Mit dem Motorrad sicher zum Saisonstart

Experten empfehlen, es bei den ersten Ausflügen ruhig angehen zu lassen und sich erst wieder an die Maschine zu gewöhnen.

Foto: Otto Krschak

Wuppertal. Das Dröhnen des Motors und der Rausch der Geschwindigkeit fasziniert viele Motorradfahrer. Kurvige Strecken und steile Stücke machen das Bergische Land für die ersten Touren besonders reizvoll. An schönen Frühlingstagen starten viele leidenschaftliche Fahrer mit Vollgas in die Saison.

Michael Frohn schaltet dagegen zu Beginn bewusst einen Gang herunter. Der begeisterte Zweiradfahrer war im Winter überwiegend mit dem Roller unterwegs und möchte sich langsam an die Beschleunigung und die Motorkraft der großen Maschinen gewöhnen. „Die Versuchung ist groß, das zu unterschätzen und das kann schnell gefährlich werden“, betont der Wuppertaler. Deshalb wählt er für die ersten Ausflüge bekannte Strecken, fährt nicht im Pulk und lässt es langsam angehen. „Dann spüre ich das Gewicht der Maschine, achte darauf, die Balance zu halten und mache mich selbst wieder fit.“

Zu einem gebremsten Start rät auch die Polizei. Denn nicht nur Menschen und Maschine müssen sich wieder aneinander gewöhnen, sie müssen auch ins Blickfeld der Autofahrer geraten. „Gerade zu Beginn der Saison übersehen sie bei der Vorfahrt, beim Wenden und Abbiegen die Zweiräder aufgrund ihrer schmalen Silhouette schnell. Das führt immer wieder zu Unfällen“, sagt Rainer Feller, Verkehrssicherheitsberater der Polizei Wuppertal.

Unangepasste Geschwindigkeit der Motorradfahrer und die Gruppendynamik seien weitere häufige Unfallursachen. „Fahrten im Pulk sind immer ein Risiko“, betont der Experte und empfiehlt, klare Regeln zu verabreden und einzuhalten. „Vorne fährt der Guide. Er muss jederzeit auch Blickkontakt nach hinten halten. Das langsamste Mitglied der Gruppe fährt direkt hinter ihm. Wenn er nicht hinterher kommt, muss der Guide das Tempo anpassen.“ Der Sicherheitsabstand dürfe sich auch bei versetztem Fahren nicht reduzieren. „Denn in der Kurve sucht sich jeder seine Linie.“

Grundsätzlich lasse sich in der Motorradszene ein gestiegenes Sicherheitsbewusstsein feststellen. „Immer mehr Fahrer sind mit Neonwesten unterwegs, um für die Autofahrer sichtbarer zu sein. Wir bemerken zudem einen vermehrten Zuspruch zu unseren Präventionsangeboten“, sagt Rainer Feller. Er plädiert dafür, sein persönliches Limit zu kennen und einzuhalten und rät gerade zu Saisonbeginn zu einem Sicherheitstraining.

Das bietet unter anderem der ADAC an, „Das Ziel ist, Routine zu bekommen und auf Gefahren vorbereitet zu sein“, sagt Rainer Jung, Fachreferent für Produktentwicklung. Er war lange Ausbilder und Trainer. Er hält es für wichtig zu wissen, wie die Maschine bei einer Vollbremsung reagiert. „Das probiert niemand im Realverkehr. Im Schonraum eines Trainingsgeländes lässt sich das dagegen gut testen. In einer Stresssituation lässt sich diese Erfahrung dann möglicherweise besser abrufen.“

Er empfiehlt vor dem ersten Start nicht nur die Technik zu prüfen, sondern sich auch als Fahrer kritisch zu hinterfragen. „Das Herz-Kreislauf-System sollte in Ordnung sein und Augen und Ohren eine sichere Orientierung garantieren.“ Mit dem Alter des Durchschnittsfahrers sei auch das Risikobewusstsein gestiegen. „Bei den Trainings haben wir viele Wiederholer.“

Das spiegelt sich auch in den Unfallzahlen. Die sind in Wuppertal im vergangenen Jahr um 15,6 Prozent gesunken. „Der Landesdurchschnitt liegt bei sechs Prozent.“ Damit das auch so bleibt, plant die Polizei auch in dieser Saison regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen und technische Prüfungen an den beliebtesten Strecken. „Das sind vor allem die Randgebiete von Wuppertal, Richtung Schloss Burg, durch das Eschbachtal und weiter ins Oberbergische.“

Das Morsbach- oder Federbachtal durchquert Michael Frohn gerne bei seinen Genusstouren. „Doch auch Richtung Remscheid und Ennepetal gibt es sehr schöne Strecken. Die Eifel ist natürlich auch immer ein Thema“, sagt der Wuppertaler. Er ärgert sich über die wenigen Spinner, die nur Gas geben. „Ein bisschen mehr mit Köpfen fahren“, wünscht er sich.