WM-Orakel: Unser Paul heißt Anori (mit Video)
2010 hatte Krake Paul orakelt. In Wuppertal sagt Eisbär Anori Spiele voraus. Demnach siegt Deutschland heute.
Wuppertal. Die Eisbärin Anori hebt die Nase, spannt die Muskeln an — wie ein Torwart beim Elfmeter. Anja Hillen und Dennis Hochgreve, beide Tierpfleger im Bärenrevier, halten die Bälle mit den deutschen und portugiesischen Nationalfarben in die Höhe. Dann fliegen die Orakelbälle ins Wasser, eine Steilvorlage für Anori. Sie hechtet los — und ganz klar berührt sie den deutschen Ball mit Schnauze und Tatze zuerst. Damit steht fest: Das erste Gruppenspiel (heute, 18 Uhr MEZ) werden Jogis Jungs gewinnen!
Die Eisbären im Wuppertaler Zoo orakeln aber noch viel mehr. Anori fährt die Pranken aus und drückt beide Bälle an die Brust — das bedeutet viel Ballbesitz für „La Mannschaft“.
Jetzt erst kommt Eisbär Luka ins Spiel, er will auch einen Ball haben. Daraus wird aber erst mal nichts. Anori verteidigt ihre Bälle mit einem Kampfgeist, der so manchem Fußballtrainer Freudentränen in die Augen treiben würde. Die Körpersprache der Bärin ist eindeutig. Selbstbewusst, zuversichtlich, so sehen Sieger aus. Woraus sich schließen lässt: Unsere Jungs können sich gegen Portugal auf eine grundsolide Abwehr verlassen.
Zookurator André Stadler: „Gürteltiere, Elefanten nehmen sie in anderen Zoos. Wir dachten: Die Eisbären sind einfach mal dran.“ Und sie spielen prächtig auf dieser Position. „Das ist ein eindeutiges Ergebnis. Und dass Luka versucht hat, als erster an den Portugal-Ball zu kommen, ist ja klar. Er kommt aus Rhenen in Holland. Er würde alles tun, damit Deutschland verliert.“
Tja, aber es reicht halt nicht. Leicht werden es die Portugiesen den Deutschen aber trotzdem nicht machen. Luka lässt nicht locker, sucht den Zweikampf. Jetzt setzt Anori noch einen drauf und klärt die Sache endgültig. Auch ungeübte Orakelbefrager können sehen: Das wird ein kampfbetontes Spiel.
Inzwischen sind immer mehr Zoobesucher an die Glaswand der Eisbären gekommen. Sie erleben ein sehenswertes Spiel. Schließlich beißt Anori noch einmal in den portugiesischen Ball. Dann lässt sie ihn lässig für den geschlagenen Luka liegen und steigt mit dem deutschen Ball in die höheren Ruhmessphären der Eisbärfelsen.
Da oben beschäftigt sie sich ausgiebig mit dem deutschen Ball. Wobei sie nicht nur mitreißende Spielfreude, sondern auch souveräne, fast brasilianische Ballbeherrschung präsentiert.
Die Zeichen stehen gut, dass Deutschland heute bärenstark in die Gruppenphase startet. Es vielleicht sogar weit bringt, erinnern die Eisbären doch mit ihrem weißen Fell und der schwarzen Nase an das Trikot des Weltmeisters von 1990. Anori richtet sich neben dem deutschen Ball auf, reckt die Vorderpranken triumphierend in den Himmel und guckt direkt ins Publikum.