Jobcenter: Üppiger Lebensstil als Tatmotiv?

53 Jahre alte Sprockhövelerin sitzt wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft.

Sprockhövel. Neue Erkenntnisse im Fall der Sprockhöveler Mitarbeiterin des Schwelmer Jobcenters, die in den vergangenen zwei bis drei Jahren mindestens eine halbe Million Euro unterschlagen haben soll: Nach WZ-Recherchen soll die 53-Jährige in sehr üppigen Verhältnissen gelebt haben.

Zumindest in solchen, die mit ihrem normalen Gehalt als Sachbearbeiterin nicht vereinbar gewesen wären. Demnach könnte die Aufrechterhaltung ihrer teuren Lebensführung ein Tatmotiv gewesen sein.

Wie die WZ am Mittwoch berichtete, soll die Sachbearbeiterin Langzeitarbeitslose erfunden sowie fiktiv vermittelt haben. Danach überwies sie die vom Jobcenter an die Unternehmen gezahlten Eingliederungshilfen auf ihr eigenes Konto. Rund 500 000 Euro soll die Sachbearbeiterin so seit 2009 veruntreut haben.

Hans-Werner Möcker, Pressesprecher der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Hagen, wollte sich zu möglichen Motiven nicht äußern. Nahezu ausschließen könne man aber eine Spiel- oder Drogensucht. „Wir haben derzeit keine Erkenntnisse, dass die Tatverdächtige an speziellen Krankheiten litt.“

Allerdings bestätigte Pressesprecher Möcker, dass der Haftantrag mit der Fluchtgefahr der Sprockhövelerin begründet wurde. „Sobald es eine hohe Straferwartung gibt, steigt automatisch die Fluchtgefahr, um sich der Strafe zu entziehen“, sagte Möcker, der von einer möglichen Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren sprach.

Warum der systematische Betrug erst nach so langer Zeit auffällig wurde, ist unklar. Sowohl Vertreter des Jobcenters in Schwelm als auch Kreissprecher Ingo Niemann waren mit Blick auf die laufenden Ermittlungen der Hagener Staatsanwaltschaft zu keiner Stellungnahme bereit.

Aufgrund der Höhe der Summe und der hohen Anzahl an Überweisungen von relativ geringen Beträgen ist davon auszugehen, dass die Tatverdächtige Mittäter hatte. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft auch im Umfeld der Sprockhövelerin, deren Vermögenswerte teilweise sichergestellt wurden, um „eine Rückgewinnung zu ermöglichen“, sagte Möcker. Ein Auto, Uhren und Bargeld im Wert von 20 000 Euro wurden gesichert.