Kirche St. Laurentius Eine Orgel wie ein Juwel
Wuppertal · Eine von Wuppertals ältesten Orgeln stammt von einem berühmten Orgelbauer.
Eine der ältesten Orgeln in Wuppertal steht in der Kirche St. Laurentius in Elberfeld. Es ist eine restaurierte und hervorragend rekonstruierte Orgel des Orgelbauers Jacob Engelbert Teschemacher (1711-1782) aus Elberfeld Mirke. Wuppertals ältester Orgelbauer stammte aus einer alteingesessenen, bekannten Familie, aus der auch einige Elberfelder Bürgermeister des 17. und 18. Jahrhunderts hervorgingen.
Der berühmt gewordene Orgelbauer hatte seine Werkstatt im heutigen Teschemacher Hof in der Mirke. Dort begann er mit dem Bau von Hausorgeln, auch Stubenorgeln genannt. Er galt als großer Meister seines Fachs und erarbeitete sich bald einen hervorragenden Ruf als Orgelbauer. Seinen Instrumenten sagte man einen besonderen Klang, den ganz eigenen Teschemacher-Klang nach. Noch heute sind seine Heim- und Kirchenorgeln gesuchte und geschätzte Einzelstücke.
Bis die wertvolle Orgel, die heute als Chororgel in St. Laurentius steht, endlich diesen schönen und angemessenen Platz in Wuppertal fand, brachte sie eine Odyssee hinter sich. Eine kleine evangelische Gemeinde in Wevelinghoven (heute ein Stadtteil von Grevenbroich) erteilte 1767 den Auftrag zum Bau der einmanualigen Orgel nach ihren genauen Wünschen. Der katholische Geistliche dort protestierte dagegen, der Bischof sprach ein Verbot aus, die Gemeinde durfte die Orgel nicht aufbauen. So war Teschemachers fertige Orgel bestellt, aber nicht bezahlt und abgeholt worden. Der Orgelbauer bemühte sich um eine andere Kundin und fand sie in der evangelisch-reformierten Gemeinde in Schwelm. Dort wurde die Orgel gut 100 Jahre genutzt. Dann erwarb die evangelische Gemeinde Dönberg 1869 die Orgel für 170 Taler und nutzte sie ebenfalls fast 100 Jahre lang.
Immer wieder wurde sie passend zum Zeitgeist verändert: 1863 wurden alte Zungenpfeifen gegen Trompetenregister ausgetauscht, 1940 verschwanden weitere historische Teschemacher-Pfeifen, in späteren Jahren gab es immer wieder Veränderungen an der Orgel. 1963 waren nur noch etwa 200 Pfeifen aus der Zeit Teschemachers vorhanden. Die Gemeinde Dönberg setzte das Instrument 1967 außer Dienst und plante die völlige Entkernung und Veränderung. Der Landeskonservator genehmigte dies jedoch nicht. Deshalb verschenkte man die Orgel an die evangelische Gemeinde Herzkamp, die sie jedoch nur einlagerte und zehn Jahre später in sehr schlechtem Zustand der Stadt Wuppertal übereignete.
Dort entschied man, die Orgel unter der Auflage eine Rekonstruktion vorzunehmen, der katholischen Gemeinde St. Laurentius zu überlassen. Eine kluge Entscheidung, denn unter Verwendung aller noch verfügbaren historischen Materialien wurde die Orgel von Experten behutsam rekonstruiert. 1983 wurde sie als Chororgel in der Basilika St. Laurentius aufgestellt, 2009 wurde ein älterer Blasebalg durch einen Keilbalg mit „atmendem Wind“ ersetzt, der dem Original aus der Barockzeit entspricht und dafür sorgt, dass die Klangkräfte sich nicht mit explosiver Stärke entladen. Die Intonation wurde anhand Untersuchungen der alten Pfeifen von der Orgelbaufirma Romanus Seifert aus Kevelaer rekonstruiert, so dass man jetzt vom ursprünglichen Registerklang von 1767 ausgehen kann. Besonders schön klingt der empfindsame Stil, wie Werke von Carl Phillip Emanuel Bach. Auch moderne Musik kann ein Organist auf dieser historischen Orgel spielen.
Kirchenmusiker Hans Küblbeck, seit 2015 an St. Laurentius tätig, ist begeistert von der Klangschönheit dieser ganz besonderen Orgel. „Viele Gastorganisten haben die hervorragende Qualität unserer Orgel schon gelobt“, sagt er und setzt sich an den Spieltisch, der sich rechts von der Orgel in einer kleinen Nische befindet. Er spielt die Chorpartita von Johann Pachelbel (1653-1706) und lässt die Orgel klar, leicht und beinahe tänzerisch erklingen. Mit feinen, filigranen Tönen, sowie mit ihrem wunderschönen mitteltönigen Klang füllt diese kleine Orgel, die hoch oben links auf der Empore steht, den großen Kirchenraum. Sie klingt anders als andere Orgeln. Es gibt ihn offenbar, den besonderen Teschemacher-Klang. Hier können wir ihn 250 Jahre später hören und genießen.