Auf höchstem Weltniveau Atos Trio in Wuppertal: So gut war das Kammerkonzert in der Historischen Stadthalle

Wuppertal · In großem Einklang und mit perfekter Feinabstimmung hat das Atos Trio zwei Meisterwerke der Klaviertrio-Literatur in der Historischen Stadthalle in Wuppertal präsentiert. Das Publikum hielt beinahe den Atem an.

Seit mehr als 20 Jahren spielen Annette von Hehn (Violine), Stefan Heinemeyer (Violoncello) und Thomas Hoppe (Klavier) zusammen als Atos Trio.

Foto: Andreas Fischer

In großem Einklang und mit perfekter Feinabstimmung präsentierte das Atos Trio zwei Meisterwerke der Klaviertrio-Literatur von Robert Schumann und Johannes Brahms sowie ein Werk von Lutz-Werner Hesse. Die zahlreichen Besucher, die am Donnerstagabend trotz des Winterwetters auf den Johannisberg gekommen waren, konnten im Mendelssohn Saal der Historischen Stadthalle ein Kammerkonzert auf höchstem Weltniveau erleben.

Das Trio Nr. 2 für Klavier, Violine und Violoncello F-Dur op. 80 von Robert Schumann (1810-1856) beginnen die Musiker mit exzellentem Schwung. Dem „sehr lebhaften“ 1. Satz geben sie große Tiefe, feine klangfarbliche Schattierungen scheinen wie von selbst zu entstehen. Annette von Hehn lässt ihre Geige zärtlich singen. Das Instrument, das 2016 von der Geigenbauerin Julia Maria Pasch geschaffen wurde, bezaubert mit wunderschönem hellen Klang und großer Intensität. „Mit innigem Ausdruck“ führen die Musiker das Publikum mit beinahe schmerzhaft schönen Klängen durch eine Welt voll inniger Gefühle. Energiegeladene energische Striche beenden das Werk.

Seit mehr als 20 Jahren spielen Annette von Hehn (Violine), Stefan Heinemeyer (Violoncello) und Thomas Hoppe (Klavier) zusammen als Atos Trio. Entsprechend gut eingespielt sind die drei Musiker – das klingt keineswegs routiniert, sondern frisch, lebendig und authentisch. Die Verständigung ist extrem feinfühlig und zeigt eine enge Verbundenheit von Violine, Cello und Klavier.

Das Atos Trio, das weltweit in den berühmtesten Konzerthäusern und auf den größten Festivals zu Gast ist, folgte einer Einladung des Fördervereins der Musikhochschule und gastierte zum ersten Mal in Wuppertal und brachte eine Uraufführung mit: ein neues Werk von Lutz-Werner Hesse. Im Auftrag des Atos Trios komponierte der Wahl-Wuppertaler das Klaviertrio op. 94 „Nordlichter“.

Auf einen stürmischen Auftakt folgen markante Klavierklänge

Auf einen stürmischen Auftakt folgen markante Klänge des Klaviers, kurze Episoden schildern Atmosphärisches, Wolkenbilder, Lichterscheinungen oder andere Wetterphänomene – ohne Programmmusik zu sein. Beinahe nahtlos gehen die Sätze ineinander über, poetische Passagen wechseln mit starker Unruhe, temporeiche Melodienbögen schaffen dynamische Kontraste. Zarteste Streicherklänge und schimmernde, flimmernde Passagen weichen fast bedrohlichen Wolkenballungen. Glockenklänge vom Klavier beantworten Violine und Violoncello mit flottem Pizzicato.

Bei dieser Mischung aus Klassik und Moderne, Spannung und Entspannung hält das Publikum beinahe den Atem an. Im Epilog schwingt das etwa 20-minütige Werk mit zarter Ruhe langsam aus. Danach gibt es riesengroßen Beifall und Bravorufe für das exzellent spielende Trio und den Komponisten. Hesse komponierte sein erstes Klaviertrio auf Anregung des Trios, da Hesse und von Hehn sich als Kollegen der Musikhochschule in Wuppertal kennen.

Nach dem Konzert äußert sich Annette von Hehn begeistert: „Es ist toll, wenn man den Komponisten persönlich kennt und befreundet ist. Es ist sehr nah, eine solche Uraufführung zu spielen.“ Auch für die Besucher ist es ein besonderes und spannendes Erlebnis, der „Geburt eines Werkes“ beizuwohnen. „Als Komponist empfinde ich es als große Ehre, dass mein Werk von einem so renommierten Trio auf Weltniveau uraufgeführt wurde“, sagt Lutz-Werner Hesse nach dem Konzert.

Schwärmerischer Brahms
als hochkarätiger Abschluss

Nach der Pause bildet das schwärmerische Klaviertrio op. 8 von Johannes Brahms (1833-1897) den hochkarätigen Abschluss. Voll tiefer Schönheit erklingt die Fassung von 1889, die schlanker und konzentrierter wirkt, als die erste von 1853. Das melodische Hauptthema beglückt, der Klavierpart klingt nach „typischem Brahms“. In so leicht und selbstverständlich erscheinender Perfektion hat man dieses Werk wohl noch nicht gehört. Es folgen riesengroßer Applaus und Bravorufe vom begeisterten Publikum. Das Atos Trio spielt als Zugabe den langsamen Satz aus Mozarts Trio B-Dur, KV 502, bei dem Klavier und Streicher zärtlich zu verschmelzen scheinen. Eine sehr entspannte „Nachtmusik“ nach einem fulminanten Konzert.