Kabarett-Größe Wilfried Schmickler begeistert im Wuppertaler Kulturzentrum Immanuel
Wuppertal · Mit seinem Programm „Herr Schmickler, bitte!“ trat er am Samstag in Wuppertal auf.
Auch eine Kabarett-Größe darf mal Klamauk. Auf US-Präsident Trump mit seinem „America first“ erwidert bei Wilfried Schmickler ein „Waldpfleger“ „But I am förster.“ Immer wieder mal platzten Ulk und Schrägheit in seine Bestandsaufnahme – getreu dem Versprechen zum Start, bei all den schlechten Nachrichten zwei Stunden Vergnügen zu bieten. Freilich: Manch Düsteres ersparte er dem vollen Saal im Zentrum Immanuel nicht.
„Herr Schmickler, bitte!“ heißt das aktuelle Programm des vielfach ausgezeichneten Polit-Humoristen, vielen noch bekannt vom einstigen Stammpersonal der WDR-Sendung „Mitternachtsspitzen“. Neues und manch Älteres war dabei, wie der Meister bekannte. Einige Lieblingsstellen bringe er nun einfach erneut.
Ihr berühmtes Fett bekamen natürlich alle mal ab, auch Parteien links der Mitte wie das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ oder ein Grüner wie Anton „Kasernenhofreiter“, der jetzt den Panzer-Führerschein mache. Vielfältig war auch das Spektrum der komisch aufbereiteten Themen – vom Klimawandel bis zu den Tücken des Älterwerdens samt Sporttreiben dagegen („In atmungsaktiver Funktionswäsche kann man nicht elegant aussehen“). Und doch fehlte insgesamt nicht die klare Verortung: Einer wie Schmickler ergreift bei allem Witzeln Partei. Oft ging es gegen die FDP, die er entschieden und streitbar etwa fürs Ampel-Aus verantwortlich machte: „Sie hat den Entwurf fürs Heizgesetz an die ‚Bild‘ durchgestochen.“ Und: „Christian Lindner ging es nicht um die Sache, er wollte quertreiben.“
Kein Zweifel: Schmickler ist alter Sozialdemokrat und macht keinen Hehl daraus. „Die Erde könnte allen gehören“, meint er nicht bloß als Phrase, er will globale Verteilungsgerechtigkeit. Und wird immer wieder konkret, schießt gegen Banken, Wucher-Vermieter, „freundliche Faschisten“. Offen bekannte er sich auch zu „notwendigen Zwangsmaßnahmen“, unbeeindruckt von Klagen über „Verbotsparteien“: „Natürlich braucht es Verbote. Zum Beispiel von Valium in der Kindermilch oder rechtsradikalen Rockkonzerten.“
Wie systematisch der Kabarettist Anstoß nahm an Konsum sowie Profitmaximierung, wurde bei einem Lied besonders deutlich, das mit dem Phänomen Gier ins Gericht ging – mit Versen wie: „Cum und Ex / Ex und hopp / Es platzt ein Derivat.“ Wieder sprachliche Perlen, wieder viel Grimm plus Finanzmarkt-Kritik.
Wer Schmickler von den „Mitternachtsspitzen“ kennt, verbindet mit ihm sicher auch den Dauernörgler. Was er dort mit der Miene des Griesgrams bemängelte, führt er in seinen Soloauftritten im Grunde weiter: Die Welt-Analyse ist die gleiche, auch die Zielscheiben und Lösungsvorschläge. Nun freilich, bei allem Humor, ziemlich ernsthaft bis traurig - warnend und desillusioniert.
So bekannte denn auch jemand beim Pausen-Plausch, einte, das sei „so depressiv“ gewesen. Denn ja: Schmicklers Bild der Lage dieser Tage, es hatte viel von Pessimismus. Wenn es denn einen Stimmungs-Tenor gab, so war es Tristesse.
Aber: Trotzig schloss das Programm mit einem ermunternden Appell: „Es hilft nur, gemeinsam aufzustehen.“ Vielleicht weil ein Kabarettabend das Publikum ja schlecht mit Trübsinn entlassen kann. Vielmehr wohl ist es aber Ausdruck eines zutiefst humanen Welt- und Menschenbilds – bei allem Kalauern und Granteln.