Justiz Haft für Überfall auf Pizzaboten

Wuppertal · Zwei Beteiligte hatte einen Tag vorher Geräte im Helios geraubt.

Foto: dpa/Volker Hartmann

Mehrjährige Haftstrafen von drei bis viereinhalb Jahren gab es für einen Raubüberfall auf zwei Helios-Mitarbeiterinnen und einen Raubüberfall auf einen Pizzaboten im Oktober 2018. Drei Beteiligte müssen ins Gefängnis, ein Jugendlicher kam mit einer Bewährungsstrafe davon.

Sie kamen mitten in der Nacht, als zwei Helios-Mitarbeiterinnen Rauchpause machten. Drei junge Männer, maskiert, hielten ihnen Pistolen vor, von denen die Frauen nicht wussten, dass es ungeladene Schreckschusspistolen waren. Die Räuber forderten bestimmte Operationsgeräte, einer nahm zudem Operationssägen mit. Rund 40 000 Euro war ihre Beute wert.

Medizinische Geräte im Wert von 40 000 Euro

Auch wenn den Frauen gesagt wurde, dass man ihnen nichts tun werde, ist eine von ihnen schwer traumatisiert. Der Vorsitzende Richter erinnerte in seiner Urteilsbegründung daran, dass sie bei ihrer Aussage im Gerichtssaal „völlig zusammengebrochen“ ist. „Sie wird vielleicht ihr Leben lang daran leiden“, hielt der den Angeklagten vor.

An dem Überfall beteiligt waren ein 21-Jähriger, der wegen seiner Amphetamin-Abhängigkeit Geld brauchte. Deshalb hat er seinen 17-jährigen Bekannten angesprochen, der schon öfter medizinische Geräte aus dem Krankenhaus entwendet hatte und wohl Abnehmer dafür kannte. Mit ins Boot nahmen sie einen 16-jährigen Bekannten. Dieser ersetzte eine 56-Jährige, die vorher mit dem 17-Jährigen die Waffen besorgt hatte, aber an dem Abend des Krankenhaus-Überfalls nicht konnte.

Sie war aber an der Tat am nächsten Tag dabei. Sie traf sich mit dem 17-Jährigen und dem 21-Jährigen. Dieser entwickelte den Plan, einen Pizzaboten zu überfallen. Sie orderten Brötchen und Getränke in eine abgelegene Kleingartenanlage. Der 21-Jährige nahm die Bestellung auf der Straße entgegen, plötzlich kamen die beiden anderen mit Waffen aus dem Gebüsch.

Sie fesselten den Pizzaboten, nahmen ihm Handy und Geld – etwa 150 Euro – ab. Der 21-Jährige fuhr mit dem Pizza-Auto davon. Die 56-Jährige und der 17-Jährige fesselten den Pizzaboten an ein Eisentor und ließen ihn dort zurück – bei etwa 5 Grad. „Es war nicht damit zu rechnen, dass dort jemand vorbei kommt“, so der Richter.

Daher sei es ein „Riesenglück – auch für die Angeklagten“, dass der Pizza-Chef schon nach einer halben Stunde nach seinem Mitarbeiter suchte. Er konnte den Pizzaboten befreien und die Polizei alarmieren. Die fand über die Handynummer der Bestellung die 56-Jährige, über sie auch die Mittäter. Besonders die Fesselung an das Tor sei „absolut überflüssig“ gewesen, so der Richter. Der Pizzabote habe Qualen gelitten, weil er nicht wusste, was mit ihm passiert.

Skrupelloses Handeln und hohe kriminelle Energie

Alle Angeklagten haben die Taten eingeräumt, sich bei den Opfern entschuldigt. Das hielt das Gericht ihnen zugute, negativ ins Gewicht fiel ihr skrupelloses Handeln und ihre hohe kriminelle Energie. Der 21-Jährige muss als Erwachsener viereinhalb Jahre in Haft und wurde in eine Entziehungsklinik eingewiesen. Die 56-Jährige muss drei Jahre in Haft. Der 17-Jährige erhielt eine Jugendstrafe von drei Jahren. Und der 16-Jährige eine Jugendstrafe von 15 Monaten auf Bewährung. Er muss innerhalb eines Jahres 100 Arbeitsstunden leisten. Das Gericht geht davon aus, dass ihn der Prozess ausreichend beeindruckt hat.