Pilotprojekt Drei Wuppertaler Bibliotheksstandorte sollen sonntags öffnen
Wuppertal · Stadtbibliotheksleiterin Karin Röhrich und Kulturdezernent Matthias Nocke informieren im Kulturausschuss über Pilotprojekte.
Bibliotheken, die auch an Sonntagen geöffnet sind? Die Menschen wünschen es sich, andernorts ist es Standard, in Deutschland nicht. So auch in Wuppertal, wo seit Jahren darüber diskutiert wird. Nun kommt Bewegung in das Thema: Die Stadtteilbibliotheken Barmen, Bob-Campus und Vohwinkel sollen sonntags öffnen. Im Rahmen von Pilotprojekten mit Werkstudierenden und zunächst ein Jahr lang. Die dafür nötigen 81 000 Euro freilich sind noch nicht gesichert. „Wir überlegen noch, wie wir die Gelder zusammenkriegen“, erklärte Kulturdezernent Matthias Nocke am Mittwoch im Kulturausschuss, der sich nach zwei Jahren Arbeit auf der Ziellinie sieht. Ein Förderantrag ist gestellt.
Dass derlei Vorhaben überhaupt rechtens sind, steht ebenfalls seit Mittwoch fest: Vor dem Bundesverwaltungsgericht wurde eine Klage der Dienstleistungsgewerkschaft in letzter Instanz abgewiesen. „Die Entscheidung des Gerichts ist sehr gut“, sagt Karin Röhrich zufrieden und verweist auf eine Befragung im Eingangsbereich der Zentralbibliothek im Oktober, bei der wieder erweiterte Öffnungszeiten ganz oben auf der Wunschliste standen. Bibliotheken seien schließlich nicht nur zum Ausleihen von Medien da, sondern auch Aufenthalts- und Fluchtorte für Menschen, die zuhause zu wenig Raum haben. „Wir wollen den Bedürfnissen der Wuppertalerinnen und Wuppertaler entsprechen.“ Was bei aktuell 39 Stunden in der Woche (samt geschlossenem Mittwoch) und damit am unteren Limit liegenden Öffnungszeiten auch nottut. Schließlich beschäftigt sich Röhrich eigentlich damit, ihr Haus in eine moderne Zukunft zu führen.
Raumbedarf der Zentralbibliothek spricht für Kaufgebäude
2020 wurde die Verwaltung beauftragt, die Sonntagsöffnung zu prüfen, auch damals schon mit dem Blick auf die Stadtteile. Der Stammsitz an der Kolpingstraße blieb und bleibt erst mal außen vor, die verwinkelte Architektur ist zu personalintensiv. Personal, das insgesamt 70 Köpfe umfasst, das freilich oft in Teilzeit beschäftigt sind. Zu wenig für ein erweitertes Angebot. Ganz zu schweigen vom Argument der Famlienunfreundlichkeit der Sonntagsarbeit, das die Gewerkschaft anführt. Den Ausweg sollen nun Hilfskräfte auf Honorarbasis weisen, die die Einrichtungen für fünf Stunden (13 bis 18 Uhr) öffnen, eine einfache Beratung bietet. Nach einem Jahr soll das Projekt evaluiert werden. Die Entscheidung der Fachabteilung bei der Bezirksregierung über die Förderung wird ab Ende April erwartet, sodass frühesens im Mai eine Umsetzung möglich wäre. „Normalerweise startet man so was besser im Winter, wenn sich die Menschen in den Räumen aufhalten“, weiß Röhrich und hält einen Zeitpunkt nach dem Sommer für wahrscheinlich.
Die im Rott geplante „open library“ ist ein weiteres, davon unabhängiges Pilotprojekt, das zudem dem knapp bemessenen Personalbestand entgegenkommt. Nach der Aufhebung des Baustopps wird die Zweigstelle weiter umgebaut (WZ berichtete), inklusive der für das Angebot technischen Ausstattung – mit Zweifaktorenidentifizierung und Videoüberwachung, damit der Ort nicht zweckentfremdet wird. Das Ziel: Eine automatisierte Selbstbedienungsbibliothek, die vor allem in der Woche länger geöffnet ist (etwa von 7 bis 22 Uhr).
Um die Wünsche der Menschen geht es letztlich auch bei einem weiteren Dauerbrenner, dem der Suche nach einem neuen Standort der Zentralbibliothek. Diese kann bekanntlich nicht in ihrem Domizil bleiben. Im Kulturausschuss stellte Karin Röhrich den aktuellen Stand bei Strategieenwicklung und Raumprogramm vor, in die die Wünsche der Kunden, externe Expertise eines freien Beraters im Bibliotheksbereich und existierende Vorbilder, die es meist in Skandinavien gibt, eingeflossen sind. Im August wurde mit den Beratungen begonnen, bis Juni 2025 soll das Papier fertiggestellt sein.
6220 Quadratmeter Publikumsfläche (acht Bereiche: Foyer; Lernen und Arbeiten; Lesen, Hören und Sehen; Kindebereichd, Jugendbereich, Veranstaltungen und Workshops) wurden als Raumbedarf mittlerweile ermittelt, dabei auch Baunormen und Handreichungen für Bibliotheken in Deutschland einbezogen.
Ein Bedarf, der sich im unteren Bereich bewege, so Nocke, der zum Vergleich Düsseldorf mit seinen 8000 Quadratmetern heranzog. Und so aus der Politik erwogenen redzuierten Raumalternativen eine Absage erteilte. Der Raumbedarf spricht überdies für eine Unterbingung im Kaufhof, der damit bei der vergleichenden Standortanalyse – geprüft werden ebenfalls AOK-Gebäude und Concordia – weiter die Nase vorn hat. Nocke strebt an, dem Rat in seier Sitzung am 17. Dezember eine mit dem Kämmerer und dem Investor erarbeitete Vorlage für einen Grundsatzbeschluss vorzulegen. Dem möglichst am 8. Juli, bei der letzten Ratssitzung der aktuellen Kommunalwahlperiode „ein klares Votum folgt. Denn weitere Beschüsse dürften erst wieder im Dezember möglich sein.