Soziale Hilfe: Keine Sorgen – nur Weihnachten

Awo und die Stadt Sprockhövel haben am Donnerstag zum Weihnachtsessen für Bedürftige eingeladen.

Haßlinghausen. "Ich bin zum vierten oder fünften Mal hier", sagt die 72-jährige Ingrid Jaritz. Sie komme gerne her, "sonst gibt es hier ja kaum etwas für uns - gerade als Rentnerin", fügt sie hinzu. André Darmer freut sich schon, mit den Kindern Weihnachten zu feiern.

Der 76-Jährige kommt eigentlich aus der russischen Stadt Omsk. "Ich lebe seit sechs Jahren in Sprockhövel, bin Rentner und heute zum allerersten Mal beim Weihnachtsessen."

Das kostenlose Weihnachtsessen für Bedürftige ist schon zu einer kleinen Tradition geworden. Waldtraud Uellendahl, erste Vorsitzende der Awo, blickt auf eine Erfolgsgeschichte zurück: "Im vergangenen Jahr kamen so viele, dass wir das Angebot auf die Sprockhöveler und Haßlinghauser Bürger beschränken mussten." 48 Erwachsene und 19 Kinder wurden in diesem Jahr zum kostenlosen Essen in der Sporthalle Haßlinghausen angemeldet.

Es ist zu spüren, dass die Gäste nicht über ihre Sorgen und persönlichen Situationen sprechen möchten. Alle schauen gespannt, als sich die Klappe der Essensausgabe öffnet. An einem Tisch sitzen nur Frauen mit ihren Kindern. Sie kommen vom EN-Frauenhaus.

Bevor Gulasch, Gemüse und Kartoffeln gereicht werden, hält Uellendahl eine kleine Ansprache: "Wir möchten Ihnen allen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, eine Freude bereiten." Viele sagen laut "Danke" und alle klatschen. Nach dem Essen wird nach einer kleinen Pause noch Weihnachtsstollen und Kaffee angeboten. Von der Stadt Sprockhövel gibt es Geschenkgutscheine für die Kinder.

Eberhard Hiller genießt das Essen. Der 58-Jährige ist zusammen mit seiner Bekannten Sieglinde Amankwah hier. Die 52-Jährige hat die Einladung zum Weihnachtsessen gerne angenommen: "Weil bei mir zu Hause keine richtige Weihnachtsstimmung aufkommt, wenn ich da alleine sitze. Es liegt ja auch noch kein Schnee. Im vergangenen Jahr fand ich das Weihnachtsessen auch sehr schön, deshalb bin ich gerne wiedergekommen", sagt Amankwah.

Sie lebt - wie die meisten der Gäste - von Hartz IV, hat als Verkäuferin gearbeitet, sich umschulen lassen und war dann bei einer Zeitarbeitsfirma.

Amankwah und Hiller wünschen sich für das neue Jahr vor allem eins: "dass es uns gesundheitlich besser gehen möge." Sie wünschen sich auch, dass es finanziell besser läuft 2009, doch "da habe ich selbst wenig Hoffnungen", gibt Amankwah zu.

Unterdessen hält es die Kinder kaum auf den Stühlen, weil sie lieber im Takt der Schlagermusik im Hintergrund durch die Sporthalle toben wollen. Der Wunsch, dass sich auch ihre Eltern wenigstens in diesen Stunden beim gemeinsamen Weihnachtsessen von allen Sorgen ablenken lassen mögen, ist an diesem Nachmittag in Haßlinghausen greifbar nahe.