Radverkehr Im Streit um die Langerfeldtrasse will die Stadt kein Risiko eingehen

Tunnel: Die Bahn will eine Zusage von der Stadt. Doch der Kämmerer bremst, weil die Kosten dafür noch nicht feststehen.

Dajana Meier vom Verein Neue Ufer und Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever kämpfen für die Langerfeldtrasse.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Nordbahntrasse ist lange fertig, die Schwarzbachtrasse seit ein paar Wochen geöffnet. Jetzt fehlt als nächster logischer Schritt die Langerfeldtrasse, sagen viele WZ-Leser. Eine schnelle Realisierung ist zwar eher ausgeschlossen, vor 2025 könnte es gar nicht losgehen. Das hat auch der Verein Neue Ufer, der hinter dem Projekt steht, akzeptiert. Doch zumindest die Weichen, betont die Vorsitzende Dajana Meier, müssen jetzt gestellt werden. Und genau das ist aktuell der Knackpunkt: Die Stadt will kein Risiko eingehen, das könnte, so die Befürchtung von Neue Ufer, das Projekt zum Scheitern verurteilen, bevor es überhaupt richtig losgeht. „Eine Riesenchance wird vertan.“

Das Problem: Die Deutsche Bahn, die mit im Boot sitzt, weil die Strecke durch einen ihrer Tunnel laufen wird, braucht eine Zusage der Stadt. Denn die DB will ihre Strecke im Bereich Spitzenstraße/Rauental modernisieren. Dort gibt es drei Tunnelröhren: Eine, die für die Langerfeldtrasse genutzt werden soll, und zwei, die die Deutsche Bahn für ihre Trasse benötigt und zu einem Tunnel zusammenlegen will. Das Planfeststellungsverfahren dazu soll bald beginnen. Aktuell liege man im Zeitplan, so ein Bahnsprecher, aber „um nicht in Verzug zu geraten, wäre eine zeitnahe und konkrete Äußerung der Stadt Wuppertal hilfreich“. Konkret heißt das: Die Stadt muss sich zur Übernahme der einen Tunnelröhre bereit erklären.

Slawig: Stadt kann nur Absichtserklärung geben

Eine Garantie dafür will Kämmerer Johannes Slawig aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeben. Lediglich eine Absichtserklärung sei möglich, auf keinen Fall aber schon eine vertragliche Vereinbarung. Zwei Voraussetzungen müssten erst erfüllt sein: eine Förderung durch Dritte und die Finanzierung des Eigenanteils. Im schlimmsten Fall, so die Sorge Slawigs, bleibt die Stadt auf einem Tunnel ohne Trasse, dafür aber mit Unterhaltungskosten, sitzen. Grundsätzlich unterstütze man das Projekt, aber es liege in der Prioritätenliste nicht weit vorn.

Für eine Förderung gab es schon positive Signale vom Land

Dajana Meier hält dagegen. Für eine Förderung habe es schon positive Signale vom Land gegeben. „Es ist grundsätzlich förderwürdig.“ Und was den Eigenanteil angehe: Dafür würde Neue Ufer sorgen. Slawig reicht das nicht. Offen sei zum Beispiel die Höhe der Förderquote.

In dieser Woche gab es ein Treffen, an dem neben Meier und Slawig auch Baudezernent Frank Meyer, Michael Telian, Büroleiter von OB Andreas Mucke, sowie Vertreter der Firmen Erfurt und Vorwerk, die die Langerfeldtrasse alleine deshalb schon unterstützen, weil sie für viele Mitarbeiter ein möglicher Arbeitsweg wäre, teilnahmen. Auf einen Nenner kamen die Befürworter und die Stadt aber offenbar nicht. Eine Zusage an die Bahn „würde ich auch dem Rat aktuell nicht vorschlagen“, sagt Slawig. Jetzt müssten Gespräche mit der DB geführt werden, ob allein eine Absichtserklärung reiche.

Dajana Meier befürchtet, dass die Trasse damit vor dem Aus stehen könnte, „wenn wir jetzt nichts machen“. Dabei sei das Risiko aus ihrer Sicht überschaubar. Eine Förderung werde es auf jeden Fall geben. Und die Bahn habe in vielen Punkten schon ein Entgegenkommen signalisiert, wie Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever (SPD) berichtet. Unter anderem werde für die Sanierung der Tunnel eine Baustraße eingerichtet, die später praktisch Teil der Trasse sei. Auch um den Hang kümmere sich die DB. „Wir bekommen praktisch einen Rohbau hingesetzt“, sagt Meier. Was den Abraum aus den anderen Tunnelröhren angehe, sei man sich ebenfalls einig mit der Bahn. Mit dem Material sollen Rampen zum Ausgleich der Steigung angelegt werden. Damit sei die DB „grundsätzlich einverstanden“, so der Sprecher.

Meier warnt, dass es am Ende viel teurer werden könnte, wenn die Stadt jetzt mit einer Zusage für den Tunnel warte. Denn wenn die dritte Röhre Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens würde, müsste die Stadt später eine Umplanung zahlen — wenn sie das überhaupt noch machen würde. „Das ist sicher mehr als die Unterhaltungskosten, wenn man jetzt den Tunnel übernimmt“, ist sich Meier sicher. Das hätte sie auch schon aus dem Rathaus gehört.

Zudem sei sich die Verwaltungsspitze nicht einig, wirft Hasenclever ein. OB Mucke habe sich immer sehr positiv zu dem Thema geäußert. Der Bezirksbürgermeister will das Thema deshalb noch einmal in die Politik bringen. Bei der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung steht die Langerfeldtrasse auf der Tagesordnung.