Interaktion Wuppertal: Malerei ohne festen Plan, aber keineswegs planlos
Wuppertal · Birgit Pardun lud Besucher im Kunstraum Eckart zur Interaktion ein.
Die Kunst kann als eine Dialogform zwischen Künstlern und Betrachtern aufgefasst werden. Künstlerin Birgit Pardun ermöglichte mit ihrer Malerei in ihrer Ausstellung im Kunstraum Eckart nicht nur Gespräche mit Besucherinnen und Besuchern, sie lud zudem zum Lesen von Lieblingstexten und Hören der Lieblingsmusik in den Räumen ein.
Für Pardun ist es eine Möglichkeit, an den Menschen anzuknüpfen und ihn auf eine andere Weise kennenzulernen, für Besucher ein Weg, Dinge zu teilen, die sie berühren oder ihnen am Herzen liegen. Birgit Parduns Malereien erzählen Geschichten darüber, wie sie die Welt beziehungsweise sich in ihr sieht. Besonders ist hierbei ihr Arbeitsprozess, der keinen Plan voraussetzt, wodurch sich Schicht um Schicht und Impuls um Impuls eine Erzählung herauskristallisiert. „Ich male an vielen Bildern gleichzeitig, ich improvisiere, manchmal zerstöre ich und rette anschließend wieder“, erklärt sie. Es ist ein schneller Prozess, er ähnelt einem kurzen Gedanken, was das jeweilige Bild braucht, bis sie zum nächsten übergeht. Dennoch entstehen dadurch keine Serien an gleichen Geschichten, ganz im Gegenteil. Jede wesenhafte Gestalt in ihren Werken ist einzigartig und bekommt durch die gewählten Bildtitel eine besondere Assoziation mit auf den Weg. „Mit einem Titel oder Ausschnitt gibt man dem Betrachtenden immer einen Impuls. Je weniger Erkennbares man liefert, umso freier kann das Werk interpretiert werden“, fügt die Grafikdesignerin hinzu. Ihr größtes Vorbild bei ihren Werken sind Kinderbilder. „Weil man sie betrachtet und versteht“.
Eine der großen Besonderheiten ihrer Arbeiten liegt sicherlich in ihrer Fähigkeit loszulassen und gelernte Strukturen und Ziele zu vergessen. Im Malprozess verfolgt sie kein Ziel, was allerdings die Gefahr birgt, dass Werk „zu zerstören“. Das ist für Pardun jedoch ein Risiko, das sie gewillt ist einzugehen. „Ich male mit Farben, die ich mag, manchmal bewusst mit ganz bestimmten. Im Prozess muss es für mich schnell hin und her gehen, um den passenden Impuls zu setzen, bevor ich mich direkt dem nächsten Bild widme“, führt sie aus. Hierbei möchte sie die Fläche möglichst lebendig gestalten, wodurch sie nicht vor verschiedenen Materialien und Techniken zurückschreckt und häufig die Malerei mit Stiften, Schrift und aufgeklebtem Papier kombiniert. Dabei ist es ihr auch egal, worauf sie malt, für die Künstlerin ist jeder Untergrund besonders.
Nachdem sich der erste Ausstellungstermin rein auf ihre Arbeiten und Gespräche fokussierte, konnte die Besucherschar beim zweiten ihre eigenen Texte mitbringen und vortragen. Dies eröffnete eine völlig neue Form des Dialogs, der dankend angenommen wurde. Am letzten Ausstellungstag trat die Musik in den Vordergrund, die auf eine ganz andere Art und Weise berührt und Geschichten erzählt. Obwohl die Malerei von Birgit Pardun im Vergleich sichtbar und aus verschiedensten Blickwinkeln beurteilbar ist, sieht Kulturjournalistin Anne-Kathrin Reif eine enge Verwandtschaft zwischen Parduns Werken und der frei Improvisierten Musik: „In beiden Fällen entsteht etwas im Prozess, das nicht planbar ist und dessen Ergebnis nicht abzusehen war – aber dennoch keineswegs beliebig ist“.