Innenstadt Wuppertal: Galerie Brinkmann schließt ihr Traditionsgeschäft nach mehr als 70 Jahren
Wuppertal · Nach mehr als 70 Jahren findet das Unternehmen an der Schwanenstraße keinen Nachfolger mehr – „Baustellen beschädigen den Ruf der City“.
Im Schaufenster des Ladenlokals sind Kunstdrucke von Picasso und Hundertwasser zu sehen, dahinter knallig-pinke Frösche, Elefanten und Schmetterlinge aus Keramik. Auffälliger sind allerdings die Schilder, die seit Montag auf den Fenstern der Galerie „Bilder Brinkmann“ an der Schwanenstraße kleben: „Wir schließen. Alles muss raus.“
Mehr als 70 Jahre war das Geschäft eine Institution in Wuppertal. Nicht nur für Bilder, sondern auch für deren Rahmung. Spätestens Ende des Jahres ist Schluss, die Inhaber Jörg und Stefan Brinkmann machen dicht. Kein Nachfolger, kein positives Verkaufsumfeld mehr.
Eine Übernahme verschiedener Interessenten sei einerseits an der wirtschaftlichen Situation, Auswirkungen der Pandemie und dem zunehmenden Onlinehandel gescheitert. Abschreckend für potenzielle Nachfolger sei vor allem jedoch „der nicht enden wollende Umbau der Elberfelder Innenstadt“ gewesen, sagen die beiden Brüder, die die dritte Generation des Familienunternehmens bilden.
„Der Ruf der Elberfelder City ist durch die Dauerbaustellen beschädigt“, kritisiert Kunsthandelskaufmann Stefan Brinkmann. Der Handel leide darunter. „Wenn Sie einem potenziellen Nachfolger – möglicherweise einem Neugründer – sagen, dass die Baustellen hier bis 2034 bestehen bleiben könnten, ist das keine Perspektive.“ Die Schließung kam nicht aus heiterem Himmel: „Wir hatten einen Zehn-Jahres-Vertrag und haben die Entscheidung immer wieder vor uns hergeschoben“, sagt Brinkmann. „Wir machen das gern hier. Aber jetzt geht es nicht mehr.“ Alle Anrainer seien gebeutelt. „Es kann zerstörerisch sein, wenn Sie einen Bagger vor der Tür haben und die Fußgängerzone als Stolperstrecke wahrgenommen wird.“
Ihr Großvater Dietrich Brinkmann hatte das Unternehmen in den 1950er-Jahren gegründet. Der Ausbau als Groß- und Einzelhandel wurde in den 60er-Jahren umgesetzt und durch die Söhne ab 1992 fortgesetzt. Nach Jahrzehnten in der Barmer Fußgängerzone gegenüber dem Rathaus zog man 2012 auf die Rückseite des Von-der-Heydt-Museums um. „Unsere Kinder haben beruflich andere Wege eingeschlagen“, sagt Stefan Brinkmann; Seniorchefin Else Brinkmann unterstützt ihre Söhne bis zur Schließung.
Giraffen mit Sonnenbrillen lächeln auf die Besucher hinab
Eine Rabattaktion soll die Kunden nun in den Laden locken und den Abverkauf des Sortiments steigern. „Wir möchten uns vernünftig verabschieden und nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwinden. Dafür waren wir zu lange hier und vor allem als Einzelhändler verwurzelt“, so Jörg Brinkmann. „Wir werden danach nicht in anderen Räumen oder mit einem Konzept wiederkehren, sondern in den Ruhestand gehen“, betont der 63-Jährige.
Der Verkaufsraum ist hell, die Bilder strahlen. An der Wand schauen Giraffen mit Sonnenbrillen auf die Besucher hinab. Daneben erstreckt sich auf 1,50 Meter Höhe ein Ara, der mit einem Zauberzylinder auf Tournee geht. Besonders Urlaubsmotive seien nach wie vor beliebt, weiß Jörg Brinkmann. War es früher die Toskana mit zypressengesäumten Wegen, seien heute leuchtende Seemotive gefragt. Dazu Weizenfelder und Wiesen, die bis zum Horizont reichen, ein Himmel, der von Wolken umspielt wird. Grün blühende Alleen und erdig-braune Herbstszenen verteilen sich über das verwinkelte Ladenlokal. Auch spezifisch für Wuppertal gestaltete Motive sind dabei, etwa eine Collage aus Schwebebahnstationen oder Sehenswürdigkeiten zwischen St. Laurentius und Elisenturm.
„Hauptgeschäft sind die Rahmen, für die Kunden gezielt zu uns kommen.“ Dafür ist Jörg als Vergoldermeister und Einrahmer zuständig – ein Handwerksberuf, den es immer noch gibt. In einer Ecke hängt dezent sein Meisterbrief, ausgestellt im Jahr 1983.
Die Laufkundschaft dagegen schaut spontan vorbei, ist neugierig und legt ihre Aufmerksamkeit auf die Bilder, darunter auch plakative Dekokunst mit Bistro-Motiven oder das junge Paar, das eng umschlungen dem Eiffelturm entgegen schlendert. Während die Gemälde Momente für die Ewigkeit festhalten, wird „Bilder Brinkmann“ schon bald Geschichte sein.