Sportplatz: Fluch oder Segen für Handel?
Städtebauliche Aspekte bestimmen die Debatte mit.
Haßlinghausen. "Kein Fußball möglich." Das befand am Sonntag der Schiedsrichter der Kreisliga-C-Partie TuS Haßlinghausen und Ararat Gevelsberg und sagte wegen Unbespielbarkeit des Sportplatzes am Rathaus die Partie ab. Fast die einzige im Fußballkreis, die dem Regen zum Opfer fiel, bezeichnend für die Platzverhältnisse über die die Sportler seit langem klagen.
Unbestritten ist, dass sich etwas tun muss. Da sind sich sowohl die Anhänger des Bürgerbegehrens zur Sanierung des Sportplatzes als auch die Befürworter einer Verlagerung an den Landringhauser Weg und Bebauung des alten Geländes einig. Eine entscheidende Kontroverse besteht aber in der Beurteilung für die Stadtentwicklung.
So geht es bei der Abstimmung über das Bürgerbegehren am kommenden Sonntag auch um die Frage, ob und wie schnell es neue Einzelhandelsflächen in Haßlinghausen geben wird. Dass Sprockhövel Nachholbedarf hat und durch den Ausbau des Einzelhandelsangebots in den Nachbarstädten damit rechnen muss, dass immer mehr Sprockhöveler auswärts einkaufen, hob ein Einzelhandelsstrukturgutachten Anfang des Jahres hervor. "Haßlinghausen kann seine Versorgungsfunktion für die eigene Bevölkerung und die umgebender Ortsteile nur unbefriedigend wahrnehmen", heißt es da. Gleichzeitig empfahl der Gutachter mit Rücksicht auf den bestehenden, oft seit vielen Jahren ansässigen Einzelhandel an der Mittelstraße, die neue Verkaufsfläche auf 3000 Quadratmeter zu begrenzen.
Was geplant ist, wenn der alte Sportplatz bebaut würde, ist relativ klar, auch wenn es einen neuen Investorenwettbewerb geben wird, falls das Bürgerbegehren am Sonntag nicht erfolgreich sein sollte. Ein großer Supermarkt mit mehr als 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche und ein Discounter gehörten als fester Bestandteil zu allen bisherigen Entwürfen. Daneben dürfte es wohl mehrere Ladenlokale geben, sowie vermutlich einen Bereich für Altenwohnen. Auf diese Linie sind nach eigenem Bekunden nun auch CDU und SPD eingeschwenkt, die mit ihrer ehemaligen Entscheidung für ein reines Einkaufszentrum im Frühjahr die Sportplatzdiskussion erst neu entfachten. Sie brachten die hiesigen Einzelhändler gegen sich auf und provozierten eine mögliche Klage wegen Wettbewerbsverzerrung (gemischte Bebauung war ausgeschrieben) gegen die Stadt.
Klar ist, dass sich Kaiser’s und Plus von ihren bestehenden Standorten in der Nähe gerne zum Sportplatz hin verlagern und dort ausdehnen würden. Was sonst hinzukommt, ob Sortimente wie ein Herrenausstatter oder Elektro/Hifi, die bisher gänzlich fehlen, ist fraglich. Viele ansässige Händler befürchten auch Konkurrenz in ihrem Segment, weshalb so mancher einer Bebauung skeptisch gegenüber steht. Die Befürworten sagen umgekehrt, das neue Angebot schaffe mehr Kunden, von denen dann auch die bestehenden Geschäfte profitieren könnten. Das Argument: "Wenn sich hier nichts tut, ist die Mittelstraße auf Dauer tot", kam nicht nur von Politikerseite, sondern auch von einigen Geschäftsleuten selbst.
Ob Käufer allerdings vom Sportplatz auch den Weg zur Mittelstraße finden würden, ist nicht unumstritten. Aber wo sind sonst noch Entwicklungsflächen? Der von der Bürgerinitiative genannte Glashüttenplatz wäre wohl so schnell nicht verfügbar, selbst wenn es schon einmal Vorüberlegungen gegeben hatte. "Die Eigentumsverhältnisse dort sind zu verworren", sagt Baudezernent Bernd Woldt. (gh)