Skandal: Hitler-Ausweis im Freibad

Bademeister schockte Besucher mit rechten Sprüchen. Die Stadt ermittelt noch.

Sprockhövel. "Adolf Hitler ist wieder da. Hier ist jetzt das neue Führerhauptquartier." Mit diesen makaberen Worten soll ein Mitarbeiter des Sprockhöveler Freibades am 8. und 9. September dieses Jahres mehreren Badegästen ein Personalausweis-Imitat unter die Nase gehalten haben. Das falsche Dokument zeigte laut Zeugenaussagen das Foto und die Unterschrift Adolf Hitlers. Wie die Stadt Sprockhövel am Mittwoch per Pressemitteilung bekannt gab, hat eine interne Überprüfung die Vorwürfe bestätigt. Nun wurde der Fall der Staatsanwaltschaft Essen übergeben.

Wie der WZ mehrfach bestätigt wurde, handelt es sich bei dem offiziell nicht näher benannten Mitarbeiter um einen langjährigen Schwimmmeister des Freibades. Ihm drohen auch arbeitsrechtliche Konsequenzen. "Ich bin sehr betroffen", sagte Bürgermeister Klaus Walterscheid, "wir nehmen diese Vorfälle sehr ernst."

Genau an dieser Aussage regen sich inzwischen Zweifel. Unter den Badegästen, denen der Schwimmmeister am 9. September das obskure Dokument gezeigt hat, war auch Kurt Offermann, Vorsitzender des Freibadfördervereins. "Ich habe ihm sofort gesagt: ,Mensch, steck das Ding weg.’ Ich habe mich so geärgert, dass ich das wenig später auf dem Stadtfest in Niedersprockhövel einem Mitarbeiter der Verwaltung weitergeben habe." Nun wundert sich Offermann, dass die Stadt den Vorfall nicht früher verfolgt habe. Unmittelbar danach, meint er, wäre doch auch eine fristlose Kündigung möglich gewesen.

Ob der Schwimmmeister tatsächlich seine Stellung verliert, dazu wollte gestern weder Bürgermeister Walterscheid noch Stadtjustiziar Rainer Kaschel etwas sagen - unter Hinweis auf das schwebende Verfahren. Von den Vorfällen habe die Verwaltung nach seiner Kenntnis durch offizielle Beschwerden von zwei Badegästen erfahren, die Anfang Oktober bei Bürgermeister Walterscheid eingegangen seien. Man behandle das Thema aber mit der gebotenen Sensibilität.

Sicher, in gewisser Weise sind die dem Schwimmmeister zur Last gelegten Taten grotesk und auch lächerlich. Als Scherz abtun sollte man sie aber auf keinen Fall: Wenn ein städtischer Angestellter, der im täglichen Kontakt zu vielen Menschen, vor allem zu Kindern und Jugendlichen steht, offen rechtes Gedankengut äußert, ist das höchst bedenklich. Wer weiß, was der Mann jungen Menschen außer Beinschlag und Brustzügen noch alles beibringen könnte? Gewiss, vorschnelle Urteile sind nicht angebracht. Doch scheint die Faktenlage hier eindeutig - und eine Weiterbeschäftigung dieses Mitarbeiters eigentlich unmöglich.