Gymnasium und Gesamtschule in Tönisvorst Ausschuss-Streit über Klassen-Anzahl
Tönisvorst · Die Stadt Tönisvorst hat für beide weiterführenden Schulen bei der Bezirksregierung eine Fünfzügigkeit beantragt. Von den Nachbarkommunen hat sich nur die Stadt Krefeld ablehnend gezeigt. Sie kämpft um jeden Schüler.
Von der Schülerzahl her könnten beide weiterführenden Schulen in Tönisvorst, das Michael-Ende-Gymnasium (MEG) und die Rupert-Neudeck-Gesamtschule (RNG), fünfzügig laufen. Faktisch ist die Gesamtschule bereits jetzt in allen Jahrgängen der Sekundarstufe I fünfzügig. Auch das Michael-Ende-Gymnasium hat in den Stufen 7, 8, 9 und 10 bereits Mehrklassen eingerichtet. Die bisherige Vierzügigkeit auf Fünfzügigkeit zu erhöhen, ist deshalb das Ziel eines gemeinsamen Antrages, den die Fraktionen der Grünen, SPD und UWT bereits im April 2024 gestellt hatten. Die Stadt hat inzwischen die Meinung der Nachbarkommunen eingeholt und jetzt einen entsprechenden Antrag an die Bezirksregierung gestellt. In der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Schule gab Fachbereichsleiter Michael Feiter einen aktuellen Zwischenbericht. Demnach haben alle Nachbarkommunen keine Bedenken geäußert – nur die Stadt Krefeld sei strikt gegen die Ausweitung der Zügigkeit an den Tönisvorster weiterführenden Schulen, aus Sorge, weitere Krefelder Schüler an die Nachbarstadt zu verlieren.
Thomas Kroschwald, Sprecher der CDU-Fraktion im Schulausschuss, brachte es auf den Punkt: „Als ich das gelesen habe, war ich sauer. Wir haben viel zu viele Schüler für eine Vierzügigkeit.“ Während es in Tönisvorst bei den aktuellen Anmeldungen weniger Auspendler gebe, habe die Stadt Krefeld „zu viele Schulen“, sprich die Kapazitäten sind höher als die Anmeldezahlen. So sei die Kurt-Tucholsky-Gesamtschule an der Alten Gladbacher Straße in Krefeld sogar sechszügig angelegt, dem entsprächen aber nicht die Anmeldezahlen von 81 Erstanmeldungen. Auch die Anmeldezahlen für die Gesamtschule Hüls seien zurückgegangen. Die Anmeldungen bei den Gymnasien seien zu gering, was Auswirkungen auf die zukünftige Bildung der Oberstufen habe.
Die Stadt widerspricht
der Ablehnung aus Krefeld
In ihrem Schreiben vom 10. September teilt die Stadt Tönisvorst der Bezirksregierung mit, dass die beantragte Erhöhung der Zügigkeit an den beiden weiterführenden Schulen allein mit einer steigenden Zahl von Schülern aus Tönisvorst begründet sei. Verwaltung und Politik möchten für die gemeindeeigenen Kinder eine bestmögliche Schullandschaft ermöglichen. Das dokumentiere ein einstimmiger Beschluss des Ausschusses für Bildung und Schule vom April 2024, ebenso hätten sich beide Schulkonferenzen einstimmig für die Fünfzügigkeit ausgesprochen. Seitens der Eltern gebe es eine entsprechende Erwartungshaltung.
Die Stadt Tönisvorst widerspricht der Ablehnung aus Krefeld. Im Schreiben an die Bezirksregierung nennt sie auch ein geändertes Anmeldeverhalten, vor allem von Eltern Vorster Grundschulkinder. Die Verwaltung erwartet eine „noch stärkere Orientierung der Vorster Elternschaft zu den weiterführenden Tönisvorster Schulen“. Bereits zum Schuljahr 2024/25 hätte eine Fünfzügigkeit gebildet werden können. An der Gesamtschule waren 118 Tönisvorster Kinder angemeldet worden. Zusammen mit Kindern aus Nachbarstädten können fünf Klassen zu 24 Schülern oder vier Klassen zu 29 bis 30 Kindern gebildet werden. Am Gymnasium sind 110 Anmeldungen zusammen mit Auswärtigen in vier Klassen zu 31 Kindern aufgeteilt worden. Die Zuweisungen von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf seien von externen Förderschulen erfolgt. Bei den Zuzügen mit einem Netto-Zuwachs seien die Erfahrungswerte der vorherigen Schuljahre zugrunde gelegt worden. Auch die zu erwartende weitere Zuweisung von Flüchtlingskindern spreche für eine Erhöhung der Vier- auf Fünfzügigkeit.
Wichtig ist auch dieser Hinweis der Stadtverwaltung: „Fraglich erscheint zudem, ob die Krefelder Schulen von einem begrenzten Schulangebot in Tönisvorst überhaupt profitierten.“ Die Verwaltung weist dabei darauf hin, dass im Rahmen des Anmeldeverfahrens für das Schuljahr 2023/24 keiner der am Michael-Ende-Gymnasium abgelehnten Schüler zum Hannah-Arendt-Gymnasium Krefeld gewechselt habe. Jetzt setzt der Schulausschuss darauf, dass die Bezirksregierung keinen „großen Wert“ auf den Einspruch aus Krefeld lege.