Plumpe Vertraulichkeit ohne Mundschutz
Gabriele Pauli, ehemalige CSU-Landrätin und Königsmörderin des Problembären aus Wolfratshausen, gründete kürzlich im Hofbräukeller zu München eine neue, vielversprechende Partei. Bei Weißwurst und reichlich Freibier stampfte sie in Windeseile die "Freie Union" aus dem bajuwarischen Boden, deren Vorsitz sie mit 144 Ja- bei drei Nein-Stimmen überraschend annahm.
Jetzt legt sie nach und verpflichtet mit Kader Loth, dem Big-Brother-Starlet, ein Girl als Frauenbeauftragte. Freuen wir uns auf die vielversprechenden Wahlplakate im Penthouse-Stil. "Erfolg ist, wenn man sich selbst folgt" rief Pauli ihren Fans zu. Hoffentlich verläuft sich keine der Beiden.
Ganz so glamourös verläuft der Wahlkampf in Wuppertal zwar nicht, aber immerhin bieten gerade einige kleinere Parteien und Gruppierungen allerlei heiter bis wolkiges. Da wirbt zum Beispiel auf der Webseite der REPs Wolfgang Schulze mit plumper Vertraulichkeit: "Meine Heimat - unser Wuppertal". Und weil ihm das als konkrete Kampfansage nicht vollends ausreicht, erhöht Schulze bedingungslos den Einsatz: "Meine Zusage: Mit mir ein besseres Wuppertal". Glücklicherweise werden wir nie erfahren, wie er das meint. Doch immer wenn man glaubt, schon unten angekommen zu sein, geht es noch ein Stück tiefer. So kann sein REP-Kamerad und OB-Kandidat Wolfgang Pohlmann nämlich noch eins drauf setzen. "Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht".
Dieses Macht ergreifende Statement ist nur auf den ersten Blick Zufall. Sorglos gesponsert werden die beiden Querdenker übrigens mit einer sechsstelligen Summe, die sie nach Gutdünken für Werbung oder "Sonstiges" ausgeben dürfen. Bei diesem Politlotto lohnt sich doch der Einsatz eines jeden Steuer-Euros, denn zahlen muss der Bürger das.
Ebenfalls knapp am Ziel vorbei schoss zum Jahresbeginn der Vorsitzende der doch eigentlich eher liberalen WfW, Reimar Kroll. Der 66-Jährige sorgte anlässlich seiner damaligen Vorstellung vor sage und schreibe 35 Mitgliedern für Bombenstimmung, als er sich gegen die "Türkisierung" der B7 aussprach. Er meinte damit die zunehmende "Verslumung der Innenstadt" sowie die "Verlotterung" der Friedrich-Ebert-Straße. Wörtlich stammelte er: "Es geht um schlechten Wohnraum, der von Türken und Sozialhilfeempfängern besiedelt wird".
Da hat er sich aber hörbar im Ton vergriffen. Zudem ist der Bereich der östlichen B7 zwischen Wupperfeld und dem Berliner Platz eindeutig das Terrain unserer griechischen Mitbürger. Reisen bildet, Herr Kroll. Selbst wenn es nur mit einem Picknickkorb voller Schweinshaxen, statt Döner und Gyros, nach Oberbarmen geht.
Die Stinkmorchel innerhalb der politischen Regional-Botanik ist allerdings der NPD-Pilz Michael Schnorr. Auf die Frage nach seinem Motto für die Kommunalwahl antwortete er den Schülern des Medienprojekts ohne Mundschutz, grammatikalisch bedenklich und vor laufender Kamera "sozial geht nur national"! Und dann sinniert er über "Volksherrschaft", "lebensrichtiges Menschenbild" und Artikel 1 des Grundgesetzes, "der allerdings nicht für alle Volksgruppen, insbesondere nicht für raumfremde Ausländer gelten darf", die er gerne einer "geordneten Rückführung" unterziehen würde. Selten wurde geistige Bedürftigkeit so deutlich. Diese und andere Entgleisungen können schmerzfreie Gemüter mit viel Selbstbeherrschung als Video-Podcast anschauen. Sie wissen dann, warum wir alle zur Wahl gehen und ein demokratisches Kreuzchen machen müssen. Ehrenwort.