Oliver Stotz: Das Schwebebahn-Projekt ist „unprofessionell und provinziell“
WZ-Interview: Der Wuppertaler Designer Oliver Stotz befürchtet, dass die Stadt bei den neuen Schwebebahnwagen eine große Chance vertut. Er fordert einen Wettbewerb der Profis.
Warum bereitet ihnen das Schwebebahn-Projekt so großes Unbehagen?
Oliver Stotz: Weil es immer eines Kopfes bedarf, der so etwas leitet und durchführt. Und den gibt es hier nicht. In Wuppertal gibt es einen Berater, Entwürfe von Studenten und einen Kindermalwettbewerb. Ein klassischer Fall von "Wir-probieren-mal". Völlig unprofessionell und provinziell. Eine schöne Form kriegt jeder Designer hin, aber da braucht es ein bisschen mehr. Da muss Charakter rein und eine Handschrift. Wir brauchen jemanden, der eine Position bezieht, an der man sich auch reiben kann, der sagt: Das ist meine Idee, das kriege ich so umgesetzt.
Stotz: Es muss auf jeden Fall professionell gemacht werden, und wenn man dann noch einen prominenten Namen bekommt, wie Herrn Neumeister, der den ICE gemacht hat - umso besser. Neumeister, Lindinger oder Morrison - die machen schon ihren Lebtag Schienenfahrzeuge. Da ist so viel Knowhow dahinter, das tut nicht nur der Reputation gut, sondern auch dem Prozess. Die Büros übernehmen auch die Verantwortung, dass alles funktioniert.
Stotz: Da sind tolle Ideen dabei. Die will ich aber gar nicht bewerten. Es geht um das Umsetzen nachher. Und an diesem Punkt kommt man so nicht weiter.
Stotz: Mit einem Wettbewerb. Man sollte eine geschlossene Ausschreibung machen, zu der ganz gezielt einige Büros eingeladen werden. Dazu müssen wir präzise Anforderungen definieren. Wir wollen der Stadt doch Profil verleihen. In der Architektur macht man sich das längst zunutze. In Düsseldorf hat man Gehry für den Stadthafen genommen. Und es gibt viele solcher Beispiele.
Stotz: Zur Expo wurde zum Beispiel ein Wettbewerb ausgeschrieben, die haben für Hannover eine neue Straßenbahn konstruiert. Das hat die Leute schon mit einem anderen Bewusstsein zur Expo gebracht. Oder Valencia, die Stadt hat durch die Bauten von Calatrava einen riesen Sprung nach vorn gemacht. Genauso Manchester. Das ist jetzt total im Wandel, durch die neuen Gebäude. Und wie oft bauen wir in Wuppertal eine neue Schwebebahn? Das ist eine riesige Chance. So etwas kann ein Magnet für die Stadt werden. Und auf professionelle Begleitung des Projekts sind wir ohnehin angewiesen.
Stotz: Herr Trauernicht macht einen guten Job, aber er ist ein Lehrender. Die Umsetzung kann an dem Lehrstuhl gar nicht geleistet werden. Wer soll das also tun? Soll das nachher alles in der Designabteilung des Herstellers laufen? Das kann so nicht funktionieren. Ich will aber nicht den Lehrstuhl abwerten. Andersrum wird ein Schuh daraus. Man hätte an der Uni Größe beweisen sollen und sagen: ,Liebe WSW, wir übernehmen das gerne, aber macht das lieber richtig!’
Stotz: Ja, das ist liebenswert. Aber wir sind doch alle froh, dass im Ensemble von Pina Bausch nicht nur Wuppertaler tanzen, oder? Selbst für die Nordbahntrasse müssen wir eine internationale Ausschreibung machen, aber bei der Schwebebahn geht’s lokal? Wohl kaum. Mir tun nur die Studierenden leid, die im Glauben sind, dass sie da etwas bewegen können. Das dürfen sie schon aus ausschreibungsrechtlichen Gründen nicht.
Stotz: Sicher. Die Anregungen können doch in den Wettbewerb einfließen. Aber es bedarf einer einzigen, kompetenten Hand. Sowas ist kein demokratischer Prozess.
Stotz: Es wäre ein Leichtes, das auf eine professionelle Schiene zu bringen. Wir haben das internationale Design-Zentrum in Essen oder den Design-Verband. Die unterstützen sowas.
Stotz: Es gab wohl mal die Diskussion bei den WSW, ob man einen Wettbewerb macht. Aber dann hat dort die konstruktive Abteilung gesagt: "Ojeh, wenn wir da einen Designer mit reinnnehmen, kriegen wir es am Ende nicht umgesetzt. Das ist das übliche Vorurteil.
Stotz: Nein, da steckt nicht einmal der Kostenfaktor dahinter. Ich bin mir sicher, dass auch die Uni froh ist, wenn sie da finanziell eingebunden ist, die macht das ja nicht bloß zum Spaß. Dieses Geld könnte man aber lieber in die Hand nehmen und da richtig kompetente Leute mit ins Boot holen.
Stotz: Auf keinen Fall. Wir passen allein schon vom Büroprofil her nicht zum "Transportational Design" für Schienenfahrzeuge. Es gibt gute Büros, internationale wie nationale, die das richtige Profil haben.