Nach Anschlag in Berlin Wuppertaler haben keine Angst - Weihnachtsmärkte zusätzlich gesichert
Wuppertal. Auf Wuppertals Weihnachtsmärkten ist es am Dienstagmittag noch relativ ruhig, doch bei dem guten Wetter sind doch schon einige Paare und Familien unterwegs zu den Büdchen.
„Das muss sich erstmal setzen“, sagt Standinhaber Rainer Müller auf dem Elberfelder Lichtermarkt zu den Schreckensmeldungen aus Berlin, das Thema sei unter den Kollegen noch „nicht so wirklich rumgegangen, man verarbeitet es noch“.
Angst sei aber nicht zu spüren, weder unter den Marktleuten noch bei den Besuchern. Einen Anschlag auf einen der Wuppertaler Weihnachtsmärkte hält Müller für eher unwahrscheinlich. „Man muss ja die Gegebenheiten sehen: Hier gibt es für einen Lkw gar keine Möglichkeit, einfach so einzufahren. Die Gedächtniskirche liegt sozusagen direkt am Kurfürstendamm und damit einer vielbefahrenen Straße — das ist etwas völlig anderes.“ Traurig sei das Ganze, furchtbar traurig, auch für die Weihnachtsmarktkultur, „aber es wäre kontraproduktiv, die Märkte jetzt abzusagen. Abgesehen vom Erlebniswert für die Menschen auch der Beschicker wegen. „Wir stehen hier bis zum 29. Dezember — das sind für uns fest eingeplante Markttage.“
„Auf keinen Fall absagen!“ sagt auch Besucherin Ulrike Mühling, die mit Ehemann Hans-Werner beim nostalgischen Kinderkarussell an der Kasinokreuzung steht. „Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen. Die Märkte müssen weitergehen, jetzt erst recht.“ Ängstlich sind auch Helmut und Marianne Insel nicht, zumindest nicht, was ihren Besuch auf dem Elberfelder Weihnachtsmarkt angeht. Sie stehen am Lions-Stand, fühlen mit den Menschen in Berlin: „Auch die Standinhaber wurden ja am Montagabend völlig von der Situation überrascht.“ Helmut Insel hat für Wuppertal keine Bedenken. „Passieren kann natürlich überall etwas“, sagt und ist mit dieser Bemerkung einer von vielen Befragten am Dienstagvormittag.
Doch er meint: „Es kommt immer sehr darauf an, wie so ein Markt organisiert ist, und auch auf die Größe. „In Düsseldorf würde ich vielleicht schon eher vorsichtig sein“, sagt Marianne Insel, „aber hier in Wuppertal nicht.“ So sieht es auch Peter Simon. „Ich habe keine Bedenken — völlige Sicherheit gibt es nirgends.“ Seine Begleiterin ist sich nicht so sicher. „Bei größeren Menschenmengen hab ich schon seit längerem ein mulmiges Gefühl. Man hat solche Gedanken einfach im Hinterkopf.“
Wie die Stadt mitteilte, werden die Wuppertaler Weihnachtsmärkte durch bewaffnete Polizeibeamte in Doppelstreifen über die bisherige Polizeitätigkeit hinaus bewacht. Das ist das Ergebnis eines Telefonates von Oberbürgermeister Andreas Mucke mit Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher am Dienstagvormittag sowie einer großen gemeinsamen Gesprächsunde aller für die Sicherheit zuständigen Stellen mit den Veranstaltern der drei Wuppertaler Weihnachtsmärkte am Mittag. Voraus gegangen war eine Telefonschaltkonferenz des Innenministeriums mit allen Kreispolizeibehörden des Landes.
Der Oberbürgermeister richtete Kondolenzwünsche an die Bezirksbürgermeister von Charlottenburg und Wuppertals Partnerbezirk Tempelhof-Schöneburg sowie den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller. Die Wuppertaler ruft Mucke für Mittwoch, 21. Dezember, um 15 Uhr zu einer Gedenkminute auf dem Barmer Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus auf. „Wir wollen im Gedenken an die Toten und Verletzten, die Angehörigen, Augenzeugen und Hilfskräfte in Berlin innehalten, aber gleichzeitig deutlich machen, dass wir weiter auf unsere Weihnachtsmärkte, in unsere Fußballstadien und Theater gehen werden, denn alles andere wäre der Sieg der Fanatiker und Terroristen über unsere weltoffene, tolerante und vorurteilsfreie Gesellschaft.“
Vor allen öffentlichen Gebäuden sind die Fahnen auf Halbmast oder mit Trauerflor gehisst. Im Rathaus liegt ein Kondolenzbuch aus, in dem alle Bürger ihr Beileid und ihre Wünsche für die betroffenen Menschen bekunden können.