Biodiesel treibt weltweit die Preise für Lebensmittel hoch
Inflation: Die Angst vor hohen Preisen wächst. Biodiesel verschärft das Problem noch. Entlastung verspricht die Ernte.
Brüssel/Berlin. Die massenweise Herstellung von Biosprit erweist sich einer neuen Studie zufolge als Inflationsfalle. Die Produktion von Treibstoff aus Pflanzen habe Nahrungsmittel weltweit um bis zu 75 Prozent verteuert, heißt es in einem Dokument der Weltbank. Das widerspricht alten Erklärungsmodellen, die die Verbraucher-Nachfrage als Preistreiber sahen.
Laut Weltbank geht in den USA inzwischen mehr als ein Drittel der Getreideproduktion in die Ethanolherstellung. In Europa ist die Hälfte des Pflanzenöls für Biodiesel reserviert. Nach Einschätzung der britischen Umweltgruppe Oxfam sind die Folgen der Lebensmittel-Verteuerung dramatisch: Weltweit wurden zig Millionen Menschen, die schon früher 50 bis 80 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben mussten, in die Armut getrieben.
Für etwas Entlastung an der Preisfront könnte die reiche Ernte sorgen, die Europas Landwirte in diesem Jahr erwarten. Zwar gibt es regional erhebliche Unterschiede. In einigen Teilen Deutschlands bereitet den Bauern die Trockenheit Kopfzerbrechen, andernorts in Europa machen den Landwirten derweil gerade starke Niederschläge zu schaffen.
Unterm Strich aber sind die Ernteprognosen nach übereinstimmender Einschätzung der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle in Berlin und der EU-Kommission in Brüssel "überwiegend positiv". Der Europäische Bauernverband rechnet sogar mit einer "Rekordernte" für Getreide. "Es wird reichen, um viele Speicher wieder aufzufüllen", sagte ein leitender EU-Beamter voraus und ergänzte: "Das wirkt stabilisierend auf die Preise."
Schlechte Nachrichten kamen dagegen gestern von der Mineralölwirtschaft: Ein Liter Benzin kostet seit gestern im bundesweiten Schnitt satte 1,60 Euro. Das dürfte die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland weiter eintrüben. Laut "Deutschlandtrend" schränken die Bürger ihren Konsum bereits gravierend ein. Sie verzichten auf Urlaub und tragen ihre Kleidung auf. 85Prozent der Deutschen macht die Entwicklung der Preise regelrecht "Angst", hieß es.