Wuppertaler Gesundheitskolumne Eine Standardpflege ist in der Neurologie kaum möglich

Wuppertal · Erfahrungen als angehende Pflegekraft.

Marcel Theisen berichtet von seinen Erfahrungen als Pfleger – diesmal in der Neurologie.

Foto: dpa/Sina Schuldt

Als Maximalversorger bietet das Helios Universitätsklinikum Wuppertal (HUKW) ein breites und sehr spannendes Spektrum an Einsatzmöglichkeiten für angehende Pflegefachkräfte. Je nach Fachbereich erhalten Auszubildende also vielfältige Einblicke, die sie auf ihrem Weg zur examinierten Pflegekraft formen.

Mein letzter Einsatz führte mich in die Neurologie, ein Bereich, der sich vor allem mit Erkrankungen des Nervensystems und des Gehirns beschäftigt. In der theoretischen Ausbildung am Bildungszentrum, welches auch am Campus Barmen ist, wurden uns bereits wichtige Grundlagen vermittelt, aber der praktische Umgang mit Patienten in diesem Bereich war Neuland für mich. Ich war gespannt, welche Erfahrungen mich auf Station erwarten würden.

Während in vielen Fachbereichen standardisierte Pflegemaßnahmen zur Qualitätssicherung beitragen, erfordert die Neurologie aufgrund der Vielfalt und Komplexität der Krankheitsbilder eine besonders individuelle Herangehensweise – ohne dabei natürlich die hohen Qualitätsstandards zu vernachlässigen. Nehmen wir das Beispiel des Schlaganfalls, medizinisch als Apoplex bekannt. Dieser tritt meist durch eine Minderdurchblutung des Gehirns auf, ausgelöst durch einen Gefäßverschluss.

Marcel Theisen, Auszubildender Gesundheits- und Pflegefachmann (2. Lehrjahr) am Helios Universitätsklinikum Wuppertal

Foto: Michael Mutzberg/HUKW

Die Auswirkungen eines Schlaganfalls können jedoch stark variieren – je nachdem, welches Hirnareal betroffen ist, wie groß der Schaden ist und wie schnell nach Auftreten medizinische Maßnahmen eingeleitet wurden. Bei manchen Schlaganfall-Patienten zeigen sich Einschränkungen in der Sprache, wieder andere sind in ihren Bewegungen eingeschränkt. Und das sind nur zwei der zahlreichen Symptome, die auftreten können.

In der Praxis zeigte sich schnell: Ein Standardpflegeplan ist bei dieser Art von Erkrankung kaum möglich. Jeder Patient bringt höchst individuelle Bedürfnisse und Einschränkungen mit. Als Pflegekraft muss man daher in jedem Fall priorisieren, welche Pflegeziele am wichtigsten sind. Die Einbindung des Patienten in den Genesungsprozess ist entscheidend, um sein Wohlbefinden zu steigern. Denn nur, wenn sich der Patient wohlfühlt, können wir als Pflegekräfte unsere Arbeit als erfolgreich betrachten.

Besonders beeindruckt hat mich die Zusammenarbeit mit akademisierten Pflegekräften. Diese Kolleginnen und Kollegen haben ihre Ausbildung durch ein Studium mit hohem wissenschaftlichem Anteil ergänzt. Ihre fundierten theoretischen Kenntnisse helfen dabei, Pflegepläne individuell auf die Patienten anzupassen und regelmäßig zu evaluieren. Diese wissenschaftliche Komponente ist ein wichtiges Instrument zur Optimierung des Pflegeprozesses.

Ein weiteres prägendes Erlebnis war für mich die Erkenntnis, dass viele neurologische Patienten nicht nur körperlich, sondern auch emotional schwer belastet sind. Häufig verlieren sie durch ihre Erkrankung die Fähigkeit, mit Stress umzugehen – sogenannte Coping-Strategien, die ihnen früher halfen, sind plötzlich nicht mehr verfügbar. Hier ist die Pflege besonders gefordert: Wir unterstützen die Patienten und ihre Angehörigen dabei, mit dieser emotionalen Belastung umzugehen, und erarbeiten gemeinsam Alternativen und Netzwerke, die ihnen in dieser schwierigen Zeit Halt geben.

Mein Einsatz in diesem Bereich hat mir nicht nur gezeigt, wie wichtig ein individueller Pflegeplan ist, sondern auch, wie wertvoll es ist, den Patienten aktiv in den Genesungsprozess einzubinden. Dies erfordert Empathie, Fachwissen und interdisziplinäre Zusammenarbeit – und macht die Arbeit in diesem Bereich so anspruchsvoll und zugleich erfüllend.

Marcel Theisen ist Auszubildender Gesundheits- und Pflegefachmann am Helios Universitätsklinikum Wuppertal (HUKW)