Die eigene Welt der Sudberger Kicker
Fußball am südlichsten Zipfel Wuppertals: Ein Blick in die Geschichte des SSV.
Sudberg. Sudberg, sagte man früher im Tal, ist eine eigene Weltanschauung. Insbesondere galt das für den im südlichsten Zipfel Wuppertals beheimateten Fußballverein SSV Sudberg, der im Mai 1907 von einigen fußballbegeisterten jungen Männern gegründet wurde. Die Vereinsgründung des heutigen Landesliga verlangte viel Eigeninitiative und Tatkraft. Ärmel hochkrempeln und anpacken hieß die Devise.
In Eigenhilfe wurde ein Sportplatz hergerichtet. Mit Kameradschaft und Beharrlichkeit für die gemeinsame Sache überwanden die jungen Sudberger Fußball-Enthusiasten alle Schwierigkeiten. Zwei Weltkriege und zwei Inflationen gefährdeten zwar vorübergehend die Existenz des SSV 07, konnten den Selbstbehauptungswillen aber letztendlich nicht brechen. So zieht sich der Wunsch nach Eigenständigkeit wie ein roter Faden durch die Vereinsgeschichte.
Die Sudberger kickten in den Anfangsjahren in Solinger und Remscheider Gruppen. Die örtlichen Voraussetzungen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren für sportliche Höhenflüge nicht gegeben.
An Ideen, Tatkraft und Kreativität aber hat es den Sudbergern nie gefehlt. Das zeigt zum Beispiel die erfolgreiche Geschichte der von den Schwarz-Blauen zwischen 1972 und 1989 veranstalteten Internationalen Volkslauf- und Wandertage oder das seit 1989 ausgetragene „Südhöhen-Turnier“, das längst einen Stammplatz im Terminkalender des Wuppertaler Fußballs gefunden hat.
Seit 1967 schon besteht eine Damen-Gymnastikgruppe, und 1972 schloss sich mit der Reit- und Turniergemeinschaft Wuppertal Süd eine pferdesportliche Abteilung dem Verein an, bei dem aktuell auch wieder eine Frauen-Fußballmannschaft kickt. Bei Festen beweist die Sudberger Vereinsfamilie die Zusammengehörigkeit von Sport und Geselligkeit.
Zu den absoluten Highlights der Vereinsgeschichte zählt die im Jahr 2002 vollendete Anlage eines schmucken Kunstrasenplatzes auf dem Sportplatz Riedelstrasse, um die der Vorstand um Heinz Schwaffertz 14 Jahre lang kämpfte. Wohlwissend, dass ohne eine top-funktionelle, aber auch optisch vorbildliche Sportanlage eine gedeihliche Vereinsentwicklung schwierig wird. Das gilt ganz bestimmt für die Fußballabteilung mit einer Landesliga-Mannschaft, die seit 1998 eine beachtliche Rolle in ihrer Gruppe spielt.
Überhaupt Heinz Schwaffertz: Der Maschinenhändler, selbst ein Sudberger Eigenwächs, übernahm im Mai 1989 den Vereinsvorsitz. Er befreite den SSV nicht nur von seinem grauen Kreisliga-Image. Mit großem persönlichen und finanziellen Engagement verpasste der im September 2008 verstorbene Vorsitzende seinem Stammverein auch mit Hilfe der Erfolgstrainer Bernd Bever — Aufstieg in die Bezirksliga 1993 — und Werner Boss — Aufstieg in die Landesliga 1998 — einen weit über die Grenzen Wuppertals hinaus gehenden Bekanntheitsgrad.
Noch vor wenigen Jahren hätten vor diesem vereinsgeschichtlichen Hintergrund die seit März dieses Jahres laufenden Gespräche über eine Fusion mit dem Ortsnachbarn Cronenberger SC die Gemüter rund um die Heinz-Schwaffertz-Arena in bedenkliche Wallungen versetzt. „Angesichts der finanziellen und personellen Probleme in beiden Vereinen“, sagt der aktuelle SSV 07 -Vorsitzende und Schwaffertz-Nachfolger Ralf Funke dazu, „gibt es jedoch für die Fusionspläne beider Südhöhen-Clubs viel Verständnis.“
Selbst in Ehren ergraute, eingefleischte Schwarz-Blaue scheinen im Hinblick auf die zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Amateur-Fußball bereit zu sein, die immer sorgsam gepflegte Eigenständigkeit aufzugeben, offensichtlich nach dem Motto „In der Not frisst der Teufel Fliegen.“
“ In der kommenden Woche geht es um die Historie des Cronenberger SC