Was ist da los? (3): „Benzingespräche“ im Hubraum
An dem Café in der Kohlfurth treffen sich die Biker aus der Region.
Kohlfurth. Am Zaun an der Kohlfurther Straße 30 kann man eine Wetterprognose wagen: Nur 15 Motorräder stehen dort geparkt, das Café Hubraum ist schwach besucht an diesem Samstagmittag. Das lässt Regen erwarten. „Die Schönwetterfahrer sind nicht da, normalerweise ist es viel voller“, bestätigt Alf, der sich mit Partnerin Hilde an einem der Stehtische eingefunden hat, in der Hand einen Krug mit Cola. Die Düsseldorfer Biker kommen seit rund 20 Jahren ans Café Hubraum, treffen sich dort mit der Clique, fast 45 Personen. „Das ist unser Start- oder Endpunkt für gemeinsame Touren“, sagt Alf.
„Die Lage ist zentral“, fügt Guido aus Langenfeld an, der sich mit einem Pott Kaffee zu seinen Freunden gesellt. „Hier ist einer der größten Treffs im Umkreis.“
Die Gespräche drehen sich um Pferdestärken, Windzug, Kurvenlage, die neuesten Anschaffungen. Zwei Männer und eine Frau betrachten eine Maschine. „Das ist ein altes Schätzchen, eine BMW R100 GS“, erklärt Andi aus Düsseldorf, ein weiterer Kenner der Szene. „Boxermodell, zwei Zylinder.“ Das erkennt der 52-Jährige sogar aus der Ferne.
„Benzingespräche“ seien das, sagt Richard Zöllner. Seitdem er das Café Hubraum 2008 übernommen hat, verbringt er jeden Tag dort. Selbst findet er keine Zeit mehr zum Motorradfahren. „Bei schönem Wetter sind ja alle hier“, erklärt er.
Dennoch sei das Café kein reiner Biker-Treff. Darauf legt der Inhaber Wert. „Es kommen auch Spaziergänger und Radfahrer, um hier zu essen. Wir sind offen für jedermann.“ Der Geschäftsführer will den Dialog fördern. „Es wäre schön, wenn sich mehr Biker und Nicht-Biker an einen Tisch setzen und Vorurteile loswerden.“
Biker hätten einen schlechten Ruf. Im Café Hubraum, so findet Richard Zöllner, lasse sich diese Ansicht revidieren. „Hier herrscht ein Miteinander, jeder duzt jeden, man hat ein gemeinsames Hobby, das Spaß macht, der Rest ist völlig egal. Auch mit Motorradclubs gibt es keine Probleme. Alle sind friedlich.“
Zugegeben, manche Biker treten einschüchternd auf. Etwa der Mann, der allein an einem Tisch sitzt. Ganz in Schwarz gekleidet, mit schweren Stiefeln und einer imposanten Lederjacke, nippt er an seinem Kaffee. Sein graues Haar ist bis auf einen dünnen Pferdeschwanz kurz geschoren, an jeder Hand trägt er vom Ring- bis zum Zeigefinger drei massive Silberringe, einer davon ist ein Totenkopf.
Im Kontrast dazu wirkt das Café-Innere heimelig: bergisch mit den Steinwänden, dem Kamin, den braunen Holzdecken und den schwarzen Balken. Metallschilder mit Motorradmotiven an den Wänden geben Rockabilly-Flair hinzu, frische Rosen auf jedem Tisch machen die Atmosphäre fast lieblich. Grüppchen sitzen zusammen, essen Currywurst, schauen im Fernsehen ein Motorradrennen.
Der große Biergarten dagegen ist verlassen, Bänke, Stühle und Liegen sind blank, Sonnenschirme zugeklappt. „Wenn es warm ist, kommen sie alle“, sagt eine Passantin. „Ich finde es gut, dass die Motorradfahrer hier ihren Platz haben.“ Sie selbst mischt sich auch ab und zu darunter: „Zum Essen. Das empfehle ich gern.“