Kinder baden Hunde für Haiti

Sechs Schüler der Klasse 6d der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule engagieren sich gegen Kinderarbeit — und arbeiteten selbst.

Haßlinghausen. „Wir wollten mal sehen, wie es ist acht Stunden am Tag arbeiten zu gehen.“ Nüchterne Worte für einen Elfjährigen. Mit fünf Klassenkameraden hat Niklas beim Projekt „Kinder gegen Kinderarbeit“ der Kindernothilfe mitgemacht. Nach den Sommerferien strömten sie als „Action!Kidz“ aus. Ihr Ziel: Durch eigene Arbeit Geld verdienen.

Ronja hat mehrfach in Zoohandlungen gearbeitet. Dort räumte sie Regale ein und aus, kassierte und säuberte die Käfige der Kleintiere. Einmal hat sie 25 Euro bekommen — für acht Stunden Arbeit. Ein zweites Mal bekam die Elfjährige für 5 Stunden immerhin 50 Euro. Ihre kurioseste Aufgabe war das Baden von Hunden. „Der größte Hund war eine deutsche Dogge und der kleinste war ein Westhighlandterrier“, erzählt die Schülerin im Gespräch mit der WZ. Eines war den zwölf Tieren, ob groß oder klein, gemein: Das Schaumbad hatten die übelriechenden Vierbeiner dringend nötig — das fand auch Ronja „ziemlich ätzend“. Nicht minder unangenehm war der Job von Moritz. In der Firma, in der auch sein Vater arbeitet, hat er einen Tag lang die Flaschen von giftigem Unkrautvernichter nach dem Befüllen zugeschraubt und bekam dafür Geld.

Die elfjährige Chantal hatte leider nicht viel Glück mit ihrer Idee. Auf einem Trödelmarkt konnte sie keine Einnahmen verzeichnen. Deshalb sammelte sie mit Ronja Pfandflaschen. Dafür wurde in der Klasse eine Tonne aufgestellt. Lucas hat versucht, mit dem Ausmisten von Hühnerställen Geld zu verdienen.

Dass manche Kinder so etwas Tag für Tag machen müssen, können die Schüler der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule nicht verstehen. Mit ihrem Engagement wollen sie ein Zeichen gegen Kinderarbeit setzen. Das gesammelte Geld will die Kindernothilfe für den langfristigen Wiederaufbau in Haiti einsetzen. Dort arbeiten viele Tausend Minderjährige als Sklaven in fremden Haushalten. Mit Schulen und Kinderzentren soll ihnen eine Chance auf ein Leben ohne Kinderarbeit ermöglicht werden.

Insgesamt sammelten die sechs Schüler 350 Euro mit ihrer eigenen Arbeit. Gemeinsam mit Lehrerin Beate Schenkel brachte Ronja das Geld vor zwei Wochen zur Kindernothilfe.

Momentan übt ihre Klasse ein Musical ein, das sich mit dem Thema Kinderarbeit auseinandersetzt.