Im Tal gibt es immer mehr Hautkrebs-Fälle
Hunderte Wuppertaler müssen sich wegen Hautkrebs behandeln lassen. Zur Vorsorge gehen noch zu wenige.
Wuppertal. Sommer, Wärme, Sonnenbaden: Für viele Wuppertaler ist der Sommer die schönste Jahreszeit. Ob öffentliche Grünanlagen, Zoo, Freibäder oder heimische Balkone, die Menschen strömen ins Freie, machen es sich in der Sonne gemütlich - und erhören damit ihr Hautkrebs-Risiko. "Ist doch nur kurz", "Meine Haut ist nicht empfindlich", "Sonnencreme ist lästig" und "Das ist alles nur Panikmache" gehören zu den gängigen Argumenten, Warnungen in den Wind zu schlagen.
Aktuelle Erhebungen allerdings zeigen, wie dramatisch die Situation für Sonnenanbeter ist. Im Zeitraum von nur sieben Jahren ist die Anzahl der Patienten, die wegen Hautkrebs im Krankenhaus behandelt werden mussten, um 44,6 Prozent gestiegen. Das geht aus Daten des Geschäftsbereichs Statistik des Landesbetriebs Information und Technik NRW hervor, welche die IKK Nordrhein jetzt auswertete. So erschreckend wie die Zahl ist die Tatsache, dass vor allem mehr Männer hautkrebsbedingt unters Klinik-Messer müssen: "Bei ihnen stieg die Zahl um 83,4 Prozent", sagt IKK-Sprecher Michael Lobscheid. Bei den Frauen beträgt die Steigerung 20,8 Prozent.
Die Statistik erfasst laut Lobscheid zudem nur die "schwereren Hautkrebs-Fälle". Diejenigen, die sich wegen bedenklicher Hautveränderungen ambulant in der Praxis behandeln lassen, tauchten in den Zahlen gar nicht erst auf. Ein Grund mehr, das Risiko Sonne ernst zu nehmen. Im Lauf der vergangenen 20 Jahre ist sie nicht nur nach Lobscheids Einschätzung bei den Wuppertalern immer präsenter geworden. "Die Hauptursache ist das veränderte Freizeitverhalten. Die Leute verreisen zum Beispiel mehr in den Süden als früher. Auch Sonnenstudios spielen eine große Rolle." Medizinern zufolge steigt das Hautkrebs-Risiko vor allem bei kurzfristiger intensiver UV-Strahlung. Am meisten gefährdet sind hellhäutige Personen, die schnell einen Sonnenbrand bekommen.
Reicht denn die gesundheitliche Aufklärung heutzutage noch nicht aus? "Mehr Information kann nie schaden", sagt Lobscheid. Und lenkt ein: "Ich fürchte, die meisten wissen Bescheid, denken aber, sie treffe es nicht." Gerade größeres Wissen rund um Hautkrebs und seine Risikofaktoren begünstige aber möglicherweise, dass die Anzahl von Patienten steige - wenn auch in weit geringerem Ausmaß. Lobscheid: "Wenn ich gezielt nach etwas suche, finde ich es auch eher. Früher hat man Menschen einfach nicht auf Hautkrebs untersucht."
Nichtsdestotrotz nutzen vergleichsweise wenige Wuppertaler die Möglichkeit, sich frühzeitig auf bösartige Hautveränderungen untersuchen zu lassen (siehe Kasten). Dabei sind sogenannte Hautkrebs-Screenings bei qualifizierten Dermatologen seit dem 1.Juli 2008 für Kassenpatienten ab 35 Jahre alle zwei Jahre kostenlos - sie wurden als vertragsärztliche Leistung in den einheitlichen leistungskatalog eingeführt. Einige gesetzliche Krankenkassen, etwa IKK Nordrhein und AOK, bieten sie auch schon für jüngere Versicherte an. Bei einem konkreten Verdacht werden die Kosten ohnehin übernommen.
Im extremsten Fall kann solch ein Screening Leben retten. Lobscheid: "Hautkrebs ist der einzige Krebs, der - früh erkannt - fast zu 100 Prozent heilbar ist. Und da es sich um eine anerkannte Vorsorgeuntersuchung handelt, entfällt sogar die Praxisgebühr von zehn Euro." So könne jeder Versicherte mit vergleichsweise wenig Aufwand früh gegensteuern, sollte sich etwas negativ entwickeln. Für die 570 Wuppertaler, deren Hautkrebs-Erkrankung schon zu einem Fall für die Klinik ausgeartet ist, kommt die Empfehlung allerdings zu spät.