Geschäftsidee: Traumschiffe für Abenteurer

Seit 25 Jahren verkaufen die Pfeiffers Frachtschiffen-Reisen. Ihre Kunden sind vor allem Abenteurer, Naturburschen – und Trompeter.

<strong>Wuppertal. Urlaub auf hoher See - das klingt nach Cocktails auf dem Pooldeck, Dinner mit dem Kapitän und irgendwie auch nach Sascha Hehn auf dem Traumschiff. Für Werner Pfeiffer sieht der Hochseetraum anders aus. Er hat mit rauen Wellen zu tun, mit schwerer Fracht und auch ein bisschen mit Einsamkeit. Werner Pfeiffer verkauft Reisen auf Frachtschiffen. Für ihn gibt es nichts Schöneres, als wochenlang mit schweren Containerdampfern übers Meer zu fahren, mit der Besatzung Eintopf zu essen und neben dem Kapitän auf der Brücke zu sitzen.

Lieber mit Schiffen als mit Autos gespielt

Seit 25 Jahren betreibt er mitten in Wuppertal und gemeinsam mit Gattin Ingrid das Frachtschiff-Reisebüro Pfeiffer. Wie es dazu kam? "Im Grunde hängt es damit zusammen, dass sie als Junge Träume haben", sagt Pfeiffer, der als Kind lieber mit Schiffen statt mit Autos gespielt hat und seine erste eigene Frachtschiffreise mit 18 Jahren geschenkt bekam. Damals, irgendwo zwischen Bremen und Alicante, zwischen Kisten, Fässern und endlosem Blau hat es ihn gepackt. "Was mir gefällt, muss doch auch anderen gefallen", hat sich Pfeiffer damals gedacht und zunächst nebenberuflich im Untergeschoss des Eigenheims sein Reisebüro aufgemacht. Werner und Ingrid Pfeiffer waren die Ersten, die diesen Markt entdeckt haben. "Es gab immer Menschen, die auf Frachtschiffen mitgereist sind, es gab nur keine organisierten Anlaufstellen dafür. Wer mitfahren wollte, hat sich direkt an die Reederei gewandt", so Pfeiffer. Heute bieten die Wuppertaler als eine von sechs Agenturen in Deutschland diese Art des Reisens an. Von geschätzten 6000 deutschen Frachtschiffreisenden gehören etwa 1000 zu Pfeiffers Kundenstamm. Schaltzentrale ist noch immer das Pfeiffersche Einfamilienhaus in der Nähe der Hardt, in dem Buddelschiffe im Regal stehen und Reedereiplakate an der Wand hängen. Pfeiffers sehen sich als Vermittler, Traumerfüller und Aufklärer. "Wer glaubt, auf dem Frachtschiff eine billige Kreuzfahrt machen zu können, liegt falsch. Sie müssen sich schon selbst beschäftigen können", sagt Ingrid Pfeiffer. Die Kunden sind so unterschiedlich wie die Weltmeere. Da gibt es den Musiker, der acht Stunden am Tag am Schiffsbug steht und Trompete spielt, weil er es zu Hause nicht darf. Die Mittvierzigerin, die auf der 60-Tage-Reise nach Chile endlich ihre Doktorarbeit zu Ende schreibt. Und der Rentner, der endlich die Welt sehen will. Es sind Naturburschen, Schiffsliebhaber, Ruhesuchende oder einfach Abenteurer. So wie Werner Pfeiffer.

"Die Brücke eines Schiffs ist wie das Cockpit im Flugzeug. Sie hören die Funksprüche, kriegen die Manöver mit und manchmal die Lebensgeschichte des Kapitäns", sagt Pfeiffer und erzählt von Kapitänen, die mit 6000 Tonnen Containern an Bord den Luxusdampfer Queen Elizabeth überholen und bei Windstärke 12 durch die Biskaya schaukeln.

Frachtschiffreisen sind gefragter denn je. Seit knapp einem Jahr haben Pfeiffers die Schwiegertochter und eine Teilzeitkraft mit ins Boot geholt. Nach 25 Jahren wird das Büro nun zu klein.