Ein Freund ist wahrer Reichtum

In der diesjährigen Weihnachtsausgabe widmet sich die WZ dem Thema "Reichtum durch..." In diesem Artikel geht es um Freundschaft. Schauspieler Hans Richter ist ein glücklicher Mensch – nicht zuletzt, weil er einen echten Männerfreund hat.

Wuppertal. Autos, Boote, Häuser: Es sind Äußerlichkeiten, die die Freundschaft von Hans Richter und Peter Joachim Schmied prägen. Und das seit 35 Jahren. Das stimmt und stimmt auch wieder nicht. Denn wer nur das Oberflächliche im Auge hat, sieht natürlich nicht, was dahinter steckt. Und das ist eine ganze Menge.

Wenn die beiden (Un-)Ruheständler spitzbübisch in Erinnerungen schwelgen, leidenschaftlich voneinander schwärmen und sich verschmitzt ansehen, als hätten sie mehr erlebt als ein seit 35Jahren verheiratetes Ehepaar, geht es nicht nur um Radkappen, Bootshaken und umgebaute Zimmer - sondern um das, was echte Freunde damit verbinden: um kleine und große Erlebnisse, von denen sie so begeistert erzählen, dass man Motorengeruch, Seeluft und Bohrgeräusche beinahe selbst spürt.

Was vor sich geht, wenn sie ihre Finger nicht von Auto und Boot lassen können und nebeneinander schrauben, sägen und dübeln, ist echte Handarbeit, aus ihrer Männerfreundschaft nicht mehr wegzudenken und durchaus symbolisch zu sehen. Denn in ihrem ungeheizten Reich wird ihnen ganz schnell warm ums Herz, wenn der eine dem anderen ohne Aufforderung das nötige Handwerkszeug reicht. Richter kann das Phänomen erklären: "Jeder weiß, was der andere denkt."

Vor zwei Jahren dachten sie sich daher, dass es höchste Zeit für eine Tour mit dem Boot ist, "das uns die ganze Zeit verbunden hat". Also erlebte Richter auf Schmieds sieben Meter langem Jollenkreuzer seine Jungfernfahrt in Holland. Richter hat es genossen - auch deshalb, weil in ihrer Freundschaft keiner allein das Ruder in der Hand hat. "Wir haben beide viel Phantasie und ähnliche Vorstellungen davon, was man aus etwas machen kann", sagt Schmied. "Und vor allem: Wir können uns alles sagen."

Das war von Anfang an so - schon 1973, als Richter auf demselben Grundstück vor Anker ging, auf dem auch Schmied wohnte. "Es war ein Paradies", schwärmt Richter noch heute. "Unsere Kinder sind zusammen aufgewachsen - so frei, als ob wir auf einem Bauernhof gelebt hätten." Am Diek lernten Fridolin (heute 39) und Kathi Richter (36) Fahrradfahren, auch Peer (40) und Mara (25) Schmied genossen den Park in Wichlinghausen, in dem Lagerfeuer-Partys gefeiert, improvisiert und angebaut wurde - eigenhändig, versteht sich. "Das Grundstück sollte verkauft werden. Es war ein Wohnen auf Abruf. Auch das hat uns verbunden", erzählt Schmied, der immer noch bedauert, dass die gemeinsame Zeit an der Villa Halstenbach Mitte der 80er zu Ende ging, sie aber wieder lebendig werden lässt, als seien die letzten Gäste erst gestern gegangen. Die Schar der Mitfeiernden war ja auch denkbar illuster. Das geschichtsträchtige Areal, das als Keimzelle der Rheinischen CDU gilt, war auch eine kleine Kommune: Richters Künstlerkollegen gingen ein und aus.

Auch heute noch erinnern sie sich an die langen Sommernächte in Wichlinghausen genauso gern wie an die gemeinsamen Griechenland-Urlaube - ihre Freundschaft kennt keine Grenzen. Richter und Schmied - das sind zwei Zugezogene, aber auch bekennende Wuppertaler. Zwei Freunde eben, die mit kindischer Freude ihr Leben teilen, sich ohne Worte verstehen, aber trotzdem viel zu sagen haben. Denn Sprache verbindet: "Er ist Bayer, ich bin Südtiroler", sagt Richter. "Bei uns passt alles - auch die Mentalität." Worüber sie deshalb an Weihnachten reden? Natürlich über Äußeres, das Innerstes spiegelt. Über Autos, Boote, Häuser.