Acht neue Werke für das Von der Heydt-Museum Landart wird neues Schwergewicht in der Sammlung
Renate und Eberhard-Robke-Stiftung spendet acht Werke von Hannsjörg Voth und Ingrid Amslinger für das Von der Heydt-Museum.
Die Zeit ist abgelaufen: Für das mehrere Meter große Modell der „Stadt des Orion“ und das nicht minder beeindruckende (kleinere) der Mumie, deren 20 Meter lange Schwester auf einem Floß 1978 auf dem Rhein von Speyer nach Rotterdam gezogen wurde. Sie und die anderen sieben Objekte, die 47 grafischen Arbeiten und zwölf Materialbilder sowie die 60 Fotos werden in der kommenden Woche zurück nach Niederbayern transportiert. „Zu Lande und zu Wasser“, Werkschau mit Arbeiten des bekannten Konzept- und Landartkünstlers Hannsjörg Voth und der Fotokünstlerin Ingrid Amslinger, endet am 10. Januar. Acht Bilder aber bleiben dem Von der Heydt-Museum über den Kunst- und Museumsverein erhalten. Die Renate und Eberhard-Robke-Stiftung macht es möglich. Zur großen Freude von Museumsdirektor Roland Mönig: „Dank der Stiftung können wir Anschluss an die Gegenwart halten, in der Sammlung einen neuen Schwerpunkt setzen, der sie zugleich ergänzt.“
Sie war eine der wenigen Ausstellungen, die das Haus 2020 überhaupt zeigen konnte: Fünfeinhalb Monate, von Mai bis Oktober, war die beeindruckende Ausstellung im Mezzanin zu sehen, wurde wegen der coronabedingten Schließung einmal verlängert. Eberhard Robke kennt den heute 80-jährigen, in München lebenden Künstler seit langem, hatte 2019 die Verbindung zu ihm hergestellt. Der hatte sich im Vorfeld die Räume angeschaut und vermessen. Dann aber arbeitete Kuratorin Anna Storm weitestgehend allein – im Fernkontakt mit Voth, der im November die Präsentation besuchte und „hoch beglückt“ war.
Seine Themen stammen aus Mystik, Religion, aus seiner Beschäftigung mit den Ursprüngen der Welt. Seine Arbeiten haben eine archaische, oft düstere Ästhetik. Ob teufelartige, mit dem Kohlestift gezeichnete Wesen oder monumentale Bauten, die in Himmel oder Erde wachsen - stets geht es um Unendlichkeit und Vergänglichkeit, um Mensch und Universum. Die Schau zeigte Bilder, die zuletzt in der Wüste Marokkos entstanden, die Voth auf der Suche nach unverbrauchter Landschaft Anfang der 80er Jahre entdeckt hatte. Und natürlich die Hauptarbeiten, die er zum Großteil dort schuf. Ihm zur Seite seine Frau Ingrid Amslinger, die sein Schaffen mit ihren Fotos eindrucksvoll dokumentierte und so vieles erhielt, was es nicht mehr gibt. Etwa die Mumie, die in Rotterdam feuerbestattet wurde.
Gezielt Kunst nach 1945 in die Museums-Sammlung bringen
Acht Werke – drei mit Wasserfarben oder in Mischtechnik gemalte Bilder und fünf Fotografien – bleiben nun in Wuppertal. Die 30 mal 40 Zentimeter großen, schwarz-weißen Fotoarbeiten von Amslinger entstanden bei der Reise ins Meer. Eine erdfarbene Zeichnung (120 mal 200 Zentimeter) bildet die 16 Meter hohe Himmelstreppe ab, die Voth 1985 in der Wüste Marokkos baute. Eine weitere, in Grautönen gehaltene (102 mal 150 Zentimeter) die „Goldene Spirale“, die er 1995 in den Sandboden trieb. Die „spektakulären Zeichnungen von Ikonen seines Werks handeln von elementarer Erfahrung in elementarer Landschaft“, erklärt Mönig. Das eine strebe in den Himmel, das andere führe als Gegenstück tief in die Erde zu einer Wasserader. Die achte Arbeit ist eine mit Wasserfarben realisierte feine Zeichnung. Geometrische weiße Formen trennen eine rote, auseinanderdriftende Strichfigur und zwei Tierwesen – eine zarte, verschwommen wirkende Szene, die auf Voths Beobachtungen in Marokko beruht. Schließlich lebte er über 20 Jahre lang immer wieder mehrere Monate in seinen bewohnbaren Wüsten-Bauwerken.
Eberhard Robke ist dem Von der Heydt-Museum seit Jahren verbunden. Der 84-Jährige ist seit 1989 Vorstandsmitglied des Kunst- und Museumsvereins (von 1990 bis 2009 dessen Sprecher).
Er wusste „von den Nöten der Direktoren mit einem Null-Ankaufsetat“. 23 Beuys-Zeichnungen schenkte der Kunstsammler in den frühen 90ern dem Museum. Weitere Werke, 2017 zum Beispiel Craggs Skulptur „Versus“, folgten. 2005 beschloss er, Gegenwartskunst nach 1945 gezielt in die Sammlung zu bringen, gründete 2005 seine Stiftung, die in enger Abstimmung mit dem Museumschef diese Kunst ins Museum holen soll. Zirka 15 große Werkkomplexe kamen so zusammen, was 2020 bei der Gemeinschaftssausstellung mit der Stadtsparkasse eindrucksvoll zu sehen war. Der Etat der Stiftung umfasst, so Robke, zwischen 60 000 und 100 000 Euro im Jahr. Er wird aber nicht jährlich für Ankäufe eingesetzt.
Mit den acht Werken von Hannsjörg Voth und Ingrid Amslinger wird nun das Kapitel Landart im Haus deutlich ausgebaut. Voths knüpfe mit seinem weiten Spektrum überdies an viele Themen der Sammlung an, ob Richard Long oder Dennis Oppenheim, Beuys oder Roth, Rinke oder Christo, freut sich Mönig. Die acht Arbeiten seien ein wichtiger Baustein für Haus und Sammlung.