Sprachtest spaltet Experten
Hauptkritik ist der enge Zeitrahmen. Eine Kita weigerte sich gar, die Kinder testen zu lassen. Andere hoffen auf gezielte Förderung.
Wuppertal. Mit Beginn der Osterferien sollten sie eigentlich längst abgeschlossen sein: Die Sprachtests unter dem Namen "Delfin", mit denen in Wuppertal rund 3300 drei- und vierjährige Kinder auf ihre Sprachfähigkeit geprüft werden sollen. Doch der enge Zeitplan ist Schuld daran, dass einige Grundschullehrer und Erzieher in den Kitas der Stadt "Delfin" auch nach den Ferien noch einsetzen müssen. Laut Schulamt müssen ersten Tendenzen zufolge mehr als die vorausgesagten 20 Prozent der Kinder in die zweite Stufe, die im Mai beginnen soll. Endgültige Ergebnisse gibt es erst, wenn die Antworten aller Kinder ausgewertet sind. Schon im Vorfeld war das Vorgehen nicht nur auf Gegenliebe gestoßen. Kritikpunkt war neben dem knappen Zeitrahmen unter anderem, dass die Erfahrungen, die die Kitas bereits mit der Sprachförderung gesammelt haben, nicht in die standardisierte Testsituation einfließen. Die Elterninitiative der Kindertagesstätte "Anton & Pünktchen" entschied sich sogar, gar nicht bei "Delfin" mitzumachen. Die Begründung: Die Aufgaben seien realitätsfern, schwer verständlich und würden deutlich länger als die geplanten 20 bis 25 Minuten dauern. "Die Kinder werden völlig verunsichert, sie verstehen nicht, warum ihnen die Erzieher nichts erklären dürfen", kritisiert Leiterin Barbara Fahsel. "Ihre" 27 Kinder müssen jetzt automatisch an der 2. Runde teilnehmen. Für die Lehrer habe es vor der ersten Phase - einer Spielsituation, in der die Kinder unter anderem Phantasiewörter nachsprechen müssen - keine ausreichende Einweisung gegeben, kritisiert Helga Krüger von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Wuppertal die NRW-Initiative. Noch immer wisse keiner, wie die 2. Stufe verlaufen soll. "Insgesamt ist der Aufwand sehr groß, das geht auf Kosten der anderen sprachlichen Förderstunden", sagt Krüger. Bisher wisse keiner, wie die gezielte Sprachförderung im Anschluss an den Test verlaufen wird.
Einige Eltern fühlen sich durch den Sprachtest kontrolliert
"Ohne Diagnostik wird es keine Förderung geben. Es ist wichtig, dass eine frühe Förderung ermöglicht wird", nimmt Schulamtsdirektor Michael Reichert das Verfahren in Schutz. Auch außerhalb des Amtes sehen nicht alle "Delfin" nur kritisch. "Die beteiligten Kollegen waren vorher zur Besprechung in den Kitas. Deshalb ist alles gut gelaufen. Trotz aller Arbeit ist das eine gute Sache, weil es die Kinder weiter bringt", sagt Karin Ritschel, Leiterin der Grundschule Haarhausen. Ihr sei allerdings zu Ohren gekommen, dass sich einige Eltern durch die Sprachstandserhebung kontrolliert fühlten."Generell ist das eine gute Sache, ,Delfin’ wurde nur mit zu wenig Vorlauf umgesetzt", so das Fazit von Regina Meier, Leiterin vom Familienzentrum am Sedansberg. Nur dank guter Kooperation mit der Katholischen Grundschule Alarichstraße habe alles funktioniert. Doch sie kennt auch konkrete Erfolge: "Durch das Hinschauen allein auf Sprache haben wir zum Beispiel bei einem polnischen Kind Defizite im Bereich der Verben bemerkt, da können wir jetzt gezielt fördern."