Neue Regieassistenten beim Schauspiel Sie sind das Gedächtnis einer Produktion

Johanna Landsberg und Alexander Sturm sind die neuen Regieassistenten des Schauspiels Wuppertal.

Johanna Landsberg ...

Foto: Uwe Schinkel/Wuppertaler Bühnen

Die Begeisterung fürs Theater wurde bei beiden schon in jungen Jahren geweckt. Sie wurde durch Angebote für Jugendliche „angefixt“, er durch seine Eltern in die Welt des Theaters hineingeboren. Johanna Landsberg (23) und Alexander Sturm (22) sind seit dieser Spielzeit Regieassistenten des Schauspiels Wuppertal.

Beider (Fern-)Ziel: selbst Regie führen - sagt Landsberg bestimmt, während Sturm erst mal schauen will, wie sich seine jetzige Tätigkeit entwickelt. Der Corona-Lockdown befreit sie derzeit von Abendspielleitung, Soufflage und Qualitätskontrolle, weil keine Aufführungen stattfinden. Wenig zu tun haben beide deshalb aber nicht. Schließlich haben sie einen Job an zentraler Stelle in einer Produktion übernommen.

Johanna Landsberg wurde vor 23 Jahren in Bonn geboren, sie begeisterte sich schon in ihrer Schulzeit fürs Theater, sammelte erste Erfahrungen in einem Jugendclub und bei einer Hospitanz. Nach dem Abitur arbeitete sie ein Jahr lang am Theater Bonn und danach drei Jahre am Theater in Ingolstadt als Regieassistentin. Nun wollte sie ein anderes Haus kennenlernen und bewarb sich in Wuppertal.

Alexander Sturms Mutter ist Schauspielerin, sein Vater künstlerischer Betriebsdirektor des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch. Geboren wurde Alexander in Budapest, aufgewachsen ist er vor allem in Deutschland. Er wirkte im Kinder- und Jugendtheater Wuppertal mit und bei Inszenierungen seines Vaters, hospitierte schließlich am Schauspiel, wo er in der letzten Spielzeit schon bei „Romeo und Julia“ dabei war. Nun wurde er Regieassistent und Inspizient.

In ihrer neuen Position sind sie „Schnittstelle und Verbindung von allen“, von Regie, Ensemble und den anderen Abteilungen. Man müsse stets ein offenes Ohr haben, das Team organisieren, erklärt Landsberg. Ein verantwortungsvoller Job sei das, der Einblicke in alles, was passiere, erlaube, so Sturm. Zugleich ein anstrengender, man sei schon Dienstleister. Und an allem schuld, wenn etwas nicht klappe, ergänzt Landsberg und lächelt.

Eine Herausforderung, die beide gerne annehmen: Sie mögen die Hektik, den Stress, wenn sie gerade in der Endphase einer Produktion für alle da sein müssen. „Wenn man fast alles nur noch automatisch macht“, beschreibt Sturm. Da brauche man schon eine gewisse Stressresistenz, müsse sich gut organisieren, selber Prioritäten setzen können. Und offen müsse man sein, betont Landsberg, schließlich sei man auch „Seelsorger und Vertrauter“. Man müsse schon zuhören können.

Zentrales Arbeitsutensil ist das begehrte Regiebuch, Gedächtnis des Assistenten und der Schauspieler. Es enthält möglichst alles, was für eine Aufführung erarbeitet wird. Es sollte deshalb sehr detailliert sein, da sollte nicht nur stehen, „dass ein Schauspieler von rechts nach links über die Bühne geht, sondern auch, welches Requisit er in Händen hält und wo er hinschaut“, beschreibt Landsberg. Und da alle es lesen wollen, es auch für spätere Aufführungen gebraucht wird, „macht es schon Sinn, es am Ende nochmal ordentlich abzuschreiben“, so Sturm.

Zentrales Arbeitsutensil
ist das begehrte Regiebuch

Die Arbeit teilen sie sich, in der Regel nach Produktionen, auf - schon um eine Doppelkommunikation zu vermeiden. Landsberg wirkt an „Die Marquise von O“ und bei „Robin Hood“ mit, Sturm bei „Romeo und Julia“ und „Die Weber“, macht die Inspizienz bei „Café populaire“ und „Benefiz“. Beide werden das Stück „Die drei Schwestern“ betreuen, das bald geprobt werden soll.

Mit den Kollegen vom Schauspiel kommen sie bestens zurecht, Sturm hat als Wuppertaler Heimvorteil und ist einen Schritt voraus. Während Landsberg zwar schon durchs Haus geführt wurde, aber längst noch nicht alle kennt, ist ihm die angenehme Arbeitsatmosphäre vertraut. Der Corona-Lockdown macht die Sache nicht einfacher: Zwar wohnt die 23-Jährige mittlerweile in Wuppertal, konnte aber weder Menschen noch Stadt kennenlernen. Schließlich solle man ja zuhause bleiben.

Auch die Arbeit im Theater ist distanzierter als im Normalfall. Seine ersten Schritte Anfang Januar 2020 konnte Sturm noch unter normalen Umständen gehen. Dann aber kamen Lockdown eins und die Aha-Regeln. Deutlich wird die veränderte Atmosphäre auch in einer Tätigkeit der Regieassistenz, die eigentlich eher lästig ist und nun wegfällt. Das Kaffeekochen, die damit verbundenen Gespräche in der Pause sind ersatzlos gestrichen. „Das meist gesagte Wort ist Abstand. Ich würde gerne wieder Kaffee kochen“, sagt Landsberg leicht traurig.