Anklage im Mordfall Litvinenko

Briten fordern Auslieferung eines Ex-KGB-Offiziers.

Moskau. Ein halbes Jahr nach dem mysteriösen Tod des russischen Ex-Agenten und Kreml-Kritikers Alexander Litvinenko in London hat die britische Staatsanwaltschaft eine Anklage gegen den Ex-KGB-Offizier Andrej Lugowoi angekündigt. Sie fordert die Auslieferung des Hauptverdächtigen. Der Mittvierziger machte nach dem Ende der Sowjetunion im Umfeld des umstrittenen Finanz-Magnaten Boris Beresowski Karriere und ist mittlerweile erfolgreicher Unternehmer.

Andrej Lugowoi traf Litvinenko am 1. November zu einer Tasse Tee in einem Londoner Hotel - 22 Tage, bevor Litvinenko einer schleichenden Vergiftung durch die radioaktive Substanz Polonium 210 erlag. Die Polizei fand Spuren von Polonium 210 sowohl in Lugowois Privatflugzeug als auch in seinem Londoner Hotelzimmer.

Lugowoi bestreitet, etwas mit Litvinenkos Tod zu tun zu haben. Er behauptet, jemand wolle ihm mit dem Londoner Geheimdienstkrimi einen Strick drehen. Die russische Generalstaatsanwaltschaft stellte sich hinter Lugowoj und erklärte, der Angeklagte werde nicht ausgeliefert.

Lugowoi ist der Sohn eines sowjetischen Militärs. Ab 1987 besuchte er die Militärakademie des Obersten Sowjets, später kommandierte er eine für die Sicherheit des Kreml zuständige KGB-Einheit. Nach dem Ende der UdSSR im Jahr 1991 diente er weiterhin als Personenschützer der Kreml-Spitze. 1996 quittierte er den Staatsdienst und wurde Chef des Sicherheitsdienstes beim von Beresowski betriebenen Fernsehsenders ORT.

Heute betreibt Lugowoi zusammen mit seinen früheren Studienkollegen an der Militärakademie, Dmitri Kowtun und Wjatscheslaw Sokolenko, eine Wach- und Sicherheitsfirma in Moskau. Sie begleiteten Lugowoi nach dessen Angaben auch bei seinem Treffen mit Litvinenko. Die Unterredung sei "rein geschäftlicher Natur" gewesen.

Am 23. November starb der frühere Agent. Auf dem Sterbebett machte er Putin für seinen Tod verantwortlich. Beresowski deutete mehrfach unpräzise an, sein früherer Leibwächter Lugowoi könne "ins Kreml-Lager zurückgekehrt sein".