Wuppertal Laura Valente möbelt historische Schätze auf

Die Tischlermeisterin und Restauratorin hat sich auf Inventar mit Geschichte spezialisiert. Die soll auch nach ihrer Arbeit sichtbar sein.

Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Das rotbraune Holz des ausladenden Sessels wirkt etwas matt. Eine Schellackschicht soll dem alten Stück bald zu neuem Glanz verhelfen. „Bisher habe ich ihn nur abgeschliffen und gebeizt“, sagt Laura Valente und streicht mit der Hand über die seidige Oberfläche der geschwungenen Armlehne. Die Restauratorin hat sich darauf spezialisiert, historische Schätzchen wieder aufzumöbeln.

„Sie haben alle eine eigene Geschichte und die möchte ich erhalten“, sagt die 28-Jährige. Gebrauchsspuren lässt sie daher bewusst nicht verschwinden. „Es soll sichtbar sein, dass Menschen sie benutzt haben. Bei einem alten Sekretär zeugen Tintenflecke doch gerade davon, wie sie damals geschrieben haben. Das finde ich unglaublich spannend“, sagt Laura Valente. Bei ihrer Arbeit stellt sie sich gerne vor, wie die Menschen damals gelebt und wozu sie den Servierwagen oder die Kommode wohl benutzt haben.

„Das hat mich schon immer interessiert. Deshalb ist der Beruf genau das Richtige für mich“, sagt die Wuppertalerin. Sie hat sich erst im Juli mit einer eigenen Werkstatt selbstständig gemacht. „Es war ein langer Weg“, sagt die junge Frau mit dem blonden Zopf. Ursprünglich wollte sie Theaterkulissen bauen. Doch bei einem Praktikum an den Wuppertaler Bühnen entdeckte sie ihre Leidenschaft für den Werkstoff Holz. „Vom Malersaal bin ich immer häufiger in die Schreinerei hinübergegangen. Schon allein durch den Geruch habe ich mich dort zu Hause gefühlt.“

Als ein Kollege sie fragte, ob sie Interesse an einer Schreinerlehre habe, sagte sie spontan zu. „Das war eine gute Entscheidung“, sagt sie rückblickend. Obwohl es für sie als Frau in einem vermeintlichen Männerberuf nicht immer einfach war. „Anfangs war es schwierig, ernst genommen zu werden. Häufig hatte ich das Gefühl, mich mehr beweisen zu müssen.“ Herablassende Sprüche seien selten gewesen, die Kollegen hätten ihr vielmehr manches aus der Hand genommen. „Gerade die Älteren trauen das einer Frau einfach nicht so zu“, berichtet Laura Valente mit einem Lächeln.

So forsch wie ihre männlichen Kollegen sei sie allerdings auch nie zu Werke gegangen. „Während die Herren sofort angefangen haben zu schleifen, habe ich mir das Stück erst einmal genau angesehen.“ Während der Ausbildung hat sie nicht nur das Handwerk gelernt, sie konnte auch ihre Stärken kennen lernen. „Zwischendurch habe ich auch mal in einem Bauunternehmen gearbeitet. Doch Böden herauszureißen und Parkett zu verlegen, hat mir nicht so gelegen. Mich haben eher die filigranen Arbeiten fasziniert.“

Nach der Meisterprüfung entschloss sie sich daher, sich berufsbegleitend zur Restauratorin ausbilden zu lassen. „Der Umgang mit alten Möbeln hat mich begeistert. Das ist eben nicht Spanplatte, sondern massives Holz und es steckt wirkliche Handwerkskunst dahinter.“ Bevor sie damit beginnt, ein historisches Stück aufzuarbeiten, recherchiert sie zunächst, aus welcher Zeit es stammt und mit welchen Werkstoffen sie es zu tun hat. Traditionelle Materialien wie Schellack, Knochen- oder Fischleim setzt sie bewusst ein, damit der Tisch oder Stuhl anschließend nicht wie neu, sondern authentisch wirkt. In alten Apothekenflaschen stehen die Ingredienzien säuberlich beschriftet und aufgereiht bei ihr im Regal. „Sie lassen sich im Fachhandel bestellen.“

Vorsichtig tastet sie sich an jedes Möbelstück heran, behandelt jedes individuell. „Da Holz ein lebendiger Werkstoff ist, das arbeitet, Risse und Maserungen hat, sind es immer Einzelstücke.“ Wie der ausladende Sessel auf ihrer Werkbank. „Es war gar nicht so einfach, die richtige Beize zu finden, doch wenn der Lack drauf ist, sieht er wieder aus wie einst in den goldenen zwanziger Jahren.“