpaket II für den Ausbau des Breitbandnetzes im ländlichenBereich zu erhalten. "Das würde die Situation natürlich verändern, alsprivates Unternehmen müssen wir auf die Wirtschaftlichkeit schauen",sagte Telekom-Sprecher André Hofmann am Dienstag der WZ.

Derzeit erstellen Telekom-Experten eine Grobplanung, was nötig wäre,um das Hattinger Hügelland besser anzuschließen. Ab nächster Woche solles dann Gespräche darüber mit der Stadt und der Bürgerinitiative geben.Hofmann: "Danach müsste der Auftrag ausgeschrieben werden." Ob dieTelekom mitbieten würde, oder ob es für andere, kleine Anbieterinteressant wäre, könne er noch nicht sagen.

Sicher ist, dass sich auch in Sprockhövel gerade Firmen umschnellere Anschlüsse bemühen. Das DSL-Netz ist dort sogar noch etwasweitmaschiger als in Hattingen (siehe Kasten).

Die Herzkamper Firma Wicke bekommt von T-Systems demnächste eine10-M-Bit-Leitung gelegt. "Wir wollen unsere Datenbanken replizieren, umuns mit unseren Standorten beispielsweise in Spanien oder Tschechiennoch schneller austauschen zu können. Dazu reicht die hier bisherverfügbare Geschwindigkeit nicht aus", begründete Wicke-EDV-LeiterLothar Reiche die Investition.

Auch im IG Metall Bildungszentrum soll es spätestens mit dem Neubauab 2011 auch schnellere Datenleitungen geben. "Wir haben hier derzeitDSL 2000, die tatsächliche Taktung ist aber geringer. Darüber werdenwir mit der Telekom sprechen", sagt Zentrums-Leiter Fritz Janitz. Wennauch Privathaushalte dann von einer Lösung profitieren könnten, sei dasumso besser.