Nachwuchssänger im Opernstudio Eigenschaften entwickeln, die ein exzellenter Sänger braucht

Der Ukrainer Demian Matushevskyi ist Bass- und Bariton-Sänger - und seit dieser Spielzeit Mitglied des Opernstudios NRW.

Demian Matushevskyi war bei den Proben der Oper zu „Die Piraten“ als Polizeisergeant dabei.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der Weg nach Deutschland war kein leichter. Was weniger an der beruflichen Qualifikation lag, dafür umso mehr an der Corona-Pandemie. Und so konnte Demian Matushevskyi nicht wie vorgesehen im September als neues Mitglied des Opernstudios NRW durchstarten, musste stattdessen monatelang auf sein Visum warten. Eine emotional sehr belastende Zeit sei das für ihn gewesen, blickt der 28-jährige Ukrainer zurück.

Doch seit Oktober ist der Bass-Bariton endlich da, probte in Wuppertal die Rolle des Polizeisergeanten in „Die Piraten von Penzance“. Die komische Operette und seine sehr unterhaltsame Rolle darin gefallen dem Nachwuchssänger sehr: „Ich genieße es, sie zu singen“, sagt er. Was aus seinen weiteren Verpflichtungen wird (geplant waren in Essen: der Spinelloccio in „Trittico“; der Medico in „Macbeth“; in Gelsenkirchen: der Pluto in „Orfeo“; in Wuppertal: NOperas!: Kitesh), kann er nicht sagen. Die Corona-Krise wirbelt nicht nur sein Leben durcheinander, sondern auch die Spielpläne der Opern und Theater.

Schon als Kind sang Demian Matushevskyi gerne, übte die Musik eine große Anziehungskraft auf ihn aus. Seine Eltern schickten ihn deshalb in die Chorschule. Seine musikalische Berufsausbildung begann mit dem Studium der Chorleitung an der Musikschule Salome Kruschelnytska in Ternopil. Um Sänger werden zu können, studierte er sodann an der Nationalen Musikakademie der Ukraine Peter Tschaikowski in Kiew Gesang, schloss das Studium 2017 ab. Als Mitglied des dort integrierten Opernstudios sang er Partien wie Sobakin in Rimski-Korsakows „Die Zarenbraut“, den alten Mann in Rachmaninows „Aleko“ und Fürst Gremin in Tschaikowskis „Eugen Onegin“. Trat auch am Kiewer National-Akademischen Theater für Oper und Ballett auf. Weitere Rollen folgten. „Das Singen ist ein unabdingbarer Teil meines Lebens“, schwärmt er: „Ich kann mir keinen anderen Beruf vorstellen.“

Planungsunsicherheit in der Corona-Krise macht zu schaffen

Die Entscheidung für Deutschland war die Erfüllung eines Traumes. Das Land verfüge über ein „hohes Maß an Kultur- und Kunst-Expertise“, sagt Matushevskyi. Als er im Internet das Opernstudio NRW entdeckte, faszinierte ihn auch dessen Konzept des gemeinsamen Lernens und Arbeitens, es sei „eine gute Möglichkeit für junge Sängerinnen und Sänger kostbare und schätzenswerte Erfahrungen“ sammeln zu können. Erkannt, getan: Er bewarb sich und wurde genommen: „Ich glaube daran, dass ich hier die Eigenschaften entwickle, die ich brauche, um ein exzellenter Sänger zu werden, weil hier erstklassige Fachleute uns unterrichten und die Kolleginnen und Kollegen sehr interessant sind. Ich bin glücklich, hier zu sein“, freut er sich.

 Momentan wohnt er in Essen, kennt in Wuppertal noch kaum mehr als das „wunderbare Opernhaus“, da seine Tage eng getaktet sind und die Quarantäneregeln das Kennenlernen der Stadt in eine unbekannte Zukunft verschieben. Die Planungsunsicherheit mache ihm und seinen Kollegen schon sehr zu schaffen, meint er: „Wir alle hoffen, dass die Menschheit bald einen Weg aus der Krise findet und wir alle wieder zum normalen Leben zurückkehren.“

Wie gut, dass es die Musik gibt. Als Bass- und Bariton-Sänger habe er viele Rollen zur Verfügung, weiß Matushevskyi. Will zugleich darauf achten, die Stimme nicht zu beschädigen, so dass seine Karriere nicht schon im jungen Alter endet. Was die Wahl des Repertoires wichtig und schwierig zugleich mache, stellt der ehrgeizige junge Mann fest. Im Moment singt er viele Mozart-Rollen, will in den zwei Opernstudio-Jahren so viele Rollen wie möglich singen, „um Erfahrungen für die weitere Entwicklung zu sammeln“.

Seine Lieblingsrolle ist Figaro von „Die Hochzeit des Figaro“, erzählt er - zweimal habe er diese Rolle schon in Kiew gesungen. Jetzt will er an seinen Fähigkeiten und sängerischen Techniken arbeiten, um viele große Rollen singen zu können: den Philipp von „Don Carlos“ (Verdi) etwa. René Papes Umsetzung dieser Rolle begeistert ihn.

Das Ziel ist klar: Demian Matushevskyi hat sich auf den Weg gemacht, um „voller Zuversicht zur Spitze der Opernkunst zu gelangen“.