Analyse: Ein bitterer Sieg für Schwedens Konservative
Die Partei fährt bei der Parlamentswahl einen souveränen Erfolg ein. Ihr fehlt aber eine Mehrheit, um weiter zu regieren.
Stockholm. Selten ist ein Wahlsieger so unverschuldet um die Früchte eines herausragenden Erfolges gebracht worden wie Schwedens Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt. Der 45-Jährige fuhr am Sonntag zwar einen strahlenden Sieg für seine Konservativen über die einst übermächtigen Sozialdemokraten ein.
Am Ende stand er aber trotzdem schwächer da als bei der Eroberung der Regierungsmacht vier Jahre zuvor: Reinfeldt ist ausgerechnet durch das Desaster der Sozialdemokraten seine absolute Mehrheit abhanden gekommen.
Die Massenflucht sozialdemokratischer Stammwähler zu den rechtspopulistischen Schwedendemokraten gab den Ausschlag: Sie ziehen mit 20Abgeordneten in den Reichstag ein. Nun fehlen Reinfeldt zusammen mit den Liberalen, dem Zentrum und den Christdemokraten drei Stimmen für das Regieren mit sicherer Mehrheit.
"Eine nicht ganz leichte Situation", murmelte der alte und sicher auch künftige Regierungschef, der sich von den ausländerfeindlichen Rechtspopulisten unter keinen Umständen "abhängig machen will".
Reinfeldt will nun mit den bisher oppositionellen Grünen über eine Zusammenarbeit sprechen und in jedem Fall als Chef einer Minderheitsregierung im Amt bleiben.
Während die Klärung der parlamentarischen Fronten durchaus Monate dauern kann, stand eines schon in der Wahlnacht felsenfest. "Wir haben ein richtig schrecklich schlechtes Ergebnis bekommen", sagte die sozialdemokratische Oppositionschefin Mona Sahlin.
Niemand widersprach, und das war im Grunde noch freundlich ausgedrückt. Nie zuvor seit Einführung der parlamentarischen Demokratie hat die stolze SAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) in Schweden schlechter abgeschnitten.
Nach ihrer Wahlniederlage von 2006 haben sie jetzt nochmals 4,1 Prozent verloren und damit maßgeblich dazu beigetragen, dass die Rechtspopulisten Parlamentssitze erobern konnten.
Sahlins schwacher Ausstrahlung wird ein großer Teil der Verantwortung zugeschoben. Sie lag in Umfragen meilenweit hinter Reinfeldt, obwohl ihre Partei lange vor dessen Konservativen geführt hatte.
Am Ende profitierte der alte und künftige Ministerpräsident dann vom kräftigen Wirtschaftsaufschwung, nachdem er in den vergangenen vier Jahren eine vorsichtige Politik ohne grundlegende Änderungen am sozialdemokratisch geprägten Wohlfahrtsstaat betrieben hatte.