Wuppertal Tanz im großen und kleinen Haus

Das Raumkonzept für das Bausch Zentrum ist fertig. Die Bausubstanz des Schauspielhauses bleibt unverändert. Neubau wird größer.

Foto: Anna Schwartz

Als die Große Koalition aus CDU und SPD vor vier Jahren den Bau des Internationalen Tanzzentrums Pina Bausch in ihren Koalitionsvertrag aufnahm, bedeutete dies den Durchbruch für das Projekt. Im Frühjahr 2018 könnte nun im Stadtrat der Durchführungsbeschluss für den Bau zur Abstimmung stehen. Voraussetzung ist, dass sich bis dahin eine Regierung in Berlin gebildet hat und diese zu den Zusagen von CDU und SPD für den Umbau des Wuppertaler Schauspielhauses steht. Bei Investitionskosten von 60 Millionen Euro wird es eben dem Geld von Stadt und Land NRW auch auf die finanzielle Beteiligung des Bundes ankommen.

Im Oktober hatte sich bereits die neue CDU/FDP-Landesregierung für die Fortsetzung der Planungen ausgesprochen. „Über die Parteiengrenzen hinaus zeichnet sich weiterhin ein Konsens ab, doch wir müssen abwarten, was sich in Berlin tut“, sagt Hans-Uwe Flunkert, Chef des Gebäudemanagements Wuppertal (GMW). Das GMW hat ein Raumkonzept erarbeitet. Die intensiven ersten Planungsschritte haben allein rund eine Million Euro gekostet. Der Durchführungsbeschluss im Frühjahr würde weit größere Summen in Gang setzen. Für jeweils ein Drittel der 60 Millionen Euro müssen Bund, Land und Stadt aufkomme. Über die Finanzierung der Betriebskosten in Millionenhöhe pro Jahr wurde noch keine Einigung erzielt.

Das bisher erarbeitete Konzept sieht eine Modernisierung des Schauspielhauses als Bühne für das Wuppertaler Tanztheater und Gastkompanien vor. Moderne Technik wird an der Kluse Einzug halten, radikale bauliche Veränderung des denkmalgeschützten Gebäudes aus den 1960er Jahren soll es aber nicht geben. „Rund 7000 Quadratmeter Fläche, die wir zusätzlich benötigen, gibt das Schauspielhaus nicht her“, sagt Frank Meidrodt, Projektleiter Bau des Pina Bausch Zentrums.

Ein bis zu fünf Geschosse hoher Neubau auf der Fläche hinter dem Schauspielhaus, die aktuell als Parkplatz genutzt wird, wird daher als Ergänzung zum Schauspielhaus erforderlich sein. Im Verlauf der Planung wurde offenbar erkannt, dass massive Veränderungen in der Bausubstanz des denkmalgeschützten Schauspielhauses nicht möglich sind oder nur die zweitbeste Lösung wären. Das Schauspielhaus soll in seiner räumlichen Aufteilung und Optik wieder dem Orginalzustand der 1960er Jahre angenähert werden. So soll zum Beispiel das Foyer, das zwischenzeitlich als kleine Bühne genutzt wurde, in einen hellen und offenen Raum zurückverwandelt werden.

Während der große Saal im Schauspielhaus 750 Plätze aufweisen wird, was ungefähr der früheren Kapazität entspricht, soll im Neubau ein zusätzlicher Multifunktionssaal mit rund 300 Plätzen entstehen. „Das ist eine Art kleine Bühne auch für den Tanz, wie sie für kleinere Produktionen und Proben ungemein wichtig ist“, sagt Hans-Uwe Flunkert. Außerdem soll in dem neuen Gebäude das Archiv der Bausch Foundation mit Material aus dem Nachlass von Pina Bausch einziehen. Das Vier-Säulen-Konzept von Stefan Hilterhaus sieht außerdem ein Bürgerforum und Begegnungszentrum vor, das nicht nur bei Veranstaltungen geöffnet sein soll.

„Das Schauspielhaus ist als Gebäude ein Solitär. Das muss in der Architektur des Neubaus berücksichtigt werden. Daher werden wir einen Architektenwettbewerb für den Neubau ausschreiben“, kündigt Flunkert an. Er könne sich vorstellen, dass namhafte Architekten Interesse zeigen, denn beim Bausch Zentrum handele es sich um ein Projekt europaweiter Bedeutung. In seiner morgigen Sitzung wird der Kulturausschuss über eine „Klarstellung des Grundsatzbeschlusses“ abstimmen. Nicht zuletzt mit Blick auf die Geldgeber in Düsseldorf und Berlin will das GMW mit dieser Beschlusslage möglichen Missverständnissen in Bezug auf den erforderlichen Neubau vorbeugen. “ S. 14