Kontrastreiche Klangreise Uptown Classics: Sinfonieorchester Wuppertal in der Unterbarmer Hauptkirche
Wuppertal · In Kammerbesetzung trat das reine Streichorchester als rund 20-köpfiges Ensemble auf.
Uptown Classics Nummer 3: der konzertante Ausflug in abgelegene Stadtbezirke Wuppertals führte das Sinfonieorchester Wuppertal am Samstag in die Unterbarmer Hauptkirche und am Sonntag in das LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen. In Kammerbesetzung trat das reine Streichorchester ohne Bläser und Schlagzeug in der voll besetzten Hauptkirche als rund 20-köpfiges Ensemble auf, souverän geleitet vom Gastdirigenten Juraj Cizmarovic, dem Solo-Geiger und Konzertmeister des WDR-Funkhausorchesters.
Musik aus der ganzen Welt
Ein wunderbarer Orchesterklang füllte den Kirchenraum, transparent, kraftvoll, leicht, feinsinnig, dann auch spritzig-humorvoll, kräftig zupackend, schließlich verinnerlicht, trostspendend und andachtsvoll. Cizmarovic hatte vielgestaltige Musik aus der ganzen Welt zusammengetragen, aus Deutschland Mendelssohn-Bartholdys „Sinfonie für Streichorchester Nr.1 C-Dur“, aus Argentinien Piazzollas „Verano Porteno“, aus Amerika Barbers „Adagio for Strings“ und aus England Brittens „Simply Symphony“.
Großartig, wie empfindungs- und farbenreich das Sinfonieorchester diese Klangwelten gestaltete. Mendelssohns Jugend-Sinfonie Nr.1 in C-Dur, die dieser mit zwölf Jahren nach klassischem Vorbild dreisätzig komponierte, interpretierten die Streicher beeindruckend harmonisch, kompakt und stimmig, mit ausgeprägtem Klangsinn und Transparenz. Die musikalische Reise führte mit Astor Piazzollas „Vereno Porteno“ in die Sommermonate von Buenos Aires. Cizmarovic übernahm dirigierend den Geigen-Solopart, das Orchester zauberte schwungvolle, synkopische Tango-Klänge, leider ohne Bandoneon. Das Publikum war dennoch von dem virtuosen Geigenspiel des Solisten beeindruckt. Als schließlich das sommerliche Thema aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ in Piazzollas Finale auftauchte, war die Begeisterung der Zuhörer groß und der Applaus kaum zu bremsen.
Das Kontrastprogramm folgte auf dem Fuße. Mit Samuel Barbers berühmtem „Adagio for Strings“ entstand eine ganz andere Klangwelt, eine Trauermusik, empfindsam, warmherzig, tröstlich. Selten hat man ein Streichorchester diese „Begräbnismusik“ so sensibel und einfühlsam spielen hören wie von den Wuppertaler Sinfonikern. Ein kaum zu beschreibender, berührender Wohlklang eines weltberühmten Stückes – auch bei J.F. Kennedys Beerdigung wurde das Stück gespielt.
Heiter, tänzerisch
und mitunter robust
Wohltuend schlicht und beschwingt klang das letzte Stück des Abends: Benjamin Brittens „Simply Symphony“, ein frischer, beschwingter Orchestersound, der an Mendelssohns Jugend-Sinfonie erinnerte. Stimmungsvoll, abwechslungsreich, ja humorvoll klangen die vier Sätze, mal heiter, mal tänzerisch, mal sentimental, schließlich robust. Immer mit viel Mut und zupackendem Engagement gestaltet.
So glänzte das Sinfonieorchester Wuppertal mit Brillanz. Das Publikum war begeistert, und Juraj Cizmarovic beendete mit zwei temperamentvollen und spaßigen Zugaben den erlebnisreichen Ausflug in die Welt der Musik: mit Alfred Schnittkes „Polka“ und Johann Strauss’(Sohn) „Perpetuum mobile“.