Kikeriki: Mit 65 Schreien zum Sieg

Zum 17. Mal wurde in Sudberg der Gewinner im 30-minütigen Wettkrähen gekürt. Acht Hähne stellten sich der Jury.

Sudberg. Den Kopf nach oben gereckt, den Kamm aufgestellt, die Brust raus und los gekräht — Kikeriki! Aber es ist kein alltäglicher Weckruf, den der Hahn an diesem Sonntagmorgen im Mai tut — heute geht es um etwas. Acht Zuchthähne, allesamt Zwerg-Barnevelder, sind angetreten, um den Titel in einem Wettstreit der etwas anderen Art zu erringen. Denn derjenige gefiederte Kräher, der innerhalb von 30 Minuten am häufigsten Laut gibt, hat gewonnen. Bereits zum 17. Mal richtet der Sudberger Rassegeflügelzüchter Verein das Wettkrähen aus.

Um 8.30 Uhr fällt der Startschuss. Die Jury besteht aus zwei Mitgliedern, die akribisch ihre Strichlisten führen. Bereits nach wenigen Minuten ist das Tier mit der Startnummer Zwei weit abgeschlagen — nicht ein einziges Kikeriki hat er von sich gegeben. Ein Streik? Verweigert der Hahn die Arbeit? Oder ist das Tier einfach nur nervös? Besitzer Wolfgang Stein, der seit mehr als 30 Jahren Kaninchen und eben Geflügel züchtet, versteht die Welt nicht mehr: „Eigentlich ist er einer meiner aktivsten Kräher. Vielleicht war es ihm zu stressig.“

Damit ist er nicht alleine: Auch bei der Nummer Sieben ist nicht viel los — lieber putzt der Hahn sein Gefieder. „Nur noch einen Schrei, dann sind sie gleichauf“, sagt Jury-Mitglied Karsten Seifert plötzlich aufgeregt. Es wird spannend — die Tiere haben scheinbar begriffen, worum es geht. Immerhin, 25 Kilogramm Körnerfutter winken dem Sieger.

Während sich die Hähne mit den Startnummern Eins und Vier ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, hat das Tier mit der Nummer Drei den Wettstreit abgebrochen. Mehrmals hat er den Kopf angehoben und den Schnabel geöffnet — ein Krähen aber war nicht mehr zu vernehmen. Und die Nummer Sieben hat immer noch nicht einen einzigen Kräher getan. Gleichwohl gehört er zu den schönsten Hähnen im Wettkampf. In seinem glänzenden braunen Gefieder finden sich auch orangene und grüne Federn.

„Stop!“ — ruft in diesem Moment der 1. Vorsitzende des Sudberger Rassegeflügelzüchter Vereins, Volker Lohmann. Der Wettkampf ist vorbei. Nun wird gezählt. Den dritten Platz belegt ein federfüßiger Zwerg-Barnefelder. Er gehört der Tochter von Karsten Seifert — Kungelei ist aber nicht im Spiel, denn Seifert hat die vier Hähne gezählt, die keine gefiederten Füße haben. Auf Platz Zwei — mit nur fünf Krähern Rückstand auf den Erstplatzierten — folgt der Hahn mit der Nummer Vier. Erster wurde Startnummer Eins mit 65 Krähern. „Ein mittleres Ergebnis“, erklärt Volker Lohmann und erinnert an vorherige Sieger. In manchem Jahr habe es der ein oder andere Hahn schon auf mehr als 100 Schreie gebracht.

Wolfgang Stein, dessen Hahn gar nicht gekräht hat, ist ein guter Verlierer und erkennt die Leistung des Siegers neidlos an: „Ein toller Hahn ist das.“ In einem Jahr muss er seinen Titel verteidigen — beim 18. Wettkrähen in Sudberg.