Mit der Promille-Brille am Steuer
Die Polizei zeigt Azubis, wie gefährlich Autofahren sein kann und fragt: „Alles im Griff?“
Wuppertal. 1,1 Promille im Blut, und die Polizistin reicht einem den Autoschlüssel. Das wirkt reichlich bizarr, ist aber Teil der großen Aufklärungskampagne „Alles im Griff“ von Polizei und Partnern. 180 Auszubildende aus Wuppertaler Unternehmen erlebten, wie es ist, betrunken zu fahren, sich nach einem Unfall aus dem Auto zu befreien und warum Polizisten auch mal ohne Gurt fahren.
Jan Mayer (20) darf „betrunken“ fahren: Zur Rauschsimulation trägt er eine Promille-Brille, die das Gefühl von 1,1 Promille vermittelt: Er kann Distanzen nicht mehr richtig abschätzen, das Sichtfeld ist stark eingeengt, kurzum: Er ist volltrunken. Schon der Weg zum Auto wird zur Torkelei, das Aufschließen ist schwer und er touchiert beim Einparken das andere Auto. „Eindrucksvoll“, sagt Jan Mayer nach dem Aussteigen. Seit drei Jahren hat er den Führerschein, „selbstverständlich“ hat er sich noch nie betrunken hinter das Steuer gesetzt. Er hat eindrucksvoll gesehen, wie leichtsinnig es ist, alkoholisiert zu fahren. Trotzdem machen es immer noch viele. Der Polizist, der beim betrunkenen Fahren hilft, erzählt, wie oft es passiert, dass er Betrunkene anhält. Diese sind durch den Alkohol selbstbewusst und halten es fast für normal, zu fahren. „Weil nicht immer was passiert, glauben sie, dass es so bleibt.“
Wie es ist, bei einer Kontrolle auf der anderen Seite zu stehen, sehen die Studenten ein paar Meter weiter: Zwei junge Polizisten spielen unvernünftige Fahrer: Ohne Gurt, dafür mit Waffe und recht frech werden sie von den Auszubildenden kontrolliert. „Das war ein komisches Gefühl“, sagt Robin-John Drewitz. Er hat die Stationen des Aktionstages schon hinter sich. Unter anderem lernte er in der Gurtrutsche der Verkehrswacht, wie heftig ein Aufprall bei Tempo 30 sein kann: „Das ist nicht witzig.“
Ebenso gefährlich sind übrigens abgefahrene Reifen, worauf das „Pneumobil“ hinweist. Der Mitarbeiter hat Reifen mitgebracht, aus denen schon Metallfäden reißen. Abgefahrene Reifen sind nicht mal mehr eine Ordnungswidrigkeit, sagt der Polizist. „Das gibt eine Anzeige“, sagt er kurz und knapp. Meik Lökenhoff kann keine Regel für den Reifenwechsel nennen, jeder Reifen fährt sich anders ab. Deshalb gibt es nur eins: Regelmäßig kontrollieren, ob noch genügend Profil auf dem Reifen ist. Dann geht es auch ohne Probleme durch die Polizeikontrolle.