Neue Wege Theaterpädagogin des Wuppertaler Schauspiel ist online aktiv

Wuppertal · Charlotte Arndt ist neue Theaterpädagogin des Schauspiels - in der Coronakrise muss sie alternative Angebote machen.

 Theaterpädagogin Charlotte Arndt würde gern direkt mit Jugendlichen arbeiten – derzeit sind aber nur virtuelle Angebote möglich.

Theaterpädagogin Charlotte Arndt würde gern direkt mit Jugendlichen arbeiten – derzeit sind aber nur virtuelle Angebote möglich.

Foto: Schauspiel Wuppertal/Uwe Schinkel

Charlotte Arndt sucht sich ihren eigenen Weg, nimmt dafür auch vermeintliche Umwege und Widrigkeiten in Kauf. Weil die 34-Jährige vielseitig künstlerisch interessiert ist, gerne verschiedene Genres verbindet, führte ihr Lebensweg von Wuppertal über Berlin und Mönchengladbach wieder nach Wuppertal. Seit dieser Spielzeit ist sie hier Theaterpädagogin am Schauspiel.

Sie würde gerne loslegen, aber die Coronakrise führt dazu, dass sie eher theoretisch und virtuell aktiv ist. Weniger mit lebendigen Menschen zu tun hat. „Wenn ich was tun dürfte, wäre es sehr schön“, sagt die sympathische junge Frau und lächelt gegen die Widrigkeiten an.

 1985 wurde Charlotte Arndt in Essen geboren, wuchs aber in Wuppertal auf. Schon in der Schulzeit tanzte sie, schauspielerte und filmte. Mit 20 Jahren ging sie nach Berlin, um an der Danceworks-Schule eine Ausbildung in zeitgenössischem Tanz zu absolvieren. Es folgten sechseinhalb Jahre des Tanzens, Schauspielens und Filmens in der Freien Szene der Hauptstadt. Die Verbindung mehrerer künstlerischer Bereiche empfinde sie als Bereicherung, die alle voranbringe, sagt Arndt. Während der Tanzausbildung kam außerdem das Unterrichten hinzu.

Ihren Job lernte sie zunächst
nur theoretisch kennen

Und weil sie „gesellschaftskritische Kunst-Projekte machen“ wollte, entschied die junge Frau, sich weiterzubilden. Kulturpädagogik mit Schwerpunkt Theaterpädagogik sollte es sein. Ein Studiengang, der sie wieder in die Heimat führte: Bis 2013 hat sie in Mönchengladbach gelernt und in Wuppertal gewohnt.

Schon während des Studiums hatte Charlotte Arndt ein Outdoor-Projekt im Haus der Jugend in Barmen realisiert. Die Verantwortlichen wurden auf sie aufmerksam und fragten sie, ob sie ein Stück mit muslimischen Mädchen erarbeiten wolle – Geburtsstunde des Close Up-Theaters.

Gemeinsam mit Dilara Baskinci erfüllte die Jung-Regisseurin den Auftrag so gut, dass sie 2016 den Jugend-Kultur-Preis-NRW gewannen und weitermachten – jedes Jahr und mit erweitertem Kreis.

Als im Laufe des Jahres 2020 Sylvia Martin nach sechs Jahren die Theaterpädagogik des Wuppertaler Schauspiels verließ, bewarb sich Arndt und wurde angestellt. „Nun kann ich die ganze Woche Theater und Theaterpädagogik machen“, freut sie sich.

Die „Amtsübergabe“ freilich verlief kurz und weitgehend theoretisch. Aufführungen für Schulklassen sind derzeit schlichtweg verboten. Wegen der Coronakrise habe sie ihre Arbeit nicht so kennengelernt, wie sie eigentlich sei, sondern nur in der Theorie: „Ich habe keinen aktiven Einblick sondern nur eine Vorstellung erhalten“, stellt Arndt fest. Also erschließt sie, zusammen mit ihrer Kollegin Maria Stanke, die die Theaterpädagogik im Bereich Oper betreut, Alternativen. Heißt: Sie haben sechs sogenannte „Biparcours“ angelegt.

Viele Ideen für die Zeit
mit und nach Corona

Die „Online-Angebote zum Mitmachen“ arbeiten mit einer App, die das Land zur Verfügung stellt, und regen zur Beschäftigung mit Themen und Stücken an. Indem Theater gespielt, Fotos gemacht, Quizze gelöst oder Umfragen angelegt werden. Klassen oder private Kleingruppen können Inhalte erörtern, über Links weitere Informationen erhalten.

Für das Schauspiel gibt es einen Parcours zu „Romeo und Julia“ (ab Klasse 9) und einen Heldinnenparcours (für 2. bis 5./6. Klasse). Letzterer kreist um das Familienstück „Robin Hood“ und ist mit Ausstellung und Wettbewerb verknüpft. „Hier braucht nur der Lehrer die App. Die Klasse spielt gemeinsam“, erklärt Arndt.

Ein weiterer Kooperations-Parcours von Schauspiel und Oper ist eine Rallye um das Opernhaus und das Theater am Engelsgarten. „Komm wir gehen ins Theater“ kann im Rahmen eines Klassenausflugs absolviert werden. Seit einigen Wochen gibt es die verschiedenen Angebote, das Feedback der Lehrer sei groß, sagt Arndt, ihre Realisierungsmöglichkeiten coronabedingt aber vorsichtig ausgedrückt eingeschränkt.

Unabhängig davon macht Charlotte Arndt weiter, will einen Parcours zum Thema Cybermobbing anlegen, der die Lücke bei der Altersgruppe der 7. und 8. Klassen schließen soll. Außerdem wird 2021 geplant: mit Klassenzimmerstück und Berufssimulation, die den Jugendlichen in den Schulen die verschiedenen Berufe am Theater näherbringt, indem gemeinsam die Entstehung einer Aufführung durchgespielt wird.

Und mit dem neuen Format „Aus der Reihe“, das das Theater zur Stadt hin öffnen soll. Einmal im Monat soll es ein Treffen geben, das anfangs vielleicht noch über Zoom, später aber als echter Freiraum für Kreativität mit kleinem Input realisiert wird. Es gibt viele Ideen und Projekte für die Zeit mit und nach Corona.