Aktuelle Zahlen alarmieren auch im Rhein-Kreis Zahlen zu Gewalt gegen Einsatzkräfte: „Verrückt, könnte man meinen“
Neuss · Mehr als 50 Prozent der Freiwilligen Feuerwehrkräfte haben in einer neuen Studie erklärt, in den vergangenen beiden Jahren angegriffen worden zu sein. Bei den Werkfeuerwehrmitgliedern war der Anteil gleich hoch. So reagiert der Vorsitzende des Verbands der Feuerwehren im Rhein-Kreis Neuss.
(jasi) Im Einsatz beleidigt oder bedroht zu werden, ist für die Mitglieder vieler Feuerwehren nichts Ungewöhnliches. Dieser traurige Befund der ersten gemeinsamen Umfrage des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) aus dem Jahr 2023 zum Thema „Gewalt gegen Einsatzkräfte“ wurde jetzt bestätigt. In einer weiteren Untersuchung befragten die beiden Spitzenverbände nun neben den Freiwilligen Feuerwehren auch Berufs- und Werkfeuerwehren.
Das Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) führte die Online-Befragung durch und wertete die Zahlen aus. Mit mehr als 7500 Personen wurden diesmal rund 1000 Personen mehr als 2023 erreicht.
Mehr als 50 Prozent der teilnehmenden Freiwilligen Feuerwehrkräfte erklärten, in den vergangenen beiden Jahren angegriffen worden zu sein, was die Ergebnisse von 2023 bestätigt. Bei den Werkfeuerwehrmitgliedern war der Anteil gleich hoch. Bei den Berufsfeuerwehrangehörigen berichteten sogar 75 Prozent von Angriffen in den letzten zwei Jahren. Bei mehr als 90 Prozent aller Betroffenen gab es unter den Angriffen Beschimpfungen und Beleidigungen.
„Verrückt, könnte man meinen. Bezweifeln doch viele das Funktionieren des Staates und wird dies vielfach als Grund für den gestiegenen Anstieg von Gewalt gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des gesamten öffentlichen Dienstes angeführt; so sind es doch die Polizei, die Feuerwehr und die Rettungsdienste, die uns helfen, wenn wir um Hilfe rufen“, kommentiert Stefan Meuter, Vorsitzender des Verbands der Feuerwehren im Rhein-Kreis Neuss, die Ergebnisse der Studie. Der Staat funktioniere gerade in diesem Bereich. „Doch auch diesen Einsatzkräften schlägt manchmal mangelnder Respekt entgegen“, sagt Meuter.
Insgesamt gab es 4103 (Vorjahr 3775) Straftaten gegen Feuerwehr- und Rettungsdienstangehörige im Jahr 2023 in Deutschland – Zahlen aus dem Bundeslagebild des Bundeskriminalamtes. Der größte Anteil an allen Gewalttaten gegen Feuerwehrangehörige entfiel mit 50,6 Prozent auf die Deliktgruppe „tätlicher Angriff“ (541 Opfer), gefolgt von „Bedrohung“ mit 13,1 Prozent (140 Opfer). Innerhalb der sonstigen Rettungsdienstkräfte wurde der größte Anteil mit 42,1 Prozent ebenfalls bei „tätlichem Angriff“ (1222 Opfer), gefolgt von „Bedrohung“ mit 19,9 Prozent (578 Opfer), registriert. Körperverletzung erlitten 197 Feuerwehrangehörige sowie 649 sonstige Rettungsdienstkräfte durch Gewalt an der Einsatzstelle. Im Landesvergleich wurden sowohl bei der Feuerwehr als auch den sonstigen Rettungsdienstkräften die meisten Fälle und Opfer in NRW erfasst.