Sinfoniker: Interview mit Komopnist Wilfried Maria Danner - „Musik ist wie ein Sog, der immer weiter zieht“

Zwei Werke von Wilfried Maria Danner werden am Sonntag uraufgeführt.

Wuppertal. In Ihren beiden Werken geht es um das Thema Licht und dessen musikalische Umsetzung. Wie sind Sie darauf gekommen?Danner: Seit meiner Kindheit beschäftige ich mich mit Licht und Farben, auch im metaphysischen Bereich. Ich habe ein synästhetisches Empfinden: Ich verbinde Klänge mit Farben. Warum tragen die beiden neuen Werke französische Namen?Danner: Meine Affinität zum Französischen, seiner Lyrik und zu den französischen Philosophen entstand während meiner Schulzeit. Außerdem wären mir deutsche Titel zu klar formuliert. "Ich habe eine große Neigung zum Jazz." Komponist Wilfried Maria Danner Das Stück "zoom - éclairs" (Zoom - Blitze) kommt ohne Geigen aus, ist aber mit zwei Klavieren besetzt. Warum?Danner: Hier habe ich versucht, Gegensätze auszuloten, Kontraste zu bilden. Denn neben dem Licht gibt es auch Schatten. Für Licht und Blitze habe ich unter anderem hohe, kristalline Schlaginstrumente und die beiden Klaviere eingesetzt. Die tiefen Streichinstrumente Bratschen und Celli stehen für die dunklen Seiten. Es werden kleine musikalische Organismen geformt, modelliert und modifiziert. Das zweite Werk "comme un rayon de lumière, extatique..." (Wie ein Lichtstrahl, ekstatisch) ist strukturell anders aufgebaut. Was wollen Sie zum Ausdruck bringen?Danner: Die Musik ist wie ein Sog, der immer weiter zieht, gleich einem Lichtstrom. Sie drückt aber kein naturalistisches Phänomen aus, sondern ist vielmehr eine Metaphersprache. Ich habe mich mit dem Begriff Licht mit seinen verschiedenen Nuancen wie dunkel, irisierende Farben oder Changierungen beschäftigt. Die musikalischen Strukturen entwickeln sich organisch in alle Richtungen weiter, wie eine Zellwucherung. Dieses Kompositionsverfahren ("prolifération") verwendete erstmals Pierre Boulez. Wie definieren Sie Ihre Klangsprache generell?Danner: Wie mein ehemaliger Lehrer Hans Werner Henze neige auch ich zu melismatischen Bildungen. Mich interessieren aber auch akkordische Zustände und geräuschhafte Komponenten. Und ich habe eine große Neigung zum Jazz. So kommen Versatzstücke aus Jazz und Rock in beiden neuen Kompositionen vor.