Zu Besuch beim Mitsingkonzert in Tönisvorst Textsicher in die „Weihnachtsbäckerei“

Vorst · Das Weihnachtsmitsingkonzert auf dem Hof Platen hat Kultstatus. Schon im August war die Veranstaltung ausverkauft. 300 Besucherinnen und Besucher kamen, um sich mit Rita Wermes und Wolfgang Thier quer durchs Weihnachtsliederrepertoire zu singen.

Unter Anleitung von Rita Wermes, begleitet von Wolfgang Thier am Klavier, sangen die Besucher etliche Weihnachtslieder.

Foto: Norbert Prümen

Man kennt es: An Weihnachten versucht sich die Familie mit dem Absingen von „Macht hoch die Tür“. Die erste Strophe gelingt noch enthusiastisch, danach wird es still und stiller. Wer kennt schon die fünfte Strophe? Einfach mal alle Strophen aller Weihnachtslieder durchsingen zu können, ohne ins Stocken, ins beliebige Lalala oder in ein peinlich berührtes Schweigen zu verfallen – in diesen Genuss kommen die 300 Gäste des Mitsingkonzerts auf dem Weihnachtsbaumhof der Familie Platen in Vorst.

Unter der professionellen und gut gelaunten Anleitung von Rita Wermes und der Klavierbegleitung von Wolfgang Thier sowie einer gut lesbaren Textpräsentation gelangen die Gäste in zwei Stunden des Konzerts in diverse weitere Genüsse: Zum Beispiel den, eine riesige Halle mit harmonischen Klängen zu erfüllen, neue Lieder kennenzulernen, im perfekten Kanon zu singen, die Stimme des Nachbarn verlässlich im Ohr zu haben, die eigene Stimme mit Glühwein, Punsch, Bier oder Wasser zu schmieren und zwei Stunden mit dem Lächeln nicht aufhören zu können. Singen macht eben glücklich: Wie man nachlesen kann, werden körpereigene Glückshormone ausgeschüttet. Und sportlich betätigen sich die singenden Gäste auch: 100 Muskeln werden angeblich beim Singen bewegt.

Viele der sportlichen Sing-Gäste sind der Jahreszeit entsprechend dekoriert: Da hängt eine Lichterkette um die Schulter, dort blinkt ein Elchgeweih auf dem Kopf, und viele Häupter sind mit roten Weihnachtsmützen verschönert.

Seit 2018 bieten die Musiker Wolfgang Thier und Rita Wermes ihre Mitsingkonzerte in Kempen, Geldern, Tönisvorst und Essen an. Auf einer privaten Party kam Thier auf die Idee dazu: Da wurde nach dem Ende des offiziellen Teils spontan gemeinsam gesungen, was das Zeug hielt. Thier begleitete den Gesang am Klavier, die Gäste ermunterten ihn, dies doch regelmäßig und im großen Rahmen anzubieten. Mit Rita Wermes, die viele Chöre leitet, fand er eine gute musikalische Mitstreiterin.

Sie führt die Menschen in der weihnachtlich geschmückten Halle bei Platen mit der eigenen Stimme und ihren Händen, die die Tonhöhen angeben, geschickt durch die Lieder. Sie lobt, motiviert, spornt an. Bei eher unbekannten Liedern wird auch schon mal Zeile für Zeile geübt, bis es sitzt. Hier und da auch öfter: „In der dritten Zeile seid ihr noch sehr kreativ. Das machen wir noch einmal.“

Die Freude über das gemeinsame Singen ist ihr genauso anzusehen wie den Gästen. Auch Thier ist begeistert: „Es ist so toll, mit so vielen Menschen zu singen, vielen Dank für Ihr Kommen.“ Mehrfach dankt er der Familie Platen für ihre Gastfreundschaft und die Möglichkeit, das Konzert bei ihnen spielen zu dürfen.

Die 300 Besucherinnen und Besucher fast jeder Generation sind privilegiert: Bereits im August dieses Jahres war das Mitsingkonzert in Tönisvorst ausverkauft. Das Konzert hat Kultstatus, ganze Freundesgruppen scheinen sich hier zu treffen, es wird nicht nur gesungen, es wird zwischendurch auch ein wenig erzählt – aber das fällt bei so vielen Menschen in einem so großen Raum nicht weiter störend ins Gewicht.

Bei „Mary’s Boy Child“ werden die Männer und Frauen singtechnisch getrennt – und die Männer noch auf besonders motiviert: „Männer, ihr singt schön, aber singt lauter“, nur um gleich darauf für ihren sonoren Einsatz begeisterten Applaus zu erhalten. Fast scheint es, als ob man ihnen den schönen Gesang nicht so recht zugetraut hätte.

Was die Lieder angeht: Eine wilde Auswahl wird gesungen – auch die Wünsche der Gäste wurden gesammelt und ins Programm genommen. Da stehen „Frosty the Snowman“ und „White Christmas“ oder „In der Weihnachtsbäckerei“ (mit verteilten Singrollen) ebenso auf dem Programm wie die alten Klassiker wie „Maria durch ein Dornwald geht“, „Zu Bethlehem geboren“ oder „O Tannenbaum“. Nicht nur wird gesungen, vor allem bei den amerikanischen Liedern geraten die Gäste in swingende Bewegung, manche fangen an zu tanzen, soweit der Platz reicht. Nach jedem gesungenen Lied applaudieren die Sängerinnen und Sänger sich selbst und denen, die mitsingen. Und aus reiner Freude.