Schulbänke aus den Trümmern gerettet
Das öffentliche Leben kehrte nach dem Einmarsch der Amerikaner nur langsam zurück nach Wuppertal. Ein Blick auf Schule, Schwebebahn und politisches Leben.
Politik: Unter der Herrschaft der Briten normalisiert sich das Leben in der Stadt weiter. Von den Alliierten wurden zunächst drei Oberbürgermeister ernannt: Eugen Thomas, Dr. Hans Bremme und Eugen Richter. Am 10. Juli 1945 tritt unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Eugen Thomas ein auf Vorschlag der Stadtverwaltung von der Militärregierung bestellte Beirat zusammen. (. . .) Zwar sind zum Zeitpunkt der Bildung des Beirats die politischen Parteien noch nicht zugelassen, aber die Stadtverwaltung weiß im Gegensatz zu den Besatzern genau, welche Männer sie bestimmten Richtungen zuzuordnen hat. (. . .)
Der 13. Oktober 1946 ist für die Wuppertaler wie für alle Menschen in der britischen Besatzungszone ein großer Tag. Erstmals seit 13 Jahren können sie in freier und geheimer Wahl über die Zusammensetzung ihrer Kommunalparteien entscheiden. Das Ergebnis in Wuppertal: SPD 34 Sitze, CDU 8 Sitze, FDP und KPD je 2, Zentrum und DKP (Deutsche Konservative Partei) je 1 Sitz. Angesichts der klaren Mehrheitsverhältnisse kein Wunder, dass der Sozialdemokrat und Gewerkschafter Robert Daum in der konstituierenden Sitzung im Saal des „Neuen Rathauses“ an der Friedrich-Engels-Allee zum ersten freigewählten Bürgermeister bestimmt wird.
Vor 70 Jahren:
Stunde Null
Schwebebahn: Während des Kriegs musste die Schwebebahn nach Bombenangriffen mehrfach eine Pause einlegen. Am 31. Mai 1945 wird mit Genehmigung der Militärregierung der Teilbetrieb zwischen Tannenbergstraße (heute Robert-Daum-Platz) und Bruch in Vohwinkel wieder aufgenommen. Am 15. September folgt die Strecke Tannenbergstraße - Döppersberg, einen Monat später Döppersberg - Adlerbrücke, Anfang Dezember Adlerbrücke - Alter Markt.
Am 14. Dezember wird die Strecke Bruch - Vohwinkel freigegeben und schließlich am 23. Februar 1946 das Teilstück Alter Markt - Werther Brücke. Erst zu Ostern kann der gesamte Rundverkehr wiederaufgenommen werden (. . .) Die Fahrgäste finden sich damit ab, dass die zerstörten Stationen Kluse und Alexanderbrücke nicht wiederaufgebaut werden. Erst 1982 wird anstelle der Haltestelle Alexanderbrücke gegenüber dem unversehrt gebliebenen Gebäude der Industrie- und Handelskammer am Islandufer der Bahnhof Ohligsmühle errichtet.
Schulen: Als der Unterricht Mitte August für die Geburtsjahrgänge 1935 bis 1939 wiederaufgenommen wird, muss die Schulverwaltung überall improvisieren. Nach und nach kehrten weniger belastete Lehrkräfte in den Schuldienst zurück - mit stillschweigender Duldung auch der Besatzungsbehörden. (. . .) Von den insgesamt 154 Schulgebäuden war annähernd die Hälfte total bzw. schwer beschädigt.
Nach der Wiederaufnahme des Unterrichts der Volksschulen folgten im Oktober die höheren und Mittelschulen. Ende 1945 konnten auch die Berufs- und Fachschulen ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Es war ein behelfsmäßiger Start. Lehrmaterial und Einrichtungsgegenstände fehlten. Schulbänke und Tische wurden zum Teil aus den Trümmern geborgen und notdürftig repariert.